PTA-Forum online
Adexa-Fachgruppentreffen

Vom Aussterben bedrohte Apothekenberufe

27.04.2015  13:58 Uhr

Von Birgit Engelmann / Am 28. März trafen sich in Nürnberg Mitglieder der Adexa-Fachgruppe für Pharmazie-Ingenieure und Apothekerassistenten. Dabei wurde über die Geschichte dieser beiden Berufsgruppen gesprochen, die schon lange nicht mehr ausgebildet werden. Daneben standen die Perspektiven für PTA im Fokus des Treffens.

Apothekerassistentin Dagmar Carsten referierte über die Entstehung ihres Berufes und zitierte dabei interessante Passagen aus dem Buch »Frauen in der Pharmazie«. Bis 1971 musste jeder vor Beginn des Pharmaziestudiums ein zweijähriges Praktikum in der Apotheke absolvieren und anschließend ein pharmazeutisches Vorexamen ablegen. Unmittelbar danach sollten diese »Vorexaminierten« studieren. Doch gerade Frauen blieben oft in der Apotheke »hängen«. Denn vor und während des zweiten Weltkriegs fehlte es dort an (männlichen) Fachkräften. Weiblichen Vorexaminierten wurde es daher im Jahr 1939 offiziell erlaubt, ihr Studium für sechs Jahre zurückzustellen.

Doch auch nach dem Krieg herrschte noch Fachkräftemangel – nicht allein in den Apotheken. Nur wenige Vorexaminierte schafften es in der Nachkriegszeit, tatsächlich ein Pharmaziestudium aufzunehmen. Die Apothekenleiter beschäftigten sie gern, denn sie waren billigere Arbeitskräfte als Approbierte. So ist es kaum verwunderlich, dass studierte Apotheker in den Vorexaminierten eine unliebsame Konkurrenz sahen.

Als mit den PTA im Jahr 1968 eine neue »mittlere« Berufsgruppe etabliert und drei Jahre später das Vorexamen abgeschafft wurde, gerieten die Vorexaminierten zum Auslaufmodell. Im Zuge der geplanten Gleichstellung mit den PTA sollte ihnen sogar die Vertretungsbefugnis genommen werden. Dagegen setzten sie sich allerdings vor dem Verfassungsgericht erfolgreich zur Wehr. Im Jahr 1973 wurde fest­gelegt, dass Vorexaminierte die Berufsbezeichnung »Apothekerassistent/in« führen und Apotheker vier Wochen im Jahr vertreten dürfen. Doch das ist fast schon Geschichte, denn in wenigen Jahren werden die letzten Vorexaminierten in den Ruhestand gehen.

DDR: Studiengänge an der Ingenieurschule

Auch in den staatlich geführten Apotheken der ehemaligen DDR waren nach dem Zweiten Weltkrieg Fach­kräfte gesucht. Vorexaminierte in Ostdeutschland konnten sich als Apothekenassistenten qualifizieren. Für diesen ebenfalls pharmazeutischen Beruf musste ein zweijähriges Studium an einer Ingenieurschule absolviert werden.

Die Ausbildung von Pharmazieingenieuren (PI) startete 1972 in Leipzig. Nach einem dreijährigen Studium durften sie vorübergehend den Apothekenleiter vertreten. Außerdem konnten sie die Leitung von Ausgabestellen übernehmen, zum Beispiel in ländlichen Gebieten.

Nach der Wiedervereinigung begann auch in den neuen Bundesländern die Ausbildung von PTA. Nun kämpften die PI um ihre Vertretungsbefugnis. Letztlich konnten sie die Gleichstellung mit den Apothekerassistenten und damit eine Vertretungs­befugnis von vier Wochen durchsetzen. Trotz der unterschiedlichen Gesellschaftssysteme gab es also Parallelen in der Entwicklung der Berufsbilder.

Auch die PI verschwinden allmählich: 2003 waren es noch etwa 9600 Kolleginnen (inklusive Apothekerassistenten), 2013 nur noch 6846. Es dauert wohl keine 20 Jahre mehr, bis die letzten in Rente gehen.

PTA brauchen neue Perspektiven

Die Zukunft liegt also bei den PTA. Dieser interessante und schöne Beruf ist aber nach der bisherigen Ausbildungsordnung eine Sackgasse. Einige PI nutzten beispielsweise die Möglichkeit, direkt nach dem Fachschulabschluss Pharmazie zu studieren. Es ist daher an der Zeit, den PTA-Beruf mit einer Ausbildungsnovellierung auf einen Weg mit neuen Perspektiven zu bringen. /