Tägliches Engagement |
23.09.2011 12:54 Uhr |
Der Vorstand des BVpta setzt sich mit großem Engagement für die Weiterentwicklung des PTA-Berufs ein. Außerdem bieten wir als Berufsverband den PTA ein umfangreiches Fortbildungsprogramm an, damit sie im Berufsalltag die Patienten und Kunden fachkompetent beraten können. Das machen wir aus der Überzeugung heraus, dass unser Beruf vielseitig, anspruchsvoll und interessant ist. Denn gut ausgebildete PTA tragen durch ihre Arbeit dazu bei, dass Apothekenleiter und ihre Mitarbeiter in der Öffentlichkeit ein hohes Ansehen genießen.
Doch leider scheint in manchen Apotheken der Begriff »Beratung« ein Fremdwort zu sein, wie das nachfolgende Beispiel zeigt. In diesemSommer war ich Kundin in einer Apotheke in Berlin, weil ich wegen einer hartnäckigen Erkältung Medikamente nötig hatte. Zuerst stand ich ganz allein in der Offizin, ohne weitere Kunden – allerdings auch ohne einen Apothekenmitarbeiter. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis mich ein Apotheker oder ein PTA – nicht gerade überschwänglich, aber auch nicht unfreundlich, sondern eher neutral – nach meinen Wünschen fragte. Kommentarlos schob er mir die Medikamente über den HV-Tisch. Nachdemich die Frage nach weiteren Kaufabsichten verneint hatte, packte er die Arzneimittel schweigend in eine Tüte. Nach Übergabe des Wechselgelds drehte sich der Mann um und verschwand wortlos. Ich war so perplex, dass ich glatt vergaß zu gehen. Hatte ich geträumt? Leider nein! Als mir klar wurde, dass er nicht mehr zurückkommen würde, verließ ich niedergeschmettert die Apotheke.
Das konnte doch wohl nicht wahr sein! Da erhalten Apotheken jede Woche Zeitschriften rund um Apotheke und Pharmazie, die sich seit Jahren mit demThema Kundenbindung, Kommunikation und Verkaufspsychologie auseinandersetzen. In Fortbildungen befassen sich Trainer schwerpunktmäßig nur mit diesemThemenbereich und geben ihr Wissen, sei es im Teamtraining oder in einemVortrag, an die Apothekenmitarbeiter weiter. Ich selbst finde das Thema spannend und bemühe mich, auf Fortbildungen Gelerntes im Alltag umzusetzen, damit »meine« Kunden davon profitieren. Und dann erlebe ich dieses Negativbeispiel.
Bin ich vielleicht zu anspruchsvoll? Habe ich durch die ständige Beschäftigung mit diesen Themen den realen Blick für die Praxis verloren? Nein, und nochmals nein. Niemand sollte einemKunden das Gefühl geben, dass er »stört«, nur weil man selbst in diesem Moment etwas anderes zu tun hat. Und vor allem: Wer spielt in der Apotheke eine wichtigere Rolle als unsere Kunden? Sie sind der Ast, auf demwir sitzen. Sie garantieren den Fortbestand der öffentlichen Apotheke. Sie stehen im Zentrum unserer gesamten Tätigkeiten. Letztlich geht es um ihr Wohl.
Bevor ich den Zorn aller PTA und Apotheker aus Berlin auf mich ziehe, möchte ich versichern, dass ich weiß, jeden Tag sehen unzählige Kollegen in den Apotheken ihren Beruf nicht als Job, sondern als Berufung. Sie setzen sich ein, um ihren Kunden den bestmöglichen Service zu bieten. Ein (schlechtes) Beispiel kann kein Maßstab für den gesamten Beruf sein. Aber ich möchte alle dazu aufrufen, die Beratung eines jeden Kunden ernst zu nehmen.
Angelika Gregor,
Vorstandsmitglied des BVpta