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Deodoranzien und Antitranspiranzien

Dufte Mittel gegen den Schweiß

24.05.2016  10:37 Uhr

Von Elke Wolf / Wer Schweißgeruch und verräterische Flecken auf der roten Bluse oder dem grauen Hemd an den markanten Stellen nicht toleriert, greift zum Deo oder Antitranspirant. Welche Präparateklasse ist wann geeignet? Wie unbedenklich sind die Mittel und wie zuverlässig wirken sie gegen Schweiß und seinen Geruch?

Definitionsgemäß sind Deodoranzien und Antitranspiranzien unterschiedliche Präparateklassen; sie vermitteln ihre Wirkung nach unterschiedlichem Prinzip. Dennoch werden beide Begriffe häufig synonym verwendet, und die große Mehrheit der Präparate enthält auch Wirkstoffe aus beiden Gruppen, also eine Kombination aus schweißhemmenden mit geruchsbindenden und/oder geruchsüberdeckenden Wirkstoffen. Die Darreichungsformen bieten alles, was das Galenik-Labor hergibt: Pump- und Trockensprays, Deo-Roller, -Stifte, -Cremes, -Steine und deodorieren­de Puder.

 

Deodoranzien werden allmorgendlich nach der Körperwäsche auf die Haut im Achselbereich aufgetragen, damit unangenehmer Schweißgeruch erst gar nicht entsteht. Dort wirken sie entweder durch eine Wachstumshemmung der geruchsbildenden Bakterien beziehungsweise ihrer Enzyme oder durch Bindung der flüchtigen, unangenehm riechenden Schweißbestandteile. Das Prinzip, den Geruch mit Parfümölen zu überdecken, machen sich fast alle Deos und Antitranspiranzien als Zusatzeffekt zunutze. Die Schweißsekretion hemmen Deodoranzien allerdings nicht.

Die größte Bedeutung bei der Deodorierung dürfte der Bekämpfung und Wachstumshemmung der verantwortlichen Bakterien zukommen. Denn diese bauen den primär geruchlosen Schweiß erst zu übel riechenden Fettsäuren wie Butter- oder Capronsäure ab. Substanzen mit antimikrobieller Wirkung sollen möglichst selektiv auf die Schweiß zersetzenden Bakterien wirken und das ökologische Gleichgewicht der Haut nicht zu sehr stören. Deshalb sollten die Wirkstoffkonzen­trationen auch im bakteriostatischen Bereich liegen und nicht bakterizid sein. Als Bakteriostatika in Deodoranzien findet man etwa Konservierungsmittel, die gegen grampositive Bakterien gerichtet sind. Das trifft etwa auf Triclosan, Triclocarban oder Chlorhexidinverbindungen zu. Für eine bakteriostatische Wirkung ist bei ihnen nur eine geringe Konzentration erforderlich, die die Haut kaum irritiert.

 

Eine zwar schwache, doch selektive Wachstumshemmung vermittelt Farnesol. Das dürfte der Grund für seine gute Hautverträglichkeit sein. Da Farnesol ursprünglich aus Lindenblütenöl gewonnen wurde, wird es oft als natürliches Antiseptikum angepriesen. Heute wird es jedoch wegen geringerer Produktionskosten synthetisch hergestellt. Als zweiter natürlicher Wirkstoff wird häufig das im Grüntee vorkommende Phenoxyethanol in Deos eingearbeitet, mitunter in Kombination mit Farnesol.

 

Gut hautverträglich sind auch Deodoranzien mit Enzyminhibitoren, die die für die Schweißzersetzung verantwortlichen esterspaltenden Lipasen blockieren, ohne die Bakterien selbst zu schädigen. Das schaffen Substanzen wie Triethylcitrat und Zinkglycinat. Durch Freisetzung von Zitronensäure sinkt der pH-Wert und damit die Aktivität der Enzyme.

 

Deodoranzien mit Geruchsabsorbern binden übelriechende Stoffe entweder, indem sie den Partialdampfdruck senken (basische Zinksalze), oder in Form von Einschlüssen (Cyclodextrine). Diese auch als Clathrate bezeichneten Komplexe nehmen den Schweißbestandteilen ihre leichte Flüchtigkeit, die für die Wahrnehmung über den Geruchsinn notwendig ist. Geruchsabsorber lassen die physiologische Hautflora unbeeinflusst und sind gut hautverträglich.

Weniger Schwitzen

Im Gegensatz dazu greifen Antitrans­piranzien zu einem früheren Zeitpunkt in die Entstehung des unangenehmen Schweißgeruchs ein. Die meist verwendeten Aluminiumsalze diffundieren in die Ausführungsgänge der Schweißdrüsen und schädigen dort vermutlich durch Komplexbildung zwischen den Metallionen und den Mucopolysacchariden die Oberfläche der unverhornten Zellen. Es bildet sich bei einmal täglicher Anwendung eine Art Pfropf, der die Ausführungsgänge verengt und die Ausscheidung von Schweiß erheblich reduziert. Wird die Behandlung unterbrochen oder abgesetzt, nimmt die Schweißdrüse ihre Funktion wieder auf. Da Antitranspiranzien durch die Verminderung der Schweißsekretion den geruchsbildenden Bakterien einen Teil ihrer Nahrung entziehen, wirken sie indirekt auch deodorierend.

Der günstigste Zeitpunkt, ein Antitranspirant aufzutragen, ist der Abend, da dann die emotionale Schweißdrüsenaktivität herunter gefahren wird. So ist gewährleistet, dass die Aluminium-Verbindungen ausreichend tief in die Haut diffundieren können und nicht gleich wieder weggeschwemmt werden.

 

Antitranspiranzien enthalten meist Aluminiumsalze, wie Aluminiumchloridhexahydrat, Aluminiumsulfat, Aluminiumacetat oder Aluminium-Zirkonium-Komplexe wie Aluminium-Zirkonium-Tetrachlorhydrat/Glycin-Komplex. Während viele handelsübliche Antitranspiranzien nur etwa 1 bis 2 Prozent Aluminiumsalze enthalten, sind Formulierungen, die in der Apotheke als Rezepturen angefertigt werden, höher konzentriert. So enthält das Neue Rezeptur-Formularium etwa Vorschriften für 15- bis 20-prozentige Aluminiumchlorid-Hexahydrat-Lösungen und Gele. Diese Rezepturen sind in der Apotheke leicht herzustellen und können je nach Anwendungsgebiet in einem Roll-on-Glas oder einer Rundflasche aus Polyethylen abgefüllt werden. Als Rezeptur angefertigte Präparate haben generell einen saureren pH-Wert (etwa 2,5 bis 2,9) als Fertigpräparate (etwa 4, 0 bis 4,5).

 

Ein Nachteil der konzentrierten Aluminium-Zubereitungen: Hautreizungen, die sich in Brennen und Jucken äußern, treten häufig auf. Reagiert die Haut der Patienten irritiert, ist die Verringerung der Konzentration etwa auf 10 Prozent einen Versuch wert. Auch der Zusatz von Harnstoff kann vermittelnd wirken.

 

Die konzentrierten Präparate sollten drei- bis fünfmal pro Woche angewandt werden, so lange bis sich die Schweißproduktion auf Normniveau eingependelt hat. Hierfür sind normalerweise ein bis zwei Wochen notwendig. Dann kann die Behandlung auf einmal pro Woche verringert werden. Morgens werden die Rückstände abgewaschen, bei Missempfindungen wie stechendem Juckreiz schon früher. Die Zubereitungen dürfen nicht mit Augen oder Schleimhäuten in Berührung kommen. Da Aluminiumchlorid Textilien angreifen kann, sollte die Lösung nicht direkt mit der Kleidung in Kontakt kommen. Achtung: In den Achselhöhlen sollte die Aluminiumlösung nur jeden zweiten Tag mit einem Deo-Roller aufgetragen werden. Es ist zudem vorteilhaft, wenn sich der Patient ein bis zwei Tage vorher die Achselhöhlen rasiert.

 

Aluminiumsalze sind in Verruf geraten. Kritiker befürchten, dass Aluminium im Körper ernsthafte Schäden anrichten könnte. Wie begründet diese Sorge ist, ist bisher allerdings nicht eindeutig geklärt: Mithilfe der aktuellen wissenschaftlichen Datenlage lassen sich gesund­heitliche Beeinträchtigungen durch aluminiumhaltige Kosmetika derzeit weder klar nachweisen noch eindeutig widerlegen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) kommt in seiner Stellungnahme im Februar 2014 zu dem Schluss, dass »ein kausaler Zusammenhang zwischen der erhöhten Aluminiumaufnahme durch Antitranspiranzien und der Alzheimer-Krankheit beziehungsweise Brustkrebs (…) trotz einer Reihe entsprechender Studien aufgrund der inkonsistenten Datenlage wissenschaftlich bisher nicht belegt werden« kann. Bislang fehlen vor allem Studien zur Penetrationsrate. Bekannt ist, dass Aluminiumverbindungen die gesunde Haut kaum zu durchdringen vermögen. Das könnte aber nach der Rasur in den Achselhöhlen anders sein. Deshalb wird empfohlen, nach der Rasur mehrere Stunden auf aluminiumhaltige Präparate zu verzichten.

 

Grundsätzlich ist der Effekt, den Deo­doranzien aufgrund ihres Wirkprinzips überhaupt erzielen können, ein geringerer als der von Antitranspiranzien. Menschen, deren Schweißabsonderung über das normale Maß hinausgeht und die unter eine Hyperhidrosis leiden, werden mit Deodoranzien allein nicht auskommen. Für sie sind konzentrierte Aluminiumverbindungen in Antitranspiranzien die effektivere Lösung. Aufgrund der Inhaltsstoffe sind allerdings Deodoranzien die hautschonendere Alternative.

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