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Gesundheitstage

Tag der Endometriose

24.10.2009  12:12 Uhr

Gesundheitstage

Schwache Herzen auf dem Prüfstand

von Tanja Schweig

Rund 1,8 Millionen Menschen in Deutschland wissen um ihr schwaches Herz. Ein Arzt hat bei ihnen bereits eine Herzinsuffizienz diagnostiziert. Fachleute vermuten aber, dass die Dunkelziffer hoch ist, weil viele Betroffene die Symptome für normale Altersbeschwerden halten.

Bei jedem fünften Deutschen lässt im Laufe seines Lebens die Herzleistung nach. Grund genug, dass auch PTA und Apotheker sich mit dieser Erkrankung vertraut machen. Die Deutsche Herzstiftung nimmt sich während der Herzwochen im November 2009 des Themas Herzinsuffizienz an. Sie will vor allem die Warnzeichen (siehe Kasten) publik machen und so erreichen, dass Betroffene möglichst frühzeitig den Arzt aufsuchen.

Maßnahmen und Warnzeichen für eine Herzinsuffizienz

Sofort den Arzt rufen

  • anhaltender Brustschmerz
  • schwere, anhaltende Kurzatmigkeit
  • Atemnot
  • Ohnmachtsanfall

Möglichst rasch den Arzt informieren

  • zunehmende Kurzatmigkeit
  • häufiges Erwachen in der Nachtaufgrund von Atemnot
  • Bedarf an mehr Kissen, um gut schlafen zu können
  • Herzklopfen oder Herzrasen mit Schwindel, Benommenheit

Beim nächsten Termin dem Arzt mitteilen

  • plötzliche Gewichtszunahme
  • Schwellung oder Schmerzen im Bauch
  • Schwellung der Beine oder Knöchel
  • Appetitverlust, Übelkeit
  • Abgeschlagenheit
  • sich verschlechternder Husten,
  • pfeifende Atmung

modifiziert nach: www.heartfailurematters.org

Das Herz leistet nicht genug

Die Weltgesundheitsorganisation definiert Herzinsuffizienz als »eingeschränkte Belastbarkeit aufgrund einer nachweisbaren kardialen Funktionsstörung«. Das heißt, das Herz pumpt nicht mehr kräftig genug oder füllt sich nicht mehr ausreichend mit Blut. Damit wird der Körper ungenügend mit sauerstoff- und nährstoffreichem Blut versorgt.

Zunächst verliert die Muskulatur in den Armen und Beinen mehr und mehr an Kraft, weil sie nur noch schlecht ernährt wird. Aber auch Abbauprodukte sammeln sich in den Organen und Muskeln, weil sich das Blut in den Venen staut und damit seine Aufgabe beim Abtransport nicht mehr erfüllt. Schließlich verbleibt Flüssigkeit in der Lunge, den Beinen und im Bauchraum.

Die Herzinsuffizienz kann hauptsächlich entweder die linke oder die rechte Herzhälfte betreffen. Jede Herzhälfte besteht jeweils aus einer Kammer und einem Vorhof. In den rechten Vorhof mündet das sauerstoffarme Blut aus dem großen Kreislauf, also aus den Extremitäten und dem Bauchraum. In den linken Vorhof fließt das sauerstoffreiche Blut aus dem kleinen Lungenkreislauf. Je nachdem, auf welcher Seite die Pumpkraft des Herzens zuerst nachlässt, äußern sich die Symptome unterschiedlich. An Wasseransammlung im Bauchraum und Ödemen an den Knöcheln leiden daher vor allem Menschen mit Rechtsherzinsuffizienz. Sobald sie in der Nacht flach im Bett liegen, fließt das Wasser mit dem Blut zurück zum Herzen. Auch die Nieren werden dann besser durchblutet und bilden mehr Urin. Die Patienten merken das daran, dass sie nachts oft die Toilette aufsuchen müssen. 

Dagegen fällt Menschen mit Linksherzinsuffizienz die Atmung schwer, sie leiden unter Atemnot und Hustenanfällen wie bei einer Bronchitis, weil die Flüssigkeit in der Lunge den Gasaustausch behindert. Bleibt die Linksherzinsuffizienz unbehandelt, belastet der Stau im kleinen Lungenkreislauf zunehmend auch die rechte Herzkammer. Die Erkrankung führt schließlich zur Insuffizienz beider Herzkammern.

