Viele Tipps für frischen Atem |
11.01.2007 14:23 Uhr |
Viele Tipps für frischen Atem
PTA-Forum / Mundgeruch ist gleich zweifach problematisch: Der Betroffene bemerkt ihn selbst kaum und seine Mitmenschen trauen sich nicht, ihn darauf aufmerksam zu machen. Halitosis, wie Mediziner Mundgeruch nennen, gehört immer noch zu den Tabuthemen. Dabei kennen 90 Prozent das Phänomen, wenn sie morgens aufwachen. Der Grund: Während des Schlafens bewegen sich Zunge und Wangen nur wenig, und die Speichelbildung ist reduziert.
Schätzungen zufolge haben in Europa mindestens 20 Prozent der erwachsenen Bevölkerung regelmäßig schlechten Atem. Jeder weiß, dass er über die Atemluft intensiv den Duft stark riechender Speisen oder Getränke verströmt, beispielsweise nach dem Verzehr von Zwiebeln oder Knoblauch. Dennoch reagiert fast jeder peinlich berührt, wenn Kollegen oder Freunde ihn darauf aufmerksam machen. In der Konsequenz traut sich niemand, das Thema anzusprechen. Oft beeinträchtigt Mundgeruch die berufliche Karriere und die Partnerschaft.
Viele Betroffene und auch manche Mediziner glauben nach wie vor fälschlicherweise, die Hauptursache für Halitosis liege im Bereich des Magen-Darm-Traktes oder des Stoffwechsels. Das ist aber eher selten der Fall. Manchmal kann Mundgeruch der erste Hinweis auf eine unentdeckte Magenschleimhautentzündung sein. Ebenso können Entzündungen im Rachenraum den schlechten Atem bedingen. Außerdem kann Halitosis ein Zeichen für zu geringen Speichelfluss sein. Mundtrockenheit gehört zu den Nebenwirkungen bestimmter Medikamente, zum Beispiel der Anticholinergika, Diuretika oder einiger Antidepressiva. An diese Tatsache sollten PTA oder Apotheker denken, wenn ein Patient berichtet, sein Mund sei ständig trocken. In solchen Fällen hilft der Rat: viel zu trinken oder zuckerfreie Bonbons zu lutschen. Das regt den Speichelfluss an.
Ein Indiz für Krankheiten
Bei Menschen, die eine kohlenhydratarme Diät durchführen, riecht der Atem oft nach Aceton. Der Ketonkörper entsteht, da sich aufgrund des Kohlenhydratmangels der Fettstoffwechsel umgestellt hat. Acetongeruch kann auch auf Diabetes mellitus hinweisen. Im ersten Fall gilt die Empfehlung, statt einer Crashdiät lieber langfristig die Ernährung umzustellen, im zweiten Fall sollte der Betroffene den Arzt aufsuchen, um den Diabetesverdacht abklären zu lassen.
Anhaltender Stress kann Mundgeruch verstärken. Erstens kauen die meisten Menschen unter Anspannung nicht mehr lange genug, und zweitens hemmen Stesshormone die Speichelproduktion. Auf dieses Phänomen bezieht sich auch die Redensart: »Da bleibt mir die Spucke weg.« Menschen, die privat oder beruflich stark unter Stress stehen, sollten auf leicht verdauliche Ernährung achten und möglichst auf Alkohol und Zigaretten verzichten. Diese bringen das Gleichgewicht der Mundflora zusätzlich aus dem Lot.
Hauptverursacher Mundflora
In etwa 80 bis 90 Prozent aller Fälle liegt die Ursache für den schlechten Atem direkt in der Mundhöhle. Die verschiedene Bakterien der Mundflora zersetzen enzymatisch Nahrungs- und Gewebepartikel und verursachen die Halitosis. Im Experiment lässt sich die Geruchsbildung Schritt für Schritt nachvollziehen. Im Speichel entstehen eine Reihe von flüchtigen Stoffen, vor allem Amine und Schwefelverbindungen, die auch als VSC (volatile sulphur compounds) bezeichnet werden. Besonders leicht nachzuweisen ist das Methylmercaptan, das hundertmal intensiver riecht als Schwefelwasserstoff. Vor allem eiweißhaltige Nahrungsmittel wie Milch oder Fisch begünstigen Mundgeruch. Daher lautet der Tipp für Betroffene: »Falls Sie nach einer Mahlzeit nicht sofort die Zähne putzen können, kauen Sie ein zuckerfreie Zahnpflegekaugummis oder -bonbons.« Diese ersetzen jedoch nicht die gründliche mechanische Zahnreinigung.
Etwa zwei Drittel der Bakterien der Mundhöhle befinden sich auf dem hinteren Teil des Zungenrückens. Dort entsteht ein Belag aus Speichelbestandteilen, Nahrungsresten und Mundschleimhautzellen, der den Mikroorganismen einen idealen Lebensraum bietet. Untersuchungen zeigen: Je dicker der Belag, umso intensiver der Mundgeruch. Auch die Oberfläche der Zunge spielt eine Rolle. In tiefen Furchen entwickelt sich ein besonders bakterienfreundliches Milieu. Einen optimalen Nährboden finden die Keime außerdem in Zahnzwischenräumen und -taschen.
Zahlreiche Reiningungsgeräte
Die wichtigste und effektivste Maßnahme gegen Mundgeruch ist eine professionelle Zahnreinigung alle drei bis sechs Monate. Gegebenenfalls ist in der Zahnarztpraxis noch eine Parodontalbehandlung erforderlich. Doch das allein reicht nicht: Die Betroffenen müssen mehr Zeit für ihre Mundhygiene aufbringen. Außer der Zahnbürste benötigen sie dafür noch Zahnseide oder Interdentalbürsten zur Reinigung der Zahnzwischenräume. Menschen mit Mundgeruch müssen nicht nur die Plaque sorgfältig entfernen, sondern auch den Zungenbelag. Dafür sind Zahnbürsten mit zusätzlichem Reinigunssystem für die Zunge oder kleine handliche Zungenreiniger im Handel. Antibakterielle Mundspüllösungen, beispielsweise mit Chlorhexidin, helfen ebenfalls, den Mundgeruch zu reduzieren.
Wer in der Apotheke um Rat fragt, muss sich oftmals erst dazu durchringen. Häufig befürchten die Betroffenen, dass der Mundgeruch das Symptom einer ernsthaften Erkrankung ist. Dann sind PTA oder Apotheker gefordert, den Kunden einfühlsam und fachkundig zu informieren. Ergeben sich bei dessen Befragung Zweifel an der Ursache der Halitosis, muss der Betroffene einen Arzt aufsuchen.
Pastillen oder Kaugummis mit Inhaltsstoffen aus ätherischen Ölen wie Pfefferminzöl fördern zwar die Speichelbildung, überdecken jedoch den Geruch nur kurzfristig. Dragees mit dem Wirkstoff Chlorophyll (wie in Stozzon®) können die Betroffenen vor oder nach den Mahlzeiten einnehmen. Der enthaltene Chlorophyllin-Kupfer-Komplex wirkt zweifach: Zum einen beeinflussen die Dragees die Aktivität eiweißspaltender Enzyme, so dass übel riechende Verbindungen gar nicht erst entstehen. Zum anderen hemmen sie die Vermehrung von Bakterien, die geruchsintensive Stoffwechsel- und Abbauprodukte produzieren.
Männer investieren weniger Zeit in ihre Mundhygiene als Frauen. So putzen sich nur 74,6 Prozent der Männer zweimal täglich die Zähne, während 87,4 Prozent der Frauen zweimal am Tag die Zahnbürste benutzen. Bei der Reinigung der Zunge hat das weibliche Geschlecht noch deutlicher die Nase vorn: 22,5 Prozent der Frauen reinigen ihre Zunge mechanisch, jedoch nur 12,1 Prozent der Männer. Dies ergab die Stopp-Studie, an der sich insgesamt 12 000 Personen beteiligten. Die Abkürzung Stopp steht für »Stellenwert der Oralprophylaxe für die Patientenzufriedenheit«. In der Studie sollte der Zusammenhang von Mundhygiene und Lebensqualität untersucht werden. Die ersten Ergebnisse stellte der Leiter der Studie Professor Dr. med. dent. Stefan Zimmