Jetzt gegen Grippe impfen lassen |
29.10.2008 21:13 Uhr |
Jetzt gegen Grippe impfen lassen
von Elke Wolf, Frankfurt am Main
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Für über 65-Jährige kann die Infektion mit Influenza-Viren lebensgefährlich werden, 90 Prozent der grippeassoziierten Todesfälle betrifft diese Altersgruppe. Deshalb sollten sich besonders Senioren einmal jährlich gegen Grippe impfen lassen. Ende Oktober/Anfang November ist dazu der ideale Zeitpunkt.
Die erste Influenza-Erkrankung dieser Saison wurde vor wenigen Tagen aus Baden-Württemberg gemeldet. Auch wenn es noch ein Einzelfall ist, die Grippe-Welle wird bald wieder rollen. In den letzten Jahren lag in Deutschland der Höhepunkt der Infektionen im Januar und Februar. Das Robert-Koch-Institut und die Arbeitsgemeinschaft Influenza empfehlen daher, sich möglichst bald impfen zu lassen.
Zwischen 5000 und 10.000 Menschen sterben jährlich an Influenza. Komplikationen erleiden vor allem ältere Patienten sowie Personen mit chronischen Erkrankungen wie chronischer Bronchitis oder Diabetes. »Todesfälle beschränken sich fast ausschließlich auf die über 65-Jährigen«, informierte Professor Dr. Thomas Weinke auf einer Pressekonferenz von Novartis Behring.
»Meist sterben die Patienten infolge einer Pneumonie oder weil das Herz-Kreislauf-System in Mitleidenschaft gezogen wurde oder vorgeschädigt war«, erklärte der Chefarzt des Klinikums Ernst von Bergmann, Potsdam. Das beweise auch eine Studie, die 2003 im New England Journal of Medicine erschien. Dabei wurden zwei Gruppen mit jeweils mehr als 140 000 Personen zwei Jahre lang miteinander verglichen. Die eine Gruppe war gegen Influenza geimpft, die andere nicht. In der Gruppe der Nichtgeimpften wurden die Patienten viel häufiger ins Krankenhaus eingewiesen als in der Vergleichsgruppe, und zwar nicht nur wegen Lungenentzündungen. Auch die Einweisungsraten aufgrund einer koronaren Herzkrankheit und einer Herzinsuffizienz sowie Durchblutungsstörungen bestimmter Hirnregionen und Schlaganfällen war signifikant erhöht. Die Impfung senkte die Mortalitätsrate um 50 Prozent (1,1 im Vergleich zu 2,2 Prozent).
Impfantwort sinkt bei Senioren
Zu beachten ist, dass die Impfung mit herkömmlichen Influenza-Vaczinen ältere Menschen aufgrund der nachlassenden Funktion des Immunsystems weniger schützt. Während ein gesunder Erwachsener von 40 Jahren durch die Impfung zu 90 Prozent vor einer Influenza geschützt ist, beträgt die Schutzrate für einen älteren Menschen über 65 Jahren nur 50 bis 60 Prozent.
Weinke: »Weil sich im Alter der Thymus zurückbildet, werden weniger naive, hoch potente T-Lymphozyten produziert, und auch die vorhandenen Gedächtniszellen sind in ihrer Funktion eingeschränkt. Dadurch werden weniger Antikörper gegen die Impfantigene gebildet.«
Der Fachmann empfahl daher, wirkverstärkende Grippe-Impfstoffe zu verwenden. So sorgen bestimmte Adjuvanzien wie MF 59, der im Impfstoff Fluad® enthalten ist, für höhere Ansprechraten. Nach Firmenaussagen wirkt MF 59 als lokaler Immunmodulator. Er induziert am Injektionsort die Einwanderung reifer Makrophagen und Monozyten. Das sorgt im Vergleich zu nicht adjuvierten Impfstoffen für höhere Antikörpertiter. »Und die korrelieren mit einem verbesserten Schutz vor Influenzainfektionen. So ist ein Mensch über 65 Jahre durch einen adjuvierten Grippe-Impfstoff je nach Virusstamm zu 70 bis knapp 90 Prozent gegen eine Infektion gewappnet«, wertete Weinke Studien aus.
Insgesamt sind Experten mit der Impfbereitschaft der Deutschen unzufrieden. Zwar hatten sich 2005/2006 aufgrund der Diskussion um eine drohende Pandemie mehr Menschen impfen lassen, und zwar besonders:
Das ist derselbe Personenkreis, dem die Ständige Impfkommission (STIKO) die Impfung empfiehlt.
Doch nach diesem kurzen Anstieg der Impfraten nehmen sie zur Zeit wieder ab. Die Influenza-Impfrate liegt derzeit in der Allgemeinbevölkerung durchschnittlich bei knapp 30 Prozent. Von den Menschen über 60 Jahren lässt sich dagegen rund jeder zweite impfen. Die Kosten der Impfung übernehmen die Krankenkassen für Personen, denen des Robert-Koch-Institut die Impfung empfiehlt.
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