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Verdampfer und Vernebler

Durch Aufklärung Fehler vermeiden

09.05.2017  11:51 Uhr

Von Isabel Weinert, Bonn / Sehr viele Patienten wenden Verdampfer und Vernebler nicht richtig an, sagte Dr. Sabine Werner, Lehrerin an der Berufsfachschule für PTA in München, auf der diesjährigen Interpharm in Bonn. PTA und Apotheker können durch ihre Beratung dazu beitragen, die Therapie mit den Geräten sicherer und damit effektiver zu machen.

Entweder heißes oder kaltes bis ma­ximal körperwarmes Aerosol – das ist einer der Unterschiede zwischen Verdampfern und Verneblern. Die Inhalationstherapie mit beiden Systemen bie­­­­­­­­­­tet einige Vorteile gegenüber der Tabletteneinnahme: Der Wirkstoff gelangt schnell und direkt an Ort und Stelle, ist besser bioverfügbar, weniger Arzneistoff geht verloren, sodass die Dosis geringer ausfallen kann und das Risiko für systemische Nebenwirkungen verringert wird, so die Referentin. Positiver Nebeneffekt: Inhalieren befeuchtet die Atemwege. Allerdings ist nach Werners Einschätzung die Größe der Geräte ein Nachteil.

Ein weiterer wesentlicher Unterschied beider Systeme: die erzeugte Tröpfchengröße. Damit Wirkstoff in die tiefen Atemwege gelangt, darf der Durchmesser der Tröpfchen nicht mehr als 5 Mikrometer betragen. Das schafft der Klassiker der Inhalationstherapie nicht, die Wasserdampfinhalation. Hier liegt die Größe der Tröpfchen stets über 10 Mikrometer. Damit erreicht das Aerosol nur die oberen Atemwege und eignet sich deshalb nur bei Schnupfen, Halsweh und einfachen Erkältungskrankheiten.

Beliebte Verdampfer

Als ältesten Verdampfer nannte die Pharmazeutin den Kochtopf, befüllt mit maximal 60 bis 70 Grad Celsius heißem Wasser und weiteren Zusätzen. Der Kopf wird mit einem Handtuch bedeckt und über den Topf gebeugt, der Wasserdampf inhaliert. Bitte nie kochendes Wasser nehmen, warnte Werner. Doch auch 60 oder 70 Grad Celsius heißes Wasser birgt Risiken, besonders wenn ein Kind den Dampf inhalieren soll. »Das Kind fasst den Topf unter Umständen an oder es verschiebt ihn. In beiden Fällen kann Wasser auf die Haut schwappen und das Kind sich verbrennen«, erklärte die Expertin und rät, Kinder während einer Wasserdampf­inhalation niemals allein zu lassen.

Gutes in den Topf

Als sinnvolle Zusätze für die Wasserdampfinhalation nannte die Apothe­kerin ganz klassisch die Kamille sowie ätherische Öle, entweder das reine Öl oder als Inhaltsstoff von Erkältungs­salben aus der Apotheke. Ätherische Öle lösen den Schleim und regen das Flimmerepithel an, ihn nach draußen zu transportieren. Allerdings dürften Kinder bis zum zweiten Lebensjahr keinesfalls Menthol-, Kampfer- oder Minzöl-haltige Zubereitungen inhalieren, erinnerte Werner. Diese Öle können bei den Kleinen einen Stimmritzenkrampf auslösen.

Da Experten die Wasserdampfinhalation mit ätherischen Ölen bei Kindern bis zu zwei Jahren ohnehin kontrovers diskutieren, könnten die Eltern entweder auf Zubereitungen ohne diese Öle ausweichen oder ganz darauf verzichten. Auch Asthmatiker dürfen nicht mit ätherischen Ölen inhalieren, weil diese einen Anfall provozieren können.

Auf Nummer Sicher

Die sicherere Variante ist einer der fertigen Inhalatoren, die es von verschiedenen Herstellern gibt, so Werner. Ihre Vorteile: Durch den Deckel geht weniger Dampf verloren, und der Dampf breitet sich zielsicher Richtung Mund und Nase aus, Augen und die übrige Gesichtshaut bleiben verschont. Zudem verringere sich die Gefahr für Kinder, weil das heiße Wasser oben nicht herauskomme und die Doppelwandigkeit der meisten Inhalatoren für eine Luftisolierung zwischen den beiden Wänden sorge. »Jeder kann das Gefäß anfassen, ohne sich zu verbrennen«, sagte die Expertin.

