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PTA-Vertretungen

Große Unterschiede in Europa

24.10.2009  21:35 Uhr

PTA-Vertretungen

Große Unterschiede in Europa

von Jutta Brielich, Lille

Jedes Jahr treffen sich die Vertreter der europäischen PTA-Gewerkschaften und -verbände, um sich über Arbeitsbedingungen, Tariffragen und aktuelle berufspolitische Probleme auszutauschen. 2009 fand das Meeting des Committee of European Pharmacy Technicians (CEPT) in der französischen Stadt Lille statt. Auch die Apothekengewerkschaft Adexa war dabei.

In diesem Jahr reisten außer den französischen Gastgebern PTA-Kollegen aus England, Belgien, Dänemark, Schweden, Finnland, Norwegen, Portugal, Slowenien und Kroatien an. Leider musste der Gast aus den USA aufgrund der Finanzkrise und ausbleibender Sponsorengelder seine Teilnahme am CEPT-Meeting absagen. 

Auf dem Treffen wurden die Unterschiede zwischen den Berufsbildern und Verantwortungsbereichen der PTA in den einzelnen Mitgliedsstaaten wieder sehr deutlich. So können PTA in einigen europäischen Ländern selbstständig Rezepte annehmen und beliefern, Interaktionen abfragen und den Patienten beraten. In anderen Ländern dürfen sie nur die apothekenpflichtigen Arzneimittel abgeben und keine Rezepte beliefern. Teilweise beraten sie gar nicht zu den OTC-Präparaten, da in den betreffenden Ländern die apothekenpflichtigen Arzneimittel zur Selbstbedienung ausliegen. In anderen Ländern wiederum dürfen PTA kleine Zweigstellen leiten oder sogar selbst eine Apotheke besitzen, sofern dort ein Apotheker angestellt ist.

Den Apothekenleiter vertreten

Interessant ist der Vorstoß aus Großbritannien: PTA sollen dort bis zu zwei Stunden täglich den Apotheker vertreten können. Der Hintergrund: Dort fehlt es an Apothekern und deren Nachwuchs. Mit dem neuen Modell wollen Politiker überprüfen, ob es ausreicht, dass der Apothekenleiter jederzeit über Handy erreichbar ist. Ob PTA während der Vertretungszeit künftig auch rezeptpflichtige Arzneimittel abgeben dürfen, war bei dem Treffen noch nicht entschieden. OTC- und rezeptpflichtige Arzneimittel werden in den britischen Apotheken räumlich getrennt. Die Kolleginnen aus Großbritannien befürchten bei dieser Regelung versicherungsrechtliche sowie Haftungsfragen, weil den PTA derzeit dazu noch Ausbildungsrichtlinien fehlen.

Auch bei der Rezepturherstellung variieren die Tätigkeiten der PTA sehr stark in den einzelnen Ländern. Beispiel Dänemark: Dort gibt es nur zwei Apotheken im ganzen Land, in denen noch Rezepturen angefertigt werden. So kommt es manchmal zu langen Wartezeiten für die Patienten. In Frankreich werden Zytostatika und andere Sterilprodukte ausschließlich in wenigen ausgesuchten Krankenhausapotheken hergestellt.

Die schwedischen PTA müssen sich auf die neuen gesetzlichen Regelungen zum Apothekenwesen in ihrem Land einstellen. Dort wurden die staatlichen Apotheken privatisiert, und seit dem 1. Juli 2009 ist dort auch die Bildung von Apothekenketten möglich. Die schwedischen Gewerkschaftskolleginnen müssen deshalb jetzt nicht mehr nur mit einem Tarifpartner verhandeln, sondern parallel mit mehreren.

Neues Gehaltssystem

Arbeitnehmerfeindliche Neuigkeiten kamen aus Kroatien. Dort wurde per Gesetz ein neues Gehaltssystem für Angestellte zugelassen. Danach bekommen PTA und angestellte Apotheker ein geringes Grundgehalt, und der Apothekenleiter bestimmt jeden Monat neu, wie viel Gehalt sie dazubekommen. Das hängt von Faktoren wie Kundenkontakten, Zusatzverkäufen und Arbeitseinsatz ab und kann zu einer willkürlichen Gehaltsgestaltung von Arbeitgeberseite führen. 

Ein Thema des Treffens war auch die weltweite Finanzkrise. Wegen des teilweise starken Personalmangels in den Apotheken gab es bis zum Sommer in keinem Land größere Entlassungswellen. Allerdings hat überall der Verkauf von OTC-Arzneimitteln nachgelassen. In denjenigen Ländern, in denen die Patienten hohe Zuzahlungen leisten müssen, lösen manche nicht mehr ihre Rezepte ein. Die meisten Kolleginnen fürchten allerdings nächstes Jahr größere Kosteneinsparungen, unter anderem bei Fortbildungen, wenn viele Firmen auf große Veranstaltungen und großzügiges Sponsoring verzichten werden.