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Nicht übertreiben

Intimhygiene: Das richtige Maß will gelernt sein

Erwachsene übertreiben gerne einmal bei der Intimhygiene, wenn sie sich waschen oder Sprays und Spülungen benutzen. Bei ihren Kindern sind sie dagegen manchmal zu nachlässig. Gesunde Intimhygiene besteht aus drei Säulen: waschen, schützen, pflegen. Die wichtigsten Regeln sollten Eltern ihren Kindern möglichst früh beibringen.
Carina Steyer
22.05.2015  11:39 Uhr

Solange kleine Kinder Windeln tragen, reinigen und pflegen die Eltern ganz selbstverständlich den Intim- und Analbereich. Nicht selten ist der wunde Po bei jungen Eltern ein beliebtes Gesprächsthema. Ältere Kinder hingegen streben nach Autonomie und Selbstständigkeit. Häufig werden sie dann nicht konkret angeleitet, und ihre Intimhygiene beschränkt sich auf den täg­lichen Wechsel der Unterwäsche und mehr oder weniger regelmäßiges Duschen. Doch ebenso wie beim richtigen Zähneputzen sollten Eltern ihren Kindern auch bei der Intimhygiene von klein auf selbstverständliche Standards beibringen.

Waschen

Ob Kind oder Erwachsener, männlich oder weiblich, eine Grundregel gilt für alle: Ein- bis zweimal täglich mit warmem Wasser waschen reicht vollkommen aus. Die meisten Kinder können ab etwa vier Jahren lernen, sich selbst richtig zu waschen.

 

Mädchen und Frauen sollten vorsichtig alle Hautfalten des Genital­bereichs reinigen, nicht nur die äußeren Schamlippen. Wegen des Fingerspitzengefühls eignen sich die Hände zum Waschen am besten, alternativ auch Einmalwaschlappen. Weniger geeignet sind angefeuchtete Reinigungstücher wie feuchtes Toilettenpapier oder Babyfeuchttücher. Manche dieser Produkte enthalten Duftstoffe und Konservierungsmittel, die die Haut irritieren und allergische Reaktionen hervorrufen können. Baumwollwaschlappen sollten anschließend bei mindestens 60 °C gewaschen werden.

 

Manche Frauen möchten darüber hinaus spezielle Intimwaschlotionen verwenden. Welche sie wählen, hängt auch vom Alter ab: Für Mädchen bis etwa neun Jahren eignen sich pH-neutrale Waschlotionen. Frauen können auf Produkte zurückgreifen, die auf den leicht sauren pH-Wert der Scheide abgestimmt sind. Viele Präparate enthalten zusätzlich Milchsäure sowie pflanzliche Extrakte aus Kamille, Calendula oder Lavendel, die die Haut beruhigen oder Entzündungen hemmen sollen.

 

Grundsätzlich verzichten sollten Mädchen und Frauen auf alkalische Seifen, Duschgels mit aggressiven Waschsubstanzen sowie auf Intimsprays oder Scheidenspülungen. Diese greifen den Säureschutzmantel der Haut an, eventuell zerstören sie sogar die Säureschutzbarriere. Der pH-Wert des Scheidenmilieus liegt zwischen 3,8 bis 4,4, also noch unter dem der Haut. Die Scheide bedarf keiner Reinigung. Im Gegenteil: Übertriebene Hygienemaßnahmen stören die Scheidenflora und begünstigen die Besiedlung mit Keimen und Pilzen.

Prinzipiell gelten für das starke Geschlecht dieselben Regeln wie für Frauen, vor allem in Bezug auf die Reinigungsprodukte. Jungen und Männer sollten ihre Genitalien ebenfalls regelmäßig mit Wasser waschen. Genauso wie den Genitalbereich sollten sie auch die Analregion täglich mit Wasser reinigen.

 

Schützen

Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Intimhygiene ist der Schutz der Genitalien vor Infektionen. Vor allem Frauen müssen dafür sorgen, dass beim Toilettengang keine Darmbak­terien in die Genitalien eindringen können. Daher sollten Mädchen von Anfang an lernen, nach dem Stuhlgang immer von vorne nach hinten abzuwischen und beim Waschen erst den Genital- und dann den Analbereich zu reinigen. Noch ein Tipp: Nach dem Waschen müssen Kinder und Erwachsene alle Hautfalten gründlich abtrocknen, bei Babys hilft dabei die leicht erwärmte Luft aus dem Föhn.

 

Eigentlich selbstverständlich sollte jedes Familienmitglied seinen eigenen Waschlappen und eigene Handtücher benutzen. Nicht nur die Waschlappen, auch die Handtücher und die Unterwäsche sollten immer bei 60 °C gewaschen werden. Wichtig für kleine Kinder, die nicht mehr aufs Töpfchen gehen, ist die richtige Haltung auf der Toilette. Sie sollten möglichst gerade sitzen. Bei kleinen Mädchen besteht die Gefahr, dass ihr Po zu weit in die Toilettenschüssel sinkt und dadurch beim Urinieren Urin in die Scheide läuft. Spe­zielle Toilettensitze für Kinder können den Kleinen die rich­tige Körperhaltung erleichtern.

 

Pflegen

Durch den Stuhlgang und die anschließende Reinigung mit Toilettenpapier ist die Haut in der Analregion stärkeren Belastungen ausgesetzt als im übrigen Intimbereich. Ist die Haut bereits gereizt oder leicht entzündet, ist Toiletten­papier ungeeignet, als Alternative bieten sich ölgetränkte Vliestücher oder Wasser an. Vor allem in modern eingerichteten Bädern befindet sich neben der Toilette ein Bidet, das sich perfekt für die Reinigung mit warmem Wasser eignet.

 

Im Bedarfsfall unterstützen Sitzbäder mit Gerbstoff-­haltigen Zusätzen oder die Pflege mit rückfettenden Ölen die Heilung der Haut. Da intakte Haut am besten vor Infek­tionen und Entzündungen schützt, rundet die regelmäßige Hautpflege der Anal­region mit fettenden Salben die Intimhygiene ab. /