Tipps für die Lebergesundheit |
18.05.2018 16:12 Uhr |
Von Andrea Pütz / Knapp ein Viertel aller Erwachsenen hierzulande ist von einer Fettleber betroffen – Tendenz steigend. Unter den stark Übergewichtigen und Diabetikern sind es sogar rund 85 Prozent. Nicht immer ist Alkohol der alleinige Sündenbock. Auch zu viel Fett und Zucker sind Gift für die Leber. Mit ein paar einfachen, aber effektiven Ernährungs- und Bewegungstipps können PTA und Apotheker betroffenen Kunden helfen, ihre Leber wieder in Form zu bringen.
Die Leber ist eines der wichtigsten Stoffwechselorgane: Drei Millionen Leberzellen können mehr als 500 biochemische Prozesse durchführen. Sie entgiften den Körper, produzieren und speichern Eiweiße und verwerten Fette. Umso erschreckender ist, dass sich die Leberverfettung zur Zivilisationskrankheit gemausert hat. Ihre Ursachen liegen größtenteils in der modernen Lebens- und Ernährungsweise.
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Der wohl bekannteste Auslöser für eine Fettleber ist Alkoholmissbrauch. Als risikoarm gelten 0,5 Liter Bier pro Tag beziehungsweise 0,25 Liter Wein für Männer, bei Frauen sollte es nicht mehr als 0,25 Liter Bier beziehungsweise 0,125 Liter Wein sein. Wer dauerhaft mehr trinkt, riskiert unter anderem eine Leberverfettung.
Im Überschuss
Daneben können aber auch zahlreiche andere Faktoren den Fettgehalt in der Leber erhöhen. So entfacht vor allem das durch mangelnde Bewegung und Übergewicht entstandene Bauchfett immer wieder entzündliche Prozesse im Körper – so auch in der Leber. Dann kann eine nicht-alkoholische Fettleber, auch Mastfettleber genannt, entstehen. Zu viele schnell verfügbare Kohlenhydrate, die etwa in Limonaden, Säften, Snacks, Süßigkeiten, Weißbrot und Fertigprodukten enthalten sind, sind ebenfalls ein Risikofaktor: Überschüssige Mengen an Kohlenhydraten baut der Körper zu Fett um und lagert sie in Leber oder Fettgewebe ein. Vor allem Fructose ist hier problematisch: Die Leber verwertet den Fruchtzucker ähnlich wie Alkohol. Das Organ wird überernährt und schwillt an – in schweren Fällen bis auf die doppelte Größe.
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Für viele überraschend: Auch schlanke und sportliche Menschen können von einer Fettleber betroffen sein. Ein Eiweißmangel – beispielsweise durch Unterernährung oder einseitige Fastenkuren – kann auf Dauer zu einer Mangelfettleber führen. Weitere Risikofaktoren sind Störungen des Fettstoffwechsels mit gesteigerter Fettbildung sowie Diabetes mellitus. Bestimmte Medikamente wie Statine oder eine Überdosierung von Paracetamol (mehr als 4 g pro Tag) belasten die Leber und können ebenfalls in Zusammenhang mit der Entstehung einer Fettleber stehen.
Die Fettleber-Erkrankung kann über Jahre unbemerkt bleiben. Die Veränderungen durch den hohen Fettgehalt werden in drei Stufen aufgeteilt. Auf der Anfangsstufe 1 wird die Leber größer und schwerer und bekommt eine gelbliche Farbe. Sie ist aber noch nicht entzündet. Das Organ leidet meist noch im Verborgenen, allenfalls Müdigkeit und Konzentrationsstörungen treten mitunter auf, selten auch Übelkeit, Appetitlosigkeit und Druckgefühl im rechten Oberbauch.
Entgleiste Leberwerte
Bei rund einem Drittel der Betroffenen entzündet sich das Organ im weiteren Verlauf (Stufe 2). Es entwickelt sich eine Fettleber-Hepatitis (Steatohepatitis). Dann treten mitunter Symptome einer Gelbsucht auf. Da eine verfettete Leber ihren Aufgaben bei der Stoffwechselkontrolle nicht mehr richtig nachkommen kann, entgleisen allmählich die Blutzucker- und Blutfettwerte.
Unbehandelt führt die entzündliche Fettleber in etwa 10 Prozent der Fälle zu einer Leberzirrhose (Stufe 3). Dabei gehen die Leberzellen zugrunde, die Leber vernarbt und schrumpft. Schließlich kann sie ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen – ein lebensbedrohlicher Zustand, in dem dann oft nur noch eine Lebertransplantation hilft.
Vor allem übergewichtige Menschen und Patienten mit einem erhöhten Blutzuckerspiegel profitieren von der sogenannten LOGI-Methode – besonders wenn ihre Leber verfettet ist. LOGI steht für »Low Glycemic and Insulinemic Diet«. Es ist eine Ernährungsform – keine Diät. Entscheidend ist eine verringerte Menge an Kohlenhydraten, was den Blutzucker- und Insulinspiegel niedrig halten soll. Die »schlechten« Kohlenhydrate werden komplett gestrichen. In LOGI-Kochbüchern finden Betroffene leckere Rezepte.
Eine deutlich vergrößerte Leber kann der Arzt meist ertasten. Häufig wird eine Fettleber jedoch zufällig entdeckt, wenn etwa der Bauchraum per Ultraschall untersucht wird. Mit dem sogenannten Fettleber-Index (FLI) kann zudem leicht und schnell abgeschätzt werden, wie hoch das Risiko ist, dass der Patient bereits von einer Fettleber-Erkrankung betroffen ist. Der Arzt errechnet diesen Index aus den Blutwerten Gamma-Glutamyltransferase (GGT, häufig schon bei Stufe 1 erhöht) und Triglyceriden. Auch der Body-Mass-Index (BMI) und der Taillenumfang spielen dabei eine Rolle. Liegt der FLI über 60 und ist die Leber im Ultraschall vergrößert, liegt die Diagnose Fettleber vor.
Eine Fettleber bildet sich in den meisten Fällen zurück, wenn Betroffene die entsprechenden Auslöser meiden und ihren Lebensstil ändern. Häufig ge- nügen eine ausgewogene, gesunde Ernährungsweise und der Verzicht auf Alkohol. Generell sollte die Kost fett- und zuckerreduziert sein, dafür aber reich an Gemüse, Vollkornprodukten, Fisch, magerem Fleisch und Milchprodukten. Schon nach wenigen Wochen fühlen sich die meisten Patienten deutlich wohler und leistungsfähiger. Folgende Tipps können PTA und Apotheker Patienten mit auf den Weg geben.
Alkoholverzicht
Da Alkohol die Leber immer belastet, sollte vorerst wenn möglich komplett darauf verzichtet werden. Dies gilt bei allen Formen der Fettleber, auch wenn kein Alkoholmissbrauch zugrunde liegt. Die Leberentlastung steht an oberster Stelle.
Gewicht reduzieren
Laut der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) kann bereits eine Gewichtsabnahme von 4 bis 14 Prozent den Leberfettgehalt um bis zu 81 Prozent senken. Besonders dem Bauchfett sollte der Kampf angesagt werden, um Entzündungen vorzubeugen, die eine Leberverfettung fördern. Pflanzenöle, wie Raps- und Olivenöl, sind tierischen Fetten vorzuziehen. Auf kalorienreiche Fertigprodukte oder Fast Food sollten Patienten mit einer Fettleber möglichst ganz verzichten.
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In manchen Fällen verordnet der behandelnde Arzt ein kurzzeitiges Leberfasten mit speziellen Eiweiß-Drinks, bevor die eigentliche Kostumstellung beginnt. Dies ist aber nur in Einzelfällen notwendig, zum Beispiel bei sehr starkem Übergewicht. Das Leberfasten sollte dann unter medizinischer Kontrolle stattfinden.
Weniger Weißmehl
Weißbrot, helle Brötchen, Burger, Baguette, helle und lange gekochte Nudeln, Kuchen und Kekse sollten bei Fettleber-Patienten nur selten auf dem Speiseplan stehen. Vollkornprodukte sind die leberfreundlichere Variante. Auch in mehligen, matschigen Kartoffeln sind die Kohlenhydrate schon zu stark aufgespalten – sie lassen dann den Blutzucker- und Insulinspiegel zu schnell hochschnellen. So sollte nicht nur Pasta, sondern auch Kartoffeln möglichst »al dente« gekocht werden.
