Lästig, aber harmlos |
24.05.2016 10:36 Uhr |
Von Barbara Erbe / Wenn Warzen auftreten, ist meist das Immunsystem geschwächt. Gefährlich sind die gutartigen Hautwucherungen in der Regel nicht, aber unschön und ansteckend. Daher ist es ratsam, sie zu entfernen – auch wenn sie nach längerer Zeit von selbst wieder verschwinden können.
Am weitesten verbreitet ist die – wie der Name schon sagt – gewöhnliche Warze oder Verruca vulgares, erläutert der Mainzer Dermatologe Dr. Wolfgang Klee. Von ihr sind vor allem Kinder betroffen. Weil ihr Immunsystem noch nicht ausgereift ist, bekommen sie generell viel leichter Warzen als Erwachsene. Die haben ihre Abwehr im Laufe der Jahre im Kampf gegen diverse Viren trainiert und können sich entsprechend besser zur Wehr setzen.
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Klee, der Vertreter des Berufsverbands Deutscher Dermatologen, bezeichnet sich selbst als bestes Beispiel: »Angesichts dessen, mit was ich in meiner Praxis alles in Berührung komme, müsste ich eigentlich von Kopf bis Fuß voller Warzen sein. Aber mein Immunsystem ist erprobt, und ich hatte schon seit Jahren keine mehr.«
Die gewöhnlichen Warzen werden von Humanen Papillomaviren (HPV) übertragen und breiten sich meist an Fußsohlen oder Fingern aus. Zunächst bilden sich harte, erhabene Knötchen, die mit der Zeit verhornen. Das sieht unschön aus, ist aber harmlos. Wer abwarten möchte, kann dies beruhigt tun, sagt Klee. Ein intaktes Immunsystem mache den Viren innerhalb eines Jahres normalerweise den Garaus. Manchmal streuen die Warzen aber auch und bilden neue Beete. Das passiert, wenn sich der Körper selbst weiter ansteckt, zum Beispiel, indem sich ein betroffenes Kind kratzt und dadurch ansteckendes Material verbreitet. An den Füßen wachsen gewöhnliche Warzen manchmal dornartig (Dornwarzen, Verrucae plantares) tief in die Fußsohlen hinein, sodass das Auftreten schmerzt. In solchen Fällen – und nicht zuletzt auch, weil Warzen immer auch andere anstecken können – rät der Dermatologe dazu, die Wucherungen zu behandeln.
Humane Papillomaviren
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Tinktur oder Pflaster
Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die klassische Methode ist die Keratolyse, die Auflösung der dicken Hornschicht, mit Salicyl- und/oder Milchsäure. Als Tinktur oder Pflaster können diese auf die verhornte Haut aufgetragen werden, die dadurch innerhalb von circa drei Tagen aufweicht. Dann lassen sich die aufgeweichten Hautschichten mit einem Spatel abtragen und die Prozedur geht von vorne los – so lange, bis auch der tiefste Teil der Warze entfernt ist. Die gesunde Haut um die Warze herum sollte vor der Anwendung mit Vaseline oder einer anderen fettigen Salbe abgedeckt werden. Alles, was mit der Warze in Kontakt stand, sollte im Anschluss desinfiziert werden. Neben rezeptfreien Präparaten gibt es auch verschreibungspflichtige Lösungen. Sie enthalten neben Salicylsäure den Wirkstoff Fluorouracil, der das Wachstum der Viren hemmt.
Alternativ kommt die sogenannte Kryotherapie, das Vereisen der Warze, zur Entfernung infrage. Dies kann der Arzt durchführen, es gibt allerdings auch Vereisungssprays für die Selbstmedikation. Beim Arzt wird die Warze für einige Sekunden mit einem Wattebausch betupft, der mit flüssigem Stickstoff getränkt ist. Bei gewöhnlichen Warzen an den Fingern wird meistens flüssiger Stickstoff aus einer Flasche aufgesprüht. Das Warzengewebe stirbt daraufhin ab und löst sich idealerweise einige Tage später von alleine.
Der Arzt kann der Warze unter anderem mit flüssigem Stickstoff zu Leibe rücken.
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Bei Anwendung eines Vereisungssprays wird der Applikator kurz mittig auf die Warze gesetzt. Mithilfe eines Dimethylether-Propan-Gemisches werden dann Temperaturen zwischen -50 und -60° C erzeugt. Unter der Warze entsteht ein Bläschen, das die Warze abhebt. Nach etwa ein bis zwei Wochen fällt sie dann von selbst ab.
