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Dermatologie

Falten, Flecken und Karzinome

19.08.2011  13:58 Uhr

Von Claudia Borchard-Tuch / Alterungsprozesse sowie Erkrankungen der Haut nehmen mit den Jahren naturgemäß zu. Kennen PTA und Apotheker die typischen Hautprobleme ihrer älteren Patienten, so können sie diese optimal beraten und dazu beitragen, dass schwerwiegende Erkrankungen frühzeitig erkannt und behandelt werden.

Die Haut wird häufig als das Fenster des Körperinneren bezeichnet. So äußert sich manche Erkrankung mit Hautsymptomen, und auch das Altern zeichnet die Haut. Ihr physiologischer Alterungsprozess beginnt bereits mit 30 Jahren, verläuft dann zwar individuell unterschiedlich, aber schreitet unaufhaltsam fort.

Mit dem Alter nehmen auch die Haut­erkrankungen zu. Schätzungsweise 70 Prozent der 60-Jährigen leiden unter mindestens einer behandlungsbedürftigen Hautkrankheit. Viele Betroffene erkennen und beachten die ersten Anzeichen nicht. Dies ist gefährlich, wenn es sich um eine bös­artige Veränderung handelt.

Neben inneren Faktoren wie der Veranlagung hinterlassen auch äußere Einflüsse wie das Sonnenlicht Spuren auf der Haut. Hautalterung aufgrund innerlicher Prozesse wird oft als natürliche »Zeital­terung« der Haut bezeichnet, äußere Faktoren wie UV-Strahlung oder Rauchen hingegen der »Umweltalterung« zugeordnet.

Die meisten Menschen bemerken mit Unbehagen, dass ihre Haut mit den Jahren schlaffer und trockener wird und sich Falten und bräunliche Flecken bilden. Die Oberhaut wird dünner und ähnelt mehr und mehr Papier.

Spuren der Zeit

Wesentliche Veränderungen betreffen vor allem die Lederhaut und die Trennschicht zwischen Ober- und Lederhaut, die Basalmembran. Sie kontrolliert den Austausch von Stoffen und verbindet Ober- und Lederhaut mit Hilfe von Verankerungsfilamenten. Im Alter dünnt diese Schicht aus, sodass Ober- und Lederhaut weniger fest miteinander verbunden sind. Dadurch nimmt die zwischen den Zellen liegende Interzellularsubstanz ab, kann nicht mehr so viel Wasser binden, und die Haut erschlafft. Mit zunehmendem Alter dauert außerdem der Auf- und Abbau der Kollagen- und der elastischen Fasern in der Lederhaut immer länger. Wenn sich außerdem die langen Kollagenfasern quer vernetzen und Kollagenfasern mit vielen Vernetzungen sich nur schwer wieder abbauen lassen, entsteht eine bleibende Falte.

Schichten der Haut

Die Haut (Cutis) besteht aus

  • der Oberhaut (Epidermis), einem mehrschichtigen verhornten Plattenepithel und
  • der Lederhaut (Dermis, Corium), einem straffen, faserreichen Bindegewebe.

Epidermis und Dermis sind fest miteinander verzahnt. Funktionell gehört auch die Unterhaut (Subcutis) zur Haut. Diese lockere Bindegewebeschicht verbindet die Haut mit den tiefer liegenden Strukturen (Muskeln, Knochenhaut, Sehnen).

Parallel zu diesen Vorgängen verringert sich die Zahl der Gefäße in der Unterhaut. Zugleich erweitern sich die Venolen, und ihre Wände erstarren. Hieraus resultiert die für ältere Menschen oft typische Blässe, während sich oberflächlich gelegene kleinste Blutgefäße sichtbar erweitern (Teleangiektasien).

Zahlreiche wichtige Funktionen der Haut lassen mit der Zeit immer mehr nach: der physikalische und immunologische Schutz, die Ausscheidung von Stoffwechsel- und Gasmolekülen, die Wärmeregulation, die Vitamin-D- und die Melaninsynthese sowie die Empfindlichkeit. Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich diese Funktionen im Laufe des Lebens um bis zu 60 Prozent verringern. Die Schweißsekre­tion und die Talgproduktion nehmen ebenfalls ab. Die Haut wird verletzlicher, und Wunden heilen zugleich langsamer. Außerdem nimmt die Zahl der T-Lymphozyten und der Melanin bildenden Pigmentzellen (Melanozyten) in der Haut ab. Melanin schützt die Haut vor den schädlichen Wirkungen der UV-Strahlen des Sonnenlichts.

Das Sonnenlicht ist der Hauptfeind jugendlich frischer Haut. Aggressive UV-Strahlen (UV-B 280 bis 320 nm, UV-A 320 bis 400 nm) schädigen die DNA. Doch nicht nur Strahlung aus dem UV-Bereich ist gefährlich. Auch infrarotes (IR-)Licht beschleunigt den Alterungsprozess. Es aktiviert – genau wie UV-Strahlung und auch Zigarettenrauch – die Kollagenase I. Dieses Enzym baut das Kollagen im Bindegewebe der Haut ab, sodass nicht mehr genügend Kollagen zur Faserbildung verfügbar ist.

Die chronisch durch Umwelteinflüsse geschädigte Haut erscheint vorgealtert, ist trocken und schuppig. Tiefe Falten sind entstanden, und die Haut hat ihre Elastizität vollkommen eingebüßt. An zahlreichen Stellen haben sich Teleangiektasien und Pigmentflecke gebildet (siehe Bild 1 ). Häufig sind die Talgdrüsen vergrößert. Charakteristisch für die Umweltalterung ist die starke Vermehrung von Gewebezellen, sodass gut- und bösartige Tumore entstehen.

Perfekt versorgt

Die alternde Haut erfordert eine besonders schonende Behandlung. Zur Reinigung am besten sparsam Syndets verwenden. Rückfettende Pflegeprodukte versorgen trockene Haut mit Feuchtigkeit und Lipiden. Harnstoff (beispielsweise in Iso Urea® Körpermilch) oder Glyzerinzusatz unterstützen die Speicherung von Feuchtigkeit in der Haut. Wichtig ist auch die Umgebung: Alle Räume sollten eine ausreichende Luftfeuchtigkeit aufweisen. Ältere Menschen sollten intensives Sonnenlicht meiden oder ihre Haut besonders gut vor UV-Strahlen schützen. Dies leisten Texti­lien, ein Hut mit Nacken- oder Ohrenschutz, spezielle UV-Schutzkleidung sowie Sonnenschutzcremes mit hohen UVB- und UVA-Filtern. Starken Juckreiz der Haut lindern Antihistaminika sowie rückfettende Lotionen und Ölbäder.

Gutartige Neubildungen

Alterswarzen – von Medizinern seborrhoische Keratosen oder Verrucae seborrhoicae (siehe Bild 2) genannt – entstehen sehr häufig auf der alternden Haut. In seltenen Fällen können die warzenförmigen Gebilde mehrere Zentimeter groß werden. Sie sind scharf begrenzt und erscheinen wie »aufgeklebt«. Ihre Oberfläche ist meist unregelmäßig warzig und hellbraun bis dunkel pigmentiert. Seborrhoische Keratosen ent­arten nie bösartig; jedoch fällt es gele­gentlich schwer, sie von einem malignen Melanom oder einem Basaliom zu unterscheiden. Zur Abklärung der Hautverän­derung sollten PTA und Apotheker den Patienten zum Hautarztbesuch raten.

Angiome, auch als Blutschwämme bekannt, bilden sich ebenfalls im Alter häufiger als in jungen Jahren. Sie sind das Ergebnis folgenden Prozesses: Zunächst vermehren sich kleine Hautgefäße, dann erweitern sie sich und formen kleine rote Knoten. Stört das Angiom den Patienten sehr, kann der Facharzt es mittels Elektrokoagulation oder Laser entfernen.

Altersflecken, Lentigines seniles, sind ebenfalls gutartige und daher harmlose Pigmentstörungen der Haut. Sie entwickeln sich ab dem 40. Lebensjahr zunächst an Handrücken und im Gesicht. Typischerweise sind Lentigines seniles unregelmäßig umrandete, aber scharf begrenzte, bräunliche Flecken von wenigen Millimetern bis zu einigen Zentimetern Durchmesser. Obwohl sie lediglich ein kosmetisches Problem sind, bitten manche Patienten ihren Hautarzt, diese zu entfernen. Dann kann er zwischen verschiedenen Therapiemethoden wählen.

