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Weiterbildung

Freude am Beruf erhalten unddurch neues Wissen steigern

10.10.2007  08:34 Uhr

Weiterbildung

Freude am Beruf erhalten und durch neues Wissen steigern

Annette Immel-Sehr, Bonn

Lebenslanges Lernen – dieser Slogan ist heutzutage in aller Munde. Die Botschaft ist einfach: Jeder soll seine berufliche Kompetenz durch regelmäßige Fortbildung erhalten und erweitern. Den ein oder anderen mag diese Forderung abschrecken. Doch genauerbetrachtet, lohnt sich die Anstrengung, denn sie bringt mehr Zufriedenheit in den Berufsalltag.

Wer gerade die PTA-Ausbildung erfolgreich beendet hat, darf stolz auf seine Leistungen sein. Nach dem intensiven Büffeln und den vielen Prüfungen freut sich jeder darauf, sein Wissen im Berufsalltag einzusetzen. Endlich mal nicht mehr lernen und ein wenig auf seinen Lorbeeren ausruhen, erhofft sich der Berufsanfänger. Doch »alte Hasen« wissen: Das Lernen hört nie auf. Zum einen lernt man bei der Berufsausübung automatisch immer dazu, zum anderen muss man sich regelmäßig fortbilden, um »up to date« zu bleiben. So manchem Berufsanfänger wird der Arbeitsalltag nach einigen Jahren ein wenig langweilig. Dann ist die Zeit reif, dem Frust aktiv entgegenzuwirken! Vielleicht eröffnet sich manchen die Möglichkeit, in ein anderes Berufsfeld zu wechseln oder aber sich an der bisherigen Arbeitsstätte für neue Aufgaben zu qualifizieren.

PTAs stehen nach Abschluss ihrer Ausbildung verschiedene Tätigkeitsfelder offen: Neben der öffentlichen Apotheke können sie auch in der Krankenhausapotheke, der pharmazeutischen Industrie, in Arzneimitteluntersuchungsstellen und Universitäten arbeiten.

Das heißt aber nicht, dass sie ihr Wissen für diese Arbeitsplätze nicht noch durch spezielle Weiterbildungslehrgänge vertiefen könnten. Wer die Stellenanzeigen in den pharmazeutischen Fachzeitungen liest, findet darüber hinaus so manches andere interessante Aufgabengebiet für PTAs: Agenturen und Dienstleister im Marketing-Sektor suchen beispielsweise PTAs zur Durchführung von Schulungen für das Apothekenpersonal oder für Produktpräsentationen. Auch als Pharmaberater werden PTAs gesucht. Kurse, die für diese Tätigkeiten fit machen, bieten die Firmen den Anfängern meist selbst an.

Ohne Fortbildung geht es nicht

Die Welt um uns verändert sich schnell. Das wird auch im Apothekenalltag deutlich. Technische Entwicklungen haben in den letzten Jahren viele Betriebsabläufe beschleunigt. Die Fortschritte in der Arzneimittelforschung führten dazu, dass heute zum Teil ganz andere Medikamente in den Schubladen liegen als noch vor 15 Jahren. Sowohl pharmakologisch als auch technologisch gab es »Quantensprünge«. Wer seine Kunden kompetent beraten möchte, der muss Bescheid wissen über Wirkungsmechanismen, richtige Anwendung und mögliche Risiken von Arzneimitteln, also auch über Innovationen.

Das setzt eine regelmäßige Fortbildung voraus. Sie erleichtert nicht nur die tägliche Arbeit, sondern trägt auch zur Sicherung des Arbeitsplatzes bei. Denn jeder Betrieb profitiert von tüchtigen und kompetenten Mitarbeitern. Wenn sich Kunden in einer Apotheke gut beraten fühlen, kommen sie gerne wieder. Keine Chefin und kein Chef wird in schlechten Zeiten zuerst die besten Mitarbeiter entlassen. Lieber verzichten Arbeitgeber auf diejenigen, denen es an fachlichem Know-how fehlt.

