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Patiententag AMD

Das Augenlicht retten

24.10.2009  22:21 Uhr

Patiententag Das Augenlicht retten

PTA-Forum / Auf dem 1. Patiententag »Gesichter der AMD« in Leipzig erläuterten Augenärzte der Kliniken in München und Leipzig die Fortschritte in Diagnose und Therapie der altersbedingten Makuladegeneration. Die Referenten betonten, wie wichtig es ist, die Öffentlichkeit über die Bedeutung regelmäßiger Augenkontrollen aufzuklären.

In Deutschland sind mehr als vier Millionen Menschen an der altersbedingten Makuladegeneration (AMD) erkrankt. In den Industrieländern gilt die AMD als häufigste Ursache für eine Erblindung. Allein hierzulande erblinden jährlich circa 5000 Menschen an den Folgen einer zu spät diagnostizierten AMD. Als fortschreitende Erkrankung der zentralen Netzhaut kann AMD in einer »trockenen« und »feuchten« Form auftreten. 

Die Früherkennung der Erkrankung beim Augenarzt ist unabdingbare Voraussetzung dafür, dass die Betroffenen fachlich gut informiert, beraten und betreut werden. Insofern kommt der im Jahr 2008 gestarteten Initiative »Bewahren Sie Ihr Augenlicht« eine große Bedeutung zu. Denn nur wer die Vorsorgeuntersuchungen und moderne medizinische Verfahren nutzt, kann sein Augenlicht retten. Die Initiative wird von mehreren Fachorganisationen, dem zuständigen Staatsministerium in Bayern und von der Firma Novartis getragen. Ihr Ziel: Die Öffentlichkeit auf die Risiken dieser Augenerkrankung aufmerksam zu machen, so dass ein Bewusstsein entsteht, vom 60. Lebensjahr an die Augen mindestens einmal pro Jahr von einem Augenarzt untersuchen zu lassen.

Eine wichtige Rolle bei dieser Aufklärungsarbeit spielen die Betroffenen und ihre Erfahrungen. Daher berichteten auf dem 1. Patiententag vier Patientinnen, wie sie die Diagnose und die anschließende Behandlung erlebt haben und warum sie jedem über 60-Jährigen empfehlen, der Gesundheit seiner Augen ganz besondere Aufmerksamkeit zu schenken.

Viele Lebensgeschichten

Die erste Patientin erinnerte sich noch genau an die Diagnose ihres Augenarztes vor acht Jahren: »Grauer Star und Grüner Star, darum machen Sie sich keine Sorgen, aber da ist noch was anders.« Den Namen des »Anderen« kannte die Hausfrau aus Bayern nicht: altersbedingte Makuladegeneration. Die Erklärung des Arztes ließ sie aufhorchen: »Ich könne blind werden, zwar nicht ganz blind, aber trotzdem … das war ein großer Schreck für mich«, erzählte sie in Leipzig.

»Ich habe erst gedacht, dass das schlechte Sehen einfach zum Alter gehört«, so die zweite Patientin. Da die Leipzigerin von Geburt an auf einem Auge blind ist, kämpfte sie darum, ihr Augenlicht auf dem anderen zu erhalten. Sie appellierte an die Besucher das Patiententages: »Man bringt sein Auto doch auch zum TÜV. Warum dann nicht auch die Augen regelmäßig untersuchen lassen?« Diese Aufforderung konnte Dr. Mathias Maier von der TU München nur unterstützen: »Am meisten profitieren die Patienten, bei denen die AMD in der Frühphase diagnostiziert und behandelt wurde. Denn die einmal verloren gegangene Sehschärfe kann nicht in allen Fällen wieder komplett hergestellt werden.«

Die dritte Patientin wurde so frühzeitig behandelt, dass sie nichts von ihrem Sehvermögen verlor. Die letzte Injektion erhielt sie vor knapp einem Jahr. Der Amsler-Gitter-Test und regelmäßige Besuche beim Augenarzt stehen nach wie vor auf ihrem Pflichtprogramm. Nur so könne eine Veränderung festgestellt und eine möglicherweise notwendige Wiederbehandlung eingeleitet werden. Auch Dr. Claudia Jochmann von der Augenklinik der Universität Leipzig bestätigte: »Monatliche Kontrollen sind bei feuchter AMD das A und O!«

Der Krankheitsverlauf

Die Krankheit bildet sich im Zentrum der Netzhaut aus, dem Gelben Fleck (Makula lutea). Hier sitzen spezielle Lichtrezeptoren, die eine wesentliche Sehleistung ermöglichen, beispielsweise das Lesen, das Erkennen von Gesichtern oder von Farben. In der restlichen Netzhaut befinden sich vorwiegend Stäbchen, die der Wahrnehmung von Umrissen und Kontrasten dienen. Um diese Fähigkeiten des Auges zu erhalten, werden die lichtempfindlichen Photorezeptoren permanent abgebaut und wieder neu gebildet. Die Abbauprodukte werden aus dem unter der Netzhaut liegendem Gewebe abtransportiert.

