Protest gegen das AMNOG-Sparpaket |
19.11.2010 18:13 Uhr |
Protest gegen das AMNOG-Sparpaket
Von Sigrid Joachimsthaler, Bad Nenndorf / Die berufspolitischen Diskussionen auf der diesjährigen Herbstsitzung der Apothekengewerkschaft Adexa standen unter dem Eindruck des Sparpaketes, das die Regierung den Apotheken auferlegen will. In einem Aufruf an die Gesundheitspolitiker warnen Vorstand und Beirat von Adexa eindringlich vor den negativen Konsequenzen für die Apothekenteams und die Patienten.
Mit dem Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG) werden die Apotheken einem neuerlichen Sparzwang unterworfen. Dieser steht in keinem Verhältnis zu den Kosten, die die Apotheken im System der gesetzlichen Krankenkassen verursachen. Da schon durch die vorangegangenen Gesundheits-»Reformen« die Personalsituation in vielen Apotheken extrem angespannt ist, sind weitere Reduzierungen beim Personal kaum vorstellbar – zumindest nicht ohne spürbare negative Auswirkungen für die Patienten.
Vorsitzende bezieht Stellung
Barbara Neusetzer, Erste Vorsitzende von Adexa: »Die Politik fordert einerseits mehr Verantwortung der Apotheken im Gesundheitsbereich und Qualität in der Beratung, andererseits will sie die Honorierung der Leistung kürzen – das passt nicht zusammen.«
Gegen diese unverhältnismäßige Belastung hat Adexa bereits auf dem Deutschen Apothekertag in München, in verschiedenen Veröffentlichungen sowie direkt durch Schreiben an die verantwortlichen Politiker protestiert. Die Sitzungsteilnehmer haben diesen Protest noch einmal durch eine Resolution und einen offenen Brief an den Gesundheitsausschuss des Bundestages unterstrichen (siehe Kasten).
Neben diesem wichtigen Thema standen außerdem die Ausbildungsordnungen der PTA und der PKA auf der Tagesordnung des Treffens. Bei ihrem Bericht über die Aktivitäten der Fachgruppe PTA hob deren Leiterin Ingrid Heberle die Bemühungen um eine Ausbildungsnovellierung hervor. Alle Teilnehmer der Herbsttagung begrüßten die geplante Verlängerung der Ausbildungszeit auf 3 Jahre – davon 2,5 Jahre schulisch – wegen der gestiegenen Anforderungen im Berufsalltag.
Auch die Inhalte der Ausbildung sollen überarbeitet werden. Allerdings wurde betont, dass es dabei nicht darum gehen kann, die Aufgabengebiete der PKA mit in die PTA-Ausbildung zu integrieren.
Ausbildungen neu ausrichten
Dazu Barbara Neusetzer: »Jede Berufsgruppe in der öffentlichen Apotheke hat ihren Aufgabenbereich und ihre Berechtigung.« Zurzeit erwartet die Arbeitsgruppe Novellierung den angekündigten offiziellen Entwurf der neuen Apothekenbetriebsordnung, um ihr Konzept entsprechend weiterzuentwickeln.
Auch für die PKA-Ausbildung gäbe es ein Novellierungskonzept, das bereits mit ABDA-Vertretern abgestimmt worden sei, berichtete die kommissarische Leiterin der PKA-Fachgruppe, Ulla Odendahl. Ein weiteres Treffen der Fachgruppe ist für Ende November vorgesehen. /
Unsere Leistung ist mehr wert – nicht weniger!
Die Regierung hat den Bürgerinnen und Bürgern Steuererleichterungen versprochen und den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, dass sie am wirtschaftlichen Aufschwung teilhaben sollen.
Für die 126 000 angestellten ApothekerInnen, PharmazieingenieurInnen, PTA, PKA und anderen MitarbeiterInnen in den öffentlichen Apotheken wird es nach dem Willen der Regierung stattdessen gleich doppelte Einkommensverluste geben: durch die erhöhten Versichertenbeiträge zum einen und zum zweiten durch die Einsparvorgaben, die den Apotheken durch das Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG) auferlegt werden.
Wären 126 000 Autobauer von Stellenverlust, Stellenkürzungen und Einkommenseinbußen bedroht, würde die Regierung Rettungsschirme aufspannen. Für die überwiegend weiblichen Apothekenangestellten gibt es nicht einmal Schirmchen! Stattdessen erhalten sie lediglich die Geringschätzung und Abwertung ihrer Arbeitsleistung und die daraus folgenden Einkommensverluste.
Wir appellieren an die Politiker, sich nicht von Vorurteilen und Ressentiments leiten zu lassen, sondern die Zahlen unvoreingenommen zu prüfen: Wir Apothekenangestellten bekommen keine Managergehälter.
Die Apotheken verursachen nur 2,5 Prozent der Kosten der GKV, sollen aber überproportional zu den Einsparsummen beitragen, während andere Gesundheitsakteure mehr bekommen. Wer an den Einnahmen der Apotheken kürzt, kürzt bei den Personalkosten – und verschlechtert nicht zuletzt auch die Versorgung und Beratung der Patienten! Gegen diese Schlechterstellung und überzogene Belastung protestiert Adexa im Namen aller 126 000 Apothekenangestellten aufs Schärfste!
Unterschrieben von Barbara Neusetzer und Tanja Kratt, Erste und Zweite Vorsitzende, sowie den Vertreterinnen der Vorstände der einzelnen Bundesländer.
1. Vorsitzende: Barbara Neusetzer; vorsitz(at)adexa-online.de
2. Vorsitzende: Tanja Kratt; tarife(at)adexa-online.de
Fachgruppe PTA: Leiterin Ingrid Heberle; fachgruppe-pta(at)adexa-online.de
Fachgruppe PI: Leiterin Birgit Engelmann; fachgruppe-pi(at)adexa-online.de
Weitere Kontaktdaten und Ansprechpartner der Landesvorstände unter www.adexa-online.de