Die Symptome nehmen zu

Die New York Heart Association (NYHA) hat die Herzinsuffizienz in vier Stadien eingeteilt: Im Stadium 1 nehmen Betroffene im Alltag noch keinerlei Einschränkungen wahr. Ab Stadium 2 nimmt die körperliche Leistungsfähigkeit im Alltag immer mehr ab. Die Patienten bemerken Herzklopfen oder Atemnot, wenn sie sich körperlich anstrengen. Patienten mit Herzschwäche im Stadium 3 werden schon bei den geringsten Anstrengungen kurzatmig. Sie fühlen sich oft müde und erschöpft. Patienten im Stadium 4 kämpfen schließlich mit Atemnot sogar im Sitzen oder Liegen. Körperlich belasten können sie sich überhaupt nicht mehr, sie verlassen kaum noch das Bett. Die Herzinsuffizienz ist eine sehr ernste Erkrankung, klärt die Deutsche Herzstiftung auf. 300 000 der 1,8 Millionen Patienten suchen deshalb jedes Jahr eine Klinik auf. Bei den über 65-jährigen Patienten ist Herzschwäche die häufigste Ursache für eine Klinikeinweisung.

Während die Anzeichen eines Herzinfarktes mittlerweile in der Bevölkerung bekannt sind, haben die meisten Menschen von den typischen Beschwerden der Herzinsuffizienz noch nie etwas gehört. Viele Betroffene interpretieren ihre Beschwerden als typische Alterserscheinungen, weil diese sich ja auch erst mit höherem Alter einstellen: Denn nur 1 Prozent der Menschen unter 65 Jahren hat eine Herzinsuffizienz, während es bei den 75- bis 84-Jährigen bereits 7 Prozent und bei den über 85-Jährigen sogar 15 Prozent sind. Erstaunlich ist, wie resigniert viele Betroffene ihr Schicksal hinnehmen: »Ich bin eben nicht mehr der Jüngste, da geht einem schon mal die Puste aus«, sagen viele und führen die Beschwerden darauf zurück, dass sie wegen ihrer Arthrose keinen Sport treiben oder im Alter deutlich mehr Kilos als früher auf die Waage bringen. Leistungsabfall, Kurzatmigkeit und dicke geschwollene Füße halten sie daher für ganz normal.

Viele mögliche Ursachen

Eine akute Herzinsuffizienz kann in Stunden oder Tagen entstehen. Viel häufiger entwickelt sich die Leistungsschwäche des Herzens aber über Monate und Jahre. In diesen Fällen leistet ihr eine chronische Grunderkrankung Vorschub. Diese Grunderkrankungen schädigen das Herz entweder direkt, zum Beispiel wenn nach durch einem Herzinfarkt Muskelgewebe abstirbt, so dass die Kraft des Herzmuskels nachlässt. Oder die Erkrankung bürdet dem Herzen zusätzliche Arbeit auf, wie bei einem schlecht oder nicht behandelten Bluthochdruck. Dann ist das Herz gezwungen, dauernd gegen einen zu hohen Druck in den Adern »anzupumpen«, so dass der Herzmuskel wächst. Das vergrößerte Herz benötigt mehr Nährstoffe und Sauerstoff, die ihm aber nicht ausreichend geliefert werden. Die Herzleistung wird insuffizient.

Aber auch weitere Erkrankungen fördern die Entwicklung einer Herzinsuffizienz: Erkrankungen der Herzkranzgefäße (koronare Herzkrankheit), Herzmuskelerkrankungen, Herzrhythmusstörungen, Lungenerkrankungen, Erkrankungen der Herzklappen (auch angeborene Herzfehler), aber ebenfalls ein zu hoher Alkoholkonsum.

Inzwischen gibt es immer bessere Therapiemöglichkeiten. Diese sollten Betroffene auch nutzen, denn damit gewinnen sie nicht nur an Lebensqualität und vermeiden Krankenhausaufenthalte, sondern sie bremsen das Fortschreiten der Krankheit.

Deshalb ruft die Deutsche Herzstiftung dieses Jahr wieder mehrere tausend Aktionspartner auf, die Öffentlichkeit über die Erkennung und Behandlung der Herzschwäche zu informieren. Wenn ein Apothekenteam auch mit einer Aktion im Veranstaltungskalender der Deutschen Herzstiftung erscheinen möchte, kann es sich per Internet unter www.herzstiftung.de oder telefonisch unter 069 955128-333 anmelden. Dort können auch Plakate, Faltblätter und ein Herzschwäche-Test bestellt werden. Ein weiterer Patientenratgeber zum Download finden Apothekenmitarbeiter im Internet unter www.kompetenznetz-herzinsuffizienz.de, Stichwort Infomaterial. Die Broschüre können sie auch per E-Mail unter info(at)knhi.de anfordern.

E-Mail-Adresse der Verfasserin:
tschweig(at)online.de