Die Laserbehandlung gilt als die effektivste. Bleichcremes enthalten Wirkstoffe wie Hydrochinon, Rucinol, Kojisäure und Brunnenkresse-Extrakt, die Altersflecken aufhellen oder auch die Pigmentbildung drosseln sollen. Chemische Mittel, vor allem Fruchtsäuren, lösen die obersten Schichten der Haut auf. Auch mit dem mechanischen Verfahren der Dermabrasion schleift der Hautarzt die obersten Hautschichten ab. Eine weitere Therapieoption ist die Kryotherapie. Hierbei vereist der Arzt die Hautoberfläche mit flüssigem Stickstoff.

Sowohl nach der Dermabrasion als auch nach der Kryotherapie bildet sich die Oberhaut neu. Ein Nachteil ist, dass die Haut anschließend für einige Wochen gerötet erscheint. Außerdem können Narben zurückbleiben.

Tumorvorstufen

Besonders bei hellhäutigen, lichtempfind­lichen Menschen bilden sich häufig aktinische Keratosen (siehe Bild 3). Dabei ­bildet sich auf allen dem Sonnenlicht ausgesetzten Hautbereichen eine unterschied­liche Zahl rauer, entzündlich geröteter, scharf begrenzter Herde. Einige werden mit der Zeit größer und sind von gelblichen, fest haftenden Hornmassen bedeckt. Gesicht und Stirn, aber auch Unterarme und Handrücken, sind bevorzugt betroffen. Weil aktinische Keratosen in 6 bis 16 Prozent der Fälle bösartig entarten, müssen sie immer entfernt werden, beispielsweise chirurgisch oder durch Kryotherapie.

Die Bowen-Krankheit tritt ebenfalls überwiegend bei Menschen ab dem 40. Lebensjahr auf. Bei dieser Erkrankung hat ein »Carcinoma in situ« zwar die Basalmem­bran noch nicht durchbrochen, kann jedoch in das gefährliche Bowen-­Karzinom übergehen. Charakteristisch sind scharf begrenzte, oft randbetonte, entzündlich gerötete bis braun-rote, leicht erhabene Veränderungen mit weißlich-gelben Schuppenkrusten. Grundsätzlich können diese am ganzen Körper entstehen, befinden sich jedoch deutlich häufiger an Stellen, die dem Sonnenlicht ausgesetzt sind. ­Bowen-Herde müssen unbedingt entfernt werden.

Bei der Lentigo maligna vermehren sich die Melanozyten unkontrolliert in der Epidermis. Dabei entstehen bräunlich-schwärzliche, unregelmäßig pigmentierte, unscharf begrenzte, erhabene Veränderungen. In 90 Prozent der Fälle entwickelt sich die Lentigo maligna im Gesicht. Typischerweise wachsen die Herde zunächst langsam und oberflächlich. Sobald sie in die Tiefe dringen, sprechen Mediziner vom invasiven Lentigo-maligna-­Melanom. Dieses muss vollständig entfernt werden.

Weißer und schwarzer Krebs

Rund drei Viertel aller Hauttumoren bestehen aus einem Basaliom (Basalzellkarzinom, siehe auch Bild 4). Da diese zwar zerstörerisch wachsen, aber nicht metastasieren, zählen sie zu den semimalignen Hauttumoren und zum weißen Hautkrebs. Das Risiko für Basaliome ist besonders hoch bei Menschen mit heller Hautfarbe. Zumeist entwickeln sich diese Tumoren auf durch Sonnenstrahlen vorgeschädigter Haut, das heißt, vor allem am Kopf oder im Nacken. Zu Beginn entsteht ein glasig-rötliches, halbkugeliges Knötchen von derber Konsistenz, oft zen­tral eingesunken, mit kleinen perlartigen Randknötchen. Im Verlauf des Wachstums bildet sich ein Geschwür mit zentralen Krusten. Alle darunterliegenden Gewebe werden zerstört. Basaliome müssen immer entfernt werden.

Wie das Basaliom zählt auch das Plattenepithelkarzinom zum weißen Hautkrebs. Auch hier sind hellhäutige Menschen besonders gefährdet. Die Bereiche der Kopfhaut, die der Sonnenstrahlung stark ausgesetzt sind, sind am häufigsten betroffen: Nase, Stirn und Ohren. Zu Beginn ist der Verhornungsprozess gestört, sodass eine leicht erhabene, gelblich-bräunliche Hautstelle entsteht, die sich rasch zu einem harten Knoten vergrößert. Auch bilden sich oft Geschwüre. Die Metas­tasierungsrate schwankt stark und hängt unter anderem von der Größe des Tumors ab. Plattenepithelkarzinome müssen großflächig bis in das gesunde Gewebe hinein entfernt und anschließend die Hautstelle unbedingt bestrahlt werden.

Die Ursachen des malignen Melanoms – des schwarzen Hautkrebs – sind noch nicht eindeutig geklärt. Das maligne Melanom (siehe Bild 5) ist ein pigmentierter bösartiger Hauttumor, dessen Vorkommen sich in den letzten vier Jahrzehnten weltweit mehr als verdreifacht hat. Zu den Risikofaktoren zählen heller Hauttyp, mehr als 50 Muttermale und familiäre Vorbelastung. Auch UV-Strahlen begünstigen die Entstehung. Allerdings scheint nicht die regelmäßige, sondern eher die kurzzeitige intensive Bestrahlung – vor allem Sonnenbrände in Kindheit und Jugend – eine Rolle zu spielen. Melanome bilden sich meist auf Hautarealen, die normalerweise nicht der Sonne ausgesetzt sind. Bei Männern ist vor allem der Rücken betroffen, bei Frauen sind es die Beine.

Fachärzte ordnen Melanome nach der »ABCD«-Regel ein und beurteilen sie auch nach dieser. Kriterien für maligne Mela­nome sind: Asymmetrie, unscharfe Begrenzung, Farbvariationen (Color) und ein Durchmesser von über 5 Millimeter. Sind bereits Metastasen entstanden, überleben weniger als 20 Prozent der Patienten die nächsten fünf Jahre. Daher muss das ma­ligne Melanom so schnell wie möglich ­erkannt und komplett entfernt werden. Die Tumorentfernung ist die einzig wirk­same Therapie.

Sind Melanome mehr als 2 Millimeter tief in die Haut eingedrungen, empfehlen Experten zusätzlich zur Operation eine Immuntherapie mit Interferon-alpha. Der Wirkstoff stimuliert die körpereigene Immunabwehr, damit diese verbliebene, nicht mehr erkennbare Tumorzellen vernichtet.

Chemo- und Immuntherapie

Hat der Tumor bereits Metastasen in inneren Organen (zum Beispiel Lunge, Nieren, Leber oder Gehirn) gebildet, behandeln Ärzte die Patienten nach der Operation mit einer Strahlen-, Chemo- und Immuntherapie oder kombinieren Chemo- und Immuntherapie. Zur Chemotherapie haben sich verschiedene Zytostatika bewährt, zum Beispiel Dacarbazin, Temozolomid, Carboplatin oder Paclitaxel. Bei der Immuntherapie werden Interferon-alpha und Interleukin-2 verwendet. Doch auch diese Kombinationstherapie kann in den meisten Fällen keine Heilung mehr bewirken. Ihr Ziel ist, die Metastasen zu verkleinern und so den Patienten das Leiden erträglicher zu machen.

Neue Medikamente wie der CTLA4-Antikörper Ipilimumab zur Stärkung des Immunsystems geben Anlass zur Hoffnung ebenso wie der zytos­tatisch wirksame B-RAF-Inhibitor Vemu­rafenib, der vor der Zulassung steht. Wahrscheinlich kann die Lebenserwartung künftig erheblich gesteigert werden. Zugleich ist davon auszugehen, dass die Patienten während der ihnen verbleibenden Lebenszeit deutlich weniger Beschwerden haben. /

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