»Mit Verneblern kann man deutlich mehr Wirkstoffe applizieren als mit Verdampfern, weil bei letzteren ein großer Teil im Topf verbleibt. Das heißt, Sie können hier nie quantitativ applizieren. Im Gegensatz dazu vernebeln elekt­rische Vernebler die Wirkstoff­lösung zu nahezu 100 Prozent«, erklärte Werner.

Mehr Möglichkeiten

Als Wirkstoffe, die sich gut vernebeln lassen, nannte die Apothekerin Kochsalz in iso- (befeuchtet) oder hypertonischer Lösung bis 6 Prozent (wirkt abschwellend), außerdem individuelle Dosierungen von inhalativen Glucocorticoiden, ß2-Sympathomimetika, Anti­choliner­gika, Cromoglicinsäure, Adrenalin, Antibiotika, Sekretolytika und Prostazyk­linanaloga.

Wichtig: Erkältungssalben oder zähe Flüssigkeiten sind in Verneblern tabu. Tatsächlich kämen manche Patienten auf einen solchen Gedanken. Statt der Mucosolvan-Inhalationslösung griffen sie schon mal zum Saft, wenn die Lösung leer sei, und befüllten den Vernebler damit. Auf diese Weise machen sie das Gerät unweigerlich kaputt.

Drei Verneblerarten gibt es derzeit auf dem Markt: Düsen-, Ultraschall- und Schwingmembranvernebler, jedes System mit Vor- und Nachteilen. Einige Regeln gelten laut Werner jedoch für den Gebrauch jedes Verneblers, zum Beispiel zur richtigen Vorbereitung:

  • vor der Inhalation gründlich­ die Hände waschen,
  • das Zubehör beim ersten Mal reinigen und desinfizieren,
  • sterile Inhalationslösungen einsetzen,
  • beim Befüllen mit Salzlösung aus Mehrdosenbehältnissen mit Einmalkanülen oder Spikes arbeiten,
  • eine angebrochene Flasche im Kühlschrank lagern und maximal 24 Stunden verwenden,
  • das Zubehörset, bestehend aus Vernebler, Mundstück/Maske und Schläuchen, nicht mit anderen Menschen teilen.

Damit die Inhalation erfolgreich gelingt, rät die Referentin, dem Patienten folgende Hinweise zu geben. Er sollte sich aufrecht und entspannt hinsetzen, das Mundstück zwischen die Zähne nehmen, mit den Lippen umschließen und die Maske dicht anliegend aufsetzen. Nun soll er langsam einatmen, einige Sekunden die Luft anhalten und ausatmen. Da sich der Kompressor erwärmt, sollten die Benutzer ihn nicht zu berühren. Werner wies zudem darauf hin, dass sich das Geräusch des Gerätes verändert, sobald die Inhalation beendet ist. Brauche der Patient mehrere Arzneistoffe, dann müsse er diese nacheinander inhalieren und dazwischen die Verneblerkammer gut mit Wasser ausspülen.

Optimale Lebensdauer

Das Zubehör muss nach jedem Gebrauch gereinigt werden. Beim Druckvernebler lässt man den Schlauch am Kompressor einige Minuten laufen, bis die Schläuche trocken sind. Warmes Wasser, Spülmittel und ein weicher Lappen eigneten sich, um Vernebler, Mundstück und Maske zu reinigen. Bürstchen oder Topfschwämme seien tabu. Anschließend lässt man alle Teile gut trocknen und bewahrt sie trocken und vor Staub geschützt auf. Zur Desinfektion von Verneblern in täglichen bis wöchentlichen Abständen eignen sich entweder chemische Desinfektionsmittel sowie 70-prozentiger Ethanol oder Isopropanol oder fünfminütiges Auskochen im Kochtopf. Das Auskochen gelte jedoch nicht für die meisten Masken und Schläuche. Außerdem dürften die Zubehörteile den Topfboden nicht berühren. Weitere Optionen zur Desinfektion: ein handelsüblicher Vaporisator oder ein Mikrowellen-Desinfektionsgerät. Um nichts falsch zu machen, sollten die Anwender die Angaben des Herstellers beachten.

Damit ein Vernebler möglichst lange hält, muss der Luftfilter nach jeder zehnten Anwendung auf seine Sauberkeit überprüft, das Zubehörset – auch der Luftfilter – einmal pro Jahr ersetzt werden. Den Kompressordruck sollten die Anwender möglichst einmal im Jahr kontrollieren. /