Kürzere Bestrahlung dank neuer Techniken |
27.04.2015 13:58 Uhr |
Von Elke Wolf / Nach Brustkrebsoperationen ist fast immer eine Strahlentherapie notwendig, um zu verhindern, dass der Tumor erneut wächst. Diese erfolgt an Werktagen ambulant für sechs bis sieben Wochen. Neue technische Entwicklungen ermöglichen es jetzt, die Bestrahlungszeiten auf etwa drei bis fünf Wochen zu verkürzen. In Lübeck und Kiel startet dazu aktuell die größte Strahlentherapiestudie in Deutschland, teilt die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) mit.
Während der bisherigen sechs bis sieben Wochen bestand eine konventionelle Strahlentherapie aus 30 bis 35 Sitzungen. Für die Patientinnen bedeutete dies, über Wochen an jedem Werktag zur Bestrahlung zu gehen.
Foto: Shutterstock/Image Point Fr
Inzwischen geht der Trend dahin, die Dauer der Strahlentherapie zu verkürzen. Dabei erfolgt die Bestrahlung mit erhöhter Einzeldosis in weniger Sitzungen. »Diese sogenannte hypofraktionierte Bestrahlung verkürzte die Behandlungszeit auf viereinhalb Wochen, wenn zusätzlich zur Bestrahlung der ganzen Brust auch noch das Operationsgebiet mit einer stärkeren Strahlendosis – Boost genannt – versorgt wurde«, erklärt Professor Dr. Jürgen Dunst, Direktor der Klinik für Strahlentherapie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein. Große Studien in Kanada, Großbritannien und auch in Deutschland zeigen, dass diese verkürzte, höher dosierte Bestrahlung bezüglich der Tumorkontrolle und der Überlebenszeit der konventionellen gleichwertig ist.
Eine weitere Verkürzung auf nur mehr etwa drei Wochen und 16 Sitzungen ist möglich, wenn ein neues technisches Verfahren hinzukommt, das mit der Hypofraktionierung kombiniert wird: der sogenannte simultan integrierte Boost (SIB). »Die zusätzliche Bestrahlung des Operationsgebietes, die bisher erst nach der Strahlentherapie der ganzen Brust erfolgte, wird bereits auf die einzelnen Termine bei der Strahlenbehandlung der ganzen Brust verteilt«, informiert Dunst.
Dieses Kombinationsverfahren soll nun in einer groß angelegten Studie unter Leitung von Dunst geprüft werden. Dabei scheint die Effektivität unbestritten. Vielmehr soll die Frage geklärt werden, ob es bei dieser Kombination langfristig zu stärkeren Strahlenspätreaktionen kommen kann. Denn zu hohe einzelne Strahlendosen können zu Vernarbungen führen, die den Patientinnen später Schmerzen bereiten. /
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO)