SOS-Programm für die Haut |
22.05.2017 13:12 Uhr |
Von Elke Wolf / Wer es mit dem Sonnentanken übertreibt, der kassiert die Quittung in Form eines Sonnenbrands. Dann sind Kühlung, Feuchtigkeitszufuhr und Entzündungshemmung die entscheidenden Erste-Hilfe-Maßnahmen. Welche Zubereitungen PTA und Apotheker empfehlen können, damit sich die Haut wieder beruhigt, fasst der Artikel zusammen.
Wie bei allen Verbrennungen leichteren Grades ist das betroffene Hautareal mit kalt-feuchten Umschlägen zu kühlen. Dazu können Baumwolltücher in kaltes oder höchstens lauwarmes Wasser (32 bis 35 °C) gelegt werden. Bei Hautdefekten sollte das Wasser vorher besser abgekocht werden und dann abkühlen. Zusätzliche Teeaufgüsse aus Schachtelhalmkraut oder schwarzem Tee oder Badezusätze mit synthetischen Gerbstoffen (wie Tannolact® 40 Badezusatz, Tannosynt® flüssig) sorgen für einen adstringierenden, gerbenden Effekt.
Jetzt heißt es erst mal raus aus der Sonne und alles tun, was die Haut beruhigt.
Foto: iStock/llhedgehogll
Zur Kühlung nicht geeignet sind Eis oder Cold-Packs, da die Haut durch Kälte weiteren Schaden nehmen könnte. Auch der mitunter empfohlene Quark ist nicht geeignet, da es aufgrund der darin lebenden Bakterien zu Infektionen kommen kann. Und enthaltene Eiweißstoffe können auf der geschwächten Haut zu Unverträglichkeiten und allergischen Reaktionen führen.
Feuchtigkeitsdepots füllen
Ein Zuviel an Sonne stresst die Haut. Die Durchwärmung hat einen ausgeprägten Feuchtigkeitsverlust zur Folge. Damit die Haut nicht austrocknet, sollte sie immer wieder mit einer Zubereitung auf Basis einer O/W-Emulsion behandelt werden. Sie kühlt durch ihre Verdunstungskälte, und die enthaltenen Lipide stellen die Permeabilitätsbarriere der Haut wieder her. Schaumsprays (wie Bepanthen® Schaumspray, Panthenol Jojoba Spray) sind für diese Indikation von Vorteil, weil der Kontakt mit der entzündeten und berührungsempfindlichen Haut vermieden werden kann. Abzuraten ist von Zubereitungen mit hohem Fettanteil; der entstehende Wärmestau würde die Entzündung nur fördern. Auch Après-Sun-Präparate sind in diesem Stadium ungeeignet: Sie enthalten oft Parfumstoffe und irritieren die Haut noch zusätzlich.
Helfer gegen den Schmerz
Bei lediglich leichten Hautreizungen haben sich entzündungshemmende Präparate mit Panthenol, Aloe vera, Kamillen- oder Hamamelisextrakten bewährt. Zubereitungen mit dem Algenenzym Photolyase unterstützen die Reparaturmechanismen in der Haut (wie in Ladival® Sonnenschutz Fluid Schutz und Regeneration). Um die lokalen Schmerzen örtlich zu betäuben, sind Lotionen etwa mit Polidocanol (wie Anaesthesulf® Lotio) oder Gerbstoffen (wie Tannolact® Lotio, Tannosynt® Lotio) zu empfehlen. Polidocanol (Thesit) ist weniger sensibilisierend als andere synthetische Lokalanästhetika, etwa Benzocain.
Wer es homöopathisch mag: Der ethanolische Frischpflanzenauszug aus Arnica montana zusammen mit der Urtinktur des Krautes der Kleinen Brennnessel (Combudoron® Gel) lindert den Hitzeschmerz und reguliert Entzündungen. Belladonna D6 und D12 sowie Cantharis D6 sind bewährte Einzelmittel, wenn die Haut infolge einer Verbrennung heftig brennt und klopft.
Ob die topische Anwendung von Lotionen oder Gelen mit antiallergisch wirksamen Arzneistoffen in diesem Zustand der Hautschädigung sinnvoll ist, ist nicht ganz geklärt. Antihistaminika wie Dimetinden, Bamipin oder Chlorphenoxamin (wie Fenistil® Gel, Soventol® Gel, Systral® Creme) wirken beim Sonnenbrand nur in der ersten Phase des sich entwickelnden Erythems. Da die klassische Sonnenbrandreaktion jedoch einige Stunden verzögert auftritt, dürfte es für den Einsatz von Antihistaminika-Topika etwas zu spät sein. Sinnvoll sind Antihistaminika jedoch, um den starken Juckreiz bei einer polymorphen Lichtdermatose oder der Mallorca-Akne zu lindern.
Entzündung hemmen
Geeignet sind vielmehr leichte Cortison-haltige Zubereitungen wie Cremes, Sprays oder Lotionen (wie Soventol® HydroCort 0,5% Cremogel, FeniHydrocort® Creme 0,5 %, Ebenol® 0,5% Spray). Derzeit sind allerdings nur Hydrocortison und Hydrocortisonacetat in einer Konzentration bis 0,5 Prozent ohne Rezept erhältlich. Achtung: Im Gesicht ist die Haut dünner beziehungsweise das Stratum corneum schmaler, sodass der Arzneistoff schneller und stärker resorbiert wird. Deshalb sollte die Behandlung im Gesicht nicht in der Selbstmedikation erfolgen.
Bei stärkeren Schmerzen, Verbrennungen oder Blasen können Apotheker als Erste Hilfe nicht steroidale Antirheumatika empfehlen, etwa Acetylsalicylsäure 2 x 500 mg/d, Diclofenac 3 x 50 mg/d oder Naproxen 3 x 500 mg/d über 48 Stunden. Gleichzeitig sollten Betroffene an den Arzt verwiesen werden. /