Als letzte Möglichkeit der Schulmedizin lassen sich Warzenbeete auch chirurgisch entfernen oder per Laser abtragen. Die Wunden, die dabei entstehen, können aber gerade bei tief reichenden Dornwarzen noch über Wochen schmerzen.
Auch Dellwarzen (Mollusca contagiosa), von denen ebenfalls hauptsächlich Kinder und Erwachsene mit empfindlicher, beispielsweise durch Neurodermitis oder Allergien beanspruchter Haut befallen werden, lassen sich durch die geschilderten Verfahren beseitigen. Anders als gewöhnliche Warzen, siedeln sie sich vor allem an Gesicht, Hals, Armen und Beinen an. Sie sind weich, rund und haben in der Mitte eine kleine Vertiefung.
Naturheilkunde
Die Heilung durch ein starkes Immunsystem, das ist ein Ansatz der Naturmedizin. »Es gibt zwar nicht die eine Anwendung, die für alle Menschen greift. Aber für alle gilt: Je stärker ihre Abwehr ist, desto besser sind sie auch vor Warzen geschützt«, erklärt Ursula Hilpert-Mühlig, Heilpraktikerin und Vizepräsidentin des Fachverbandes Deutscher Heilpraktiker. Gerade bei Kindern sind deshalb eine vollwertige Ernährung, viel Bewegung und frische Luft sowie ausreichend Schlaf wichtige Voraussetzungen, ebenso wie ein möglichst entspannter Alltag mit wenig Termin-, Schul- oder sonstigem Stress. Das ist natürlich leichter gesagt als getan. »Dennoch ist es wichtig sich klarzumachen, dass das psychische Befinden unser Immunsystem sehr stark beeinflusst – positiv wie negativ.« Zur systemischen Stärkung setzen Heilpraktiker die naturheilkundliche Eigenblutbehandlung ein. Dabei werden den Patienten kleinste, individuell angepasste Mengen Venenblut entnommen und reinjiziert, um ihre körpereigene Abwehr zu aktivieren. Volksmedizinisch kommen auch Schöllkraut und Thuja occidentalis zum Einsatz. Sie werden als Urtinktur mehrfach täglich auf die Warze getupft. Ebenso werden auch Teebaumöl oder die ätherischen Öle aus einer frisch geschnittenen Knoblauchscheibe verwendet.
Schöllkraut wird in der Naturheilkunde gegen Warzen eingesetzt.
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Riskante Feigwarzen
Einen Sonderfall stellen die Feigwarzen (Condylomata acuminata oder Kondylome) dar. Sie treten praktisch nur bei Erwachsenen im Genitalbereich auf und sind – durch intimen Kontakt – extrem ansteckend. Die Warzen sehen meist aus wie kleine Fäden und sind heller als die umgebende Schleimhaut. Anders als die bisher genannten Warzen sollten sie grundsätzlich immer behandelt werden, warnt der Dermatologe Klee. »Denn sie können die HPV-Typen 16 und 18 enthalten und damit bei Frauen Gebärmutterhalskrebs auslösen.«
Im Gegensatz dazu absolut harmlos sind schließlich die sogenannten »Alterswarzen« (Verrucae seborrhoica), die eigentlich gar keine sind. Denn sie entstehen durch Hornhautwucherungen und die Bildung kleinster Hornkügelchen in der obersten Hautschicht und nicht durch Virenübertragung. Deshalb sind sie auch nicht ansteckend. Aufgrund ihrer Form, Farbe und Größe seien Alterswarzen aber oft selbst vom Arzt schwer von Hautkrebs zu unterscheiden, erklärt Klee. »Deshalb sollten PTA Kunden mit Alterswarzen immer dazu raten, die Warzen hautärztlich begutachten zu lassen beziehungsweise die ab 35 Jahren von den Krankenkassen vorgesehenen Gesundheitschecks inklusive Hautscreening wahrzunehmen.« /
Nicht jeder, der sich über winzige Risse oder Verletzungen in der Haut oder Schleimhaut mit Warzen-auslösenden Viren infiziert hat, bekommt tatsächlich Warzen.
Gefährdet ist vor allem, wer