Amsler-Gitter-Test

  • Führen Sie den Test bei Tageslicht aus.
  • Halten Sie die Zeitschrift 30 bis 40 Zentimeter entfernt von Ihren Augen.
  • Wenn Sie eine Brille oder Lesebrille tragen, setzen Sie diese auf.
  • Decken Sie mit der flachen Hand ein Auge ab, kneifen Sie es nicht zu!
  • Mit dem anderen Auge schauen Sie jetzt auf das schwarze Quadrat in der Mitte des Gitters.
  • Wiederholen Sie den Test mit dem anderen Auge.

Falls Sie verschwommene, verzerrte oder gewellte Linien, fehlende, verkleinerte oder vergrößerte Gitterbausteine, graue Schatten oder leere Stellen sehen, sollten Sie einen Augenarzt aufsuchen.

Als Folge altersbedingter Degenerationsprozesse werden manchmal die Abbau-Produkte nur noch unvollständig entsorgt, so dass sie sich als Drusen unter der Netzhaut ablagern. Bei der sogenannten trockenen Form der AMD bildet sich ein Teil der Netzhaut zurück und stirbt ab.

Diesen Prozess verspüren die Betroffenen an mehreren Symptomen: Tagsüber sind sie lichtbedürftiger, empfindlicher gegenüber Blendungen, nehmen Kontraste vermindert wahr, sehen verzerrt oder dunkle Flecken in der Mitte des Sehfeldes. Da die Erkrankung allmählich und meist zunächst einseitig auftritt, fallen ihnen diese Symptome oft erst spät auf.

85 bis 90 Prozent der Patienten erkranken an der trockenen Form der AMD, für die es bis heute keine wirksame Therapie gibt. Als Schutz vor dieser Augenerkrankung werden Präparate empfohlen, die Lutein, Vitamine (C und E), Kupfer, Zink und Selen enthalten. Mehrere Studien konnten die positiven Effekte bestätigen.

Neben der erforderlichen regelmäßigen Kontrolluntersuchung durch den Augenarzt bestehen weitere Möglichkeiten, die Risiken zu mindern:

  • das Rauchen aufgeben, 
  • Übergewicht reduzieren,
  • Fehlernährung vermeiden,
  • direkte UV-Einstrahlung vermeiden (geprüfte Sonnenbrillen) und
  • den Blutdruck kontrollieren.

Vollständige Erblindung

Seltener, aber gefährlicher ist die feuchte Form der AMD, die sich bei etwa 15 Prozent der an einer trockenen AMD Erkrankten entwickeln kann. Bei dieser Form wachsen neue Blutgefäße in die Netzhaut und verursachen Blutungen, Ödeme und Narben, was die Sehkraft weiter schwinden lässt. 80 bis 90 Prozent der Patienten, bei denen eine feuchte AMD diagnostiziert wurde, droht die vollständige Erblindung. Zur Behandlung wurden bisher nur eine Laser-Koagulation und die Photodynamische Therapie eingesetzt.

Inzwischen stehen moderne Wirkstoffe zur Verfügung, die einen bestimmten Wachstumsfaktor, den vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor (VEGF) hemmen, der für die Neubildung von Blutgefäßen verantwortlich ist. Außerdem bewirken sie eine Abdichtung der neugebildeten Blutgefäße. Für Patienten mit feuchter Makuladegeneration gibt es die Möglichkeit, die Erkrankung mithilfe von VEGF-Hemmern wie Ranibizumab oder Pegaptanib zu stabilisieren. Ranibizumab (Lucentis®) ist zur Behandlung der feuchten AMD 2006 in den USA und seit Januar 2007 in Europa zugelassen und wird in die erkrankten Augen injiziert. Der Arzneistoff Pegaptanib (Macugen®) wurde 2006 auch zur Injektion bei AMD in Deutschland zugelassen.

Unabhängig von diesen Therapiemöglichkeiten sollte jedoch immer die Prävention im Vordergrund stehen. Hierzu gehört vor allem die regelmäßige Kontrolle beim Facharzt. Sie kann ergänzt werden durch eine Eigenkontrolle mit Hilfe des Amsler-Gitter-Tests.

Kostenlose Informationen zu der altersbedingten Makuladegeneration erhalten Interessierte unter www.bewahren-sie-ihr-augenlicht.de, per Telefon 01805 161179 oder per Fax 01805 5477855.