Lichttherapie für entzündete Hautareale |
29.10.2008 21:25 Uhr |
Lichttherapie für entzündete Hautareale
von Brigitte M. Gensthaler
Neurodermitis verläuft in Schüben. Daher muss die Therapie immer dem aktuellen Hautzustand angepasst werden. Ärzte nennen dies auch »Schaukeltherapie«. Neben topisch und systemisch angewandten Arzneistoffen kann die Lichttherapie akute Schübe mildern oder sogar stoppen.
Neurodermitis, atopisches Ekzem oder atopische Dermatitis: Es gibt mehrere Fachbegriffe für die chronisch-entzündliche Hauterkrankung, an der etwa drei bis vier Millionen Menschen in Deutschland leiden. Immer mehr Säuglinge und Kleinkinder seien betroffen, sagte Privatdozent Dr. Hans Michael Ockenfels von der Haut- und Allergieklinik in Hanau bei einem Pressegespräch der Firma Klosterfrau in München. Bis zur Einschulung erkranke jedes sechste Kind am atopischen Ekzem.
Die Beschwerden sind ebenso typisch wie quälend: raue trockene, gerötete Haut, die ständig juckt. Der Juckreiz kann so stark sein, dass die Patienten sich blutig kratzen – eine ideale Eintrittspforte für Bakterien. Ebenso erleichtern Mikrorisse in der Haut und die gestörte Hautbarriere die Ansiedelung von Bakterien. Auf der ekzematös geschädigten Haut entstehen dann leicht bakterielle Superinfektionen.
Da die chronische Erkrankung schubweise verläuft, müsse die Behandlung immer dem Krankheitsstadium angepasst werden, betonte Ockenfels. Ein Therapieziel sei es, möglichst wenig Glucocorticoide einzusetzen. Jeder Neurodermitis-Patient brauche eine milde Basispflege mit hydratisierenden Externa. Diese verbessere deutlich das Hautbild zwischen zwei Schüben. Viele Betroffene wendeten auch rückfettende Duschbäder an.
Bei leichtem bis mittelschwerem Ekzem kämen im akuten Schub juckreizstillende, antientzündlich wirksame Externa zum Einsatz, gegebenenfalls gemeinsam mit einer Lichttherapie, erklärte der Arzt. Als Externa stehen Salben und Cremes mit Glucocorticoiden und Calcineurin-Inhibitoren (Pimecrolimus und Tacrolimus) zur Verfügung. Wendet der Patient einen der letztgenannten Arzneistoffe als Creme oder Salbe lokal an, darf keine Lichttherapie erfolgen, denn Calcineurin-Inhibitoren unterdrücken lokal die Immunabwehr, und es besteht die Gefahr, dass die Bestrahlung Hautkrebs auslöst. Bei anhaltend schwerem Ekzem müssten die Patienten, neben der topischen Therapie, auch Tabletten mit Immunmodulatoren wie Cyclosporin A erhalten, so der Experte.
Gemäß der aktuellen Leitlinie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (Stand 4/08) hilft die Lichttherapie sowohl bei mittelschwerer Neurodermitis als auch beim akuten starken Schub. Kinder unter zwölf Jahren sollten aber nicht bestrahlt werden. Die Lichtenergie schickt Entzündungszellen in der Haut in den programmierten Zelltod (Apoptose). Dermatologen setzten heute unterschiedliche Strahlenspektren des ultravioletten Lichts ein, wie Ockenfels erklärte.
UV-A-1-Licht ist recht langwellig (340 bis 400 nm) und löst keine Hautrötung und keinen Sonnenbrand aus. Daher ist eine hoch dosierte Bestrahlung möglich. Die Hochdosis-UV-A-1-Therapie kann akute schwere Schübe abkürzen. »Normales« UV-A-Licht mit einer Wellenlänge von 315 bis 400 nm wird bei der sogenannten PUVA-Therapie mit einem Psoralen kombiniert, das die Haut empfindlicher macht. Relativ neu ist das »Schmalbandspektrum-UV-B« mit einer Wellenlänge von 311 bis 313 nm zur Therapie bei mittelgradig ausgeprägter Neurodermitis. »Der UV-B-Laser dient der gezielten Bestrahlung des Ekzems und wird auch bei Schuppenflechte und Weißfleckenkrankheit mit Erfolg eingesetzt«, informierte Ockenfels.
Die Dermatologen müssen allerdings darauf achten, dass sich die Basispflege mit der Bestrahlung verträgt. Dies gilt zum Beispiel für eine Hyperforin-haltige Creme, die kein phototoxisches Hypericin enthält (Beispiel: Bedan®). Diese Externa eignen sich dauerhaft zur Basispflege. Bei einem akuten Schub können die Ärzte dann zusätzlich bestrahlen.
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