Anders als in vielen anderen Branchen wird in Gesundheitsberufen zwischen Fort- und Weiterbildung unterschieden. Unter Fortbildung versteht man die laufende Aktualisierung des bei der Ausbildung oder im Studium erworbenen Wissens, etwa mit Hilfe von Fachzeitschriften, am PC oder durch den Besuch von Fortbildungsveranstaltungen.

Der Begriff der Weiterbildung geht auf die Spezialisierung der Ärzte für ein bestimmtes Fachgebiet zurück, beispielsweise die Qualifizierung zur Fachärztin für Frauenheilkunde. Auch PTAs und Apotheker kennen seit Jahren die berufsbegleitende Weiterbildung als Spezialisierung für ein pharmazeutisches Tätigkeitsfeld. Die Weiterbildung erstreckt sich meist über mehrere Jahre.

In der Praxis führt die Unterscheidung von Fort- und Weiterbildung manchmal zu Verwirrung, weil sich viele Veranstalter nicht an die festgelegte Definition halten oder diese nicht kennen. Zudem gibt es mittlerweile viele Bildungsangebote, die sich nicht so recht zuordnen lassen. Doch viel wichtiger als die Bezeichnung ist das breite Angebot an verschiedenen Spezialisierungsmöglichkeiten, die die Chancen und die Freude im Berufsleben erhöhen.

Bei näherer Betrachtung der Anbieter von Fort- und Weiterbildungslehrgängen findet man sowohl berufseigene Einrichtungen wie das Weiterbildungsinstitut für PTA (Wipta) und Kosmetikfachschulen oder Institutionen wie die Industrie- und Handelskammern, die sich mit ihren Angeboten auch an nicht pharmazeutische Berufsgruppen wenden. Kurse, deren Inhalte von pharmazeutisch ausgebildeten Fachkräften erarbeitet wurden, haben den Vorteil, dass sie auf dem Wissensstand einer PTA aufbauen und sich in ihren Zielen praxisnah an den Tätigkeiten in Apotheke, Krankenhausapotheke und pharmazeutischer Industrie orientieren. Auf der anderen Seite ist es aber auch reizvoll, mit Menschen aus anderen Berufen zu lernen und sich gegenseitig zu bereichern. Wer sich auf die Suche nach weiteren Kursen etwa aus dem Bereich der Naturheilkunde oder Gesundheits- und Präventionsberatung begibt, sieht sich mit einer fast unübersehbaren Fülle an Angeboten konfrontiert.

Angebote genau prüfen

Mit Aus-, Fort- und Weiterbildungslehrgängen lässt sich Geld verdienen. Kein Wunder, dass sich nicht nur seriöse Anbieter auf dem Bildungsmarkt tummeln. Daher der Rat: Bitte vor der Unterschrift immer genau hinschauen, bevor man viel Geld bezahlt. Welche Qualifikation haben die Lehrkräfte? Ist der anvisierte Abschluss oder Titel bei möglichen Arbeitgebern überhaupt bekannt und wird er geschätzt? In Zweifelsfällen ist es empfehlenswert, sich Rat zu holen, beispielsweise bei der jeweiligen Apothekerkammer oder beim Bundesverband pharmazeutisch-technischer AssistentInnen (BVpta). Viele Anbieter von Bildungsmaßnahmen kooperieren mit einer Industrie- und Handelskammer.

Weiterbildungslehrgänge (IHK), die mit einem IHK-Zertifikat abschließen, entsprechen festgelegten Qualitätsstandards und werden bundesweit anerkannt.

Von PTAs für PTAs

Der BVpta hat 1995 ein eigenes Weiterbildungsinstitut für PTA gegründet, das Wipta. Heute ist das Wipta unabhängig vom Berufsverband und der führende Anbieter, wenn es um die klassische Weiterbildung von PTAs geht. Derzeit bietet das Institut sieben verschiedene Weiterbildungslehrgänge an. Folgende Abschlüsse mit Zertifikat der IHK Saarland können PTAs erwerben:

  • Fachkraft für pharmazeutische Betreuung in der Offizin (IHK)
  • Fachkraft für Pharmakologie und spezielle Applikationsformen in der Krankenhausapotheke (IHK)
  • Fachkraft für dermopharmazeutische und kosmetische Beratung (IHK)
  • Fachkraft für kosmetische Behandlung (IHK)
  • Fachkraft für Apothekenbetriebswirtschaft (IHK)
  • Fachkraft für Beurteilung von ernährungsbedingten Krankheitsbildern und Therapiemöglichkeiten (IHK)
  • Fachkraft für Entwicklung und Herstellung von Arzneimitteln, Dokumentation, Verfahrenstechnik, Prüfmethoden, Qualitätsrichtlinien und Zulassung (IHK)

Voraussetzung für die Teilnahme an den IHK-Seminaren des Wipta ist der Nachweis der abgeschlossenen PTA-Ausbildung und eine zweijährige Berufserfahrung. Das Angebot zur Spezialisierung im Kosmetikbereich ist besonders groß. Liegt es am großen Frauenanteil oder am Bedarf der Apotheken, dass das Angebot für PTAs so umfangreich ist? Der Kasten enthält einige Beispiele.

Weiterbildungsangebote zum Thema Kosmetik

Anbieter Umfang Abschluss Kosten*
Wipta 12 Tage Fachkraft für dermopharmazeutische und kosmetische Beratun (IHK) 3118,996 Euro
LAV Baden-Württemberg 6 Tage Kosmetikfachberater/in 1579,73 Euro
PharmaSell Akademie 8 Wochen Dermato-Fachkosmetikerin 4998 Euro
A.F.S. Fernschule GmbH 12 Monate Fernlehrgang, 4 Tage Abschlusspraktikum Kosmetikerin 1354 Euro

* inkl. MwSt., ohne Reise- und Übernachtungskosten, z. T. inkl. Verpflegung

Auch einige Pharmafirmen führen Weiterbildungskurse für PTAs durch. Drei Angebote werden beispielhaft vorgestellt. Boehringer Ingelheim Pharma bietet über das »pia kolleg für pta« eine Weiterbildung zur »Fachkraft für Beratung & Verkauf in der Apotheke (IHK)« an. Das Besondere daran: Der einwöchige Hauptlehrgang findet in Portugal statt. Zu einem späteren Zeitpunkt folgt dann ein zweitägiges Seminar in Deutschland.

Eine Weiterbildung zur Phyto-PTA führt die Firma Bionorica in Zusammenarbeit mit der IHK Mittelfranken durch. An zwei Wochenenden stehen für die Apothekenpraxis relevante Indikationsgebiete der Phytotherapie auf dem Stundenplan. Den Abschluss bildet ein Wochenende auf Mallorca mit Kommunikationstraining und Besuch der Arzneipflanzenfelder von Bionorica.

Die Firma Madaus veranstaltet eine Intensiv-Fortbildung zum Thema Mikronährstoffe. An zwei Wochenenden können sich PTAs zur Vitalstoffberaterin schulen lassen.

Bildungsurlaub und Förderung

Fort- und Weiterbildung erfordern ein großes privates Engagement, sie kosten viel Zeit und oft auch viel Geld. Doch es gibt staatliche Unterstützung: In den meisten Bundesländern haben Arbeitnehmer einen Anspruch auf Bildungsurlaub, der durch das Bildungsurlaubsgesetz geregelt ist. Für anerkannte Veranstaltungen können Arbeitnehmer fünf Arbeitstage innerhalb des Kalenderjahres beanspruchen.

Der Anspruch ändert sich entsprechend, wenn der Arbeitnehmer regelmäßig mehr oder weniger als fünf Arbeitstage in der Woche arbeitet. In Bundesländern ohne Bildungsurlaubsgesetz können PTAs unter Umständen einen Bildungsurlaub nach dem Bundesrahmentarifvertrag für Apothekenmitarbeiter geltend machen. Dieser beträgt innerhalb von zwei Kalenderjahren fünf Werktage.

