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Viren gelangen über die Nase ins Gehirn

19.08.2011  14:30 Uhr

PTA-Forum / Dass Viren, die die Blut-Hirn-Schranke überwinden, die Gehirnzellen von Patienten mit neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimerdemenz oder Multipler Sklerose (MS) schädigen können, ist Wissenschaftlern bekannt. Welchen Weg das menschliche Herpesvirus-6 (HHV-6) nimmt, fanden amerikanische Forscher um Dr. Steven Jacobson von der Johns Hopkins University in Baltimore heraus. Die Herpeserreger sind anscheinend in der Lage, sich aus der Nase über die Geruchsbahnen ins Zentralnervensystem vorzuarbeiten.

Die Forscher wiesen das Virus jedoch nicht nur Autopsieproben des Gehirns von MS-Patienten, sondern auch von Gesunden nach und darüber hinaus in verschiedenen Zellen der olfaktorischen Signalbahnen. In den Zellen des Geruchsapparats scheinen sich die Viren typischerweise aufzuhalten, da Gesunde und MS-Patienten gleichermaßen betroffen waren. Für ihren Weg ins Gehirn nutzen die Viren offenbar die um die Nervenbahnen gelegenen Scheidenzellen (OEC, olfactory-ensheating cells). Die gliaähnlichen Zellen ähneln unter anderem den Astrozyten des Zentralnervensystems, die häufig Angriffspunkte von Viren im Gehirn sind.

Außerdem konnte das Forscherteam nachweisen, dass sich die Herpesviren-6 in den OEC sehr gut vermehrten. Somit bilden die olfaktorischen Nerven mit ihren Gliahüllen eine direkte Verbindung zwischen dem Nasenrachenraum und dem limbischen System des Gehirns. /

Quelle: Proceedings of the National Academy of Sciences (pnas)