Zucker meiden
Fettleber-Patienten sollten große Mengen Haushalts- und Fruchtzucker meiden. Besonders viel Fructose enthalten beispielsweise Äpfel, Birnen, Mangos, Trauben, Trockenfrüchte, Honig, Birnendicksaft, Apfelkraut, Frucht- und Gemüsesäfte sowie Sportler-Drinks, »Wellness«-Drinks und Smoothies. Süßwaren, Nuss-Nougatcreme, Speiseeis, Fruchtjoghurts und gesüßte Fertig-Müslis sollten ebenfalls gemieden werden. Haushaltszucker besteht zu gleichen Teilen aus Trauben- und Fruchtzucker. Damit enthalten also alle Süßigkeiten neben Glucose auch reichlich Fructose. Betroffene sollten aus diesem Grund ebenso bei Light- und Diät-Produkten, Gemüsekonserven und Softdrinks (wie Cola-Getränke, Limonaden, Brausen, Erfrischungsgetränke, Nektare) auf die Zutatenliste achten.
Für die industrielle Verarbeitung hat Fruchtzucker einen entscheidenden Vorteil: Er ist preiswerter als Haushaltszucker. Fertigprodukte und stark verarbeitete Lebensmittel enthalten also häufig viel Fructose. Das Tückische: Oft ist es für den Verbraucher schwer zu erkennen, wie viel Fruchtzucker ein Produkt enthält. Er versteckt sich häufig auf der Zutatenliste hinter Begriffen wie Maissirup (HFCS, high fructose corn syrup), Frutose-Glucose-Sirup oder Glucose-Fructose-Sirup, Stärkesirup, Honig, Kunsthonig oder Invertzucker (-sirup).
Wer Lust auf etwas Fruchtiges hat, sollte generell lieber ein Stück Obst essen als Saft zu trinken. Denn während der Herstellung von industriellen Obstsäften gehen viele Ballaststoffe verloren. Genau die sind es aber, welche die Verdauung anregen und den Blutzuckerspiegel regulieren. Der Fruchtzucker bleibt in Obstsäften erhalten, kann durch den Mangel an Ballaststoffen aber nicht so schnell abgebaut werden. Dies kann nicht nur das Diabetes-Risiko steigern, sondern auch die Leber belasten.
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Mindestens 2 Liter Flüssigkeit, vorzugsweise (Mineral-)Wasser oder ungesüßte Kräutertees, sollten bei Fettleber-patienten auf dem Trinkplan stehen, vor allem, damit der angeregte Stoffwechsel Toxine abbauen kann.
Aktiv im Alltag
Selbst wenn die Kilos auf der Waage trotz aller Anstrengungen nicht so richtig fallen wollen: Regelmäßige körperliche Aktivität senkt das Risiko für die nicht-alkoholische Fettleber – das zeigen Untersuchungen. Nach acht Wochen Training auf dem Fahrradergometer reduzierte sich der Fettgehalt der Leber von Betroffenen um 13 Prozent. Wer Bewegung in seinen Alltag integriert, zum Beispiel Treppenstufen hinaufsteigt statt die Rolltreppe zu nehmen und für kurze Strecken auf das Fahrrad umsteigt, der unterstützt die Ernährungsumstellung perfekt. Optimal ist es, pro Woche mindestens 150 Minuten Sport zu treiben.
Zur Entgiftung und Förderung der Zellregeneration der Leber eignen sich pflanzliche Präparate mit Mariendistel- (Silybum marianum) und Artischockenextrakt (Cynara scolymus) aus der Apotheke. Auch gekochte Artischockenherzen schmecken eingelegt als Antipasti gut, ebenso in einem Salat.
Für die Zubereitung einer Tasse Mariendisteltee werden zwei Teelöffel grob zerstoßene Früchte mit einer Tasse heißem Wasser übergossen. Nach 10 bis 15 Minuten kann der Tee abgeseiht werden. Bei einer Fettleber kann dreimal täglich eine Tasse Tee zu den Mahlzeiten empfohlen werden. /