Manche Weiterbildungskurse sind sehr kostspielig. Daher lohnt es sich, seinen Arbeitgeber zu fragen, ob er sich an den Kosten beteiligt. Schließlich sind qualifizierte Mitarbeiter für den Betrieb ein wichtiger Erfolgsfaktor. Auch der Staat bietet verschiedene Fördermöglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung an: Fördermittel vergibt zum Beispiel die Stiftung »Begabtenförderungswerk berufliche Bildung« im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Bewerben können sich junge Leute, die ihren Berufsabschluss mindestens mit der Durchschnittsnote 1,9 bestanden haben oder sich durch einen begründeten Vorschlag ihres Arbeitgebers qualifizieren können. Bei der Aufnahme in das Programm müssen die Teilnehmer jünger als 25 Jahre beziehungsweise bei Berücksichtigung von Anrechnungszeiten jünger als 28 Jahre sein. Die Förderung läuft maximal drei Jahre, nähere Informationen finden Interessierte unter www.begabtenfoerderung.de.

Bildungsgutscheine helfen weiter

Die Agentur für Arbeit fördert berufliche Weiterbildungsmaßnahmen bei gemeldeter oder drohender Arbeitslosigkeit. Bewerber erhalten einen so genannten Bildungsgutschein, der die Übernahme der Weiterbildungskosten und gegebenenfalls die Weiterzahlung des Arbeitslosengeldes zusichert. Weitere Informationen sind zu finden unter www.arbeitsagentur.de. Auch einige Bundesländer haben Programme zur Unterstützung von beruflichen Weiterbildungsmaßnahmen aufgelegt. Mit Hilfe der sogenannten Förderdatenbank des Bundes unter www.foerderdatenbank.de kann man sich über die vielfältigen Programme informieren.

Zwei Beispiele: Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen unterstützt die Teilnahme an beruflicher Weiterbildung mit dem »Bildungsscheck NRW« und übernimmt die Hälfte der anfallenden Kosten (bis zu 500 Euro pro Bildungsscheck). In Schleswig-Holstein gibt es ein Programm zur »Förderung der beruflichen Weiterbildung von Beschäftigten in kleinen und mittleren Unternehmen«. Sofern die Förderbedingungen erfüllt sind, kann man bis zu 4000 Euro Zuschuss zu den Seminarkosten erhalten.

Jede staatliche Förderung wird individuell geprüft und bewilligt. Die Entscheidungen treffen die zuständigen Stellen. Wer keine Förderung erhält, kann die Kosten für Fort- oder Weiterbildung immerhin bei der Steuererklärung geltend machen. Zu diesen Kosten gehören Seminargebühren, Fachbücher, Prüfungsgebühren sowie Fahrt- und Übernachtungskosten am Veranstaltungsort. Auf diesem Weg kann man unter Umständen einiges an Steuern sparen.

Und schließlich ist es nicht unwahrscheinlich, dass die zusätzliche Qualifikation das Einkommen erhöht. In jedem Fall sollte man mit seiner Chefin oder dem Chef darüber sprechen. Guten Argumenten wird sich keiner so schnell verschließen können.

Weiterführende Links

  • www.apomaxx.de
    Apomaxx, Dienstleister in Sachen Apothekenschulung und Marketingaktionen
  • www.pta-karriere.de
    Faktor-X-Pharma, Dienstleister in Sachen Apothekenschulung und Marketingaktionen
  • www.pharmexx.com
    pharmaexx, Dienstleister für Pharmafirmen, unter anderem für den Vertrieb über den Außendienst
  • www.innovex-portal.de
    Innovex, Dienstleister für Pharmafirmen, unter anderem für den Vertrieb über den Außendienst
  • www.wipta.de
    Weiterbildungsinstitut für PTA
  • www.pharmasellakademie.de
    PharmaSell Akademie, dermatologische Kosmetikfachschule
  • www.pia-online.de
    pia, Service von Boehringer Ingelheim Pharma für PTAs, u. a. Fort- und Weiterbildungskurse
  • www.afs-fernschule.de
    A.F.S. Fernschule GmbH, Kosmetikschule und Fußpflegeschule 
  • www.zfu.de
    Staatliche Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU)

E-Mail-Adresse der Verfasserin:
ais(at)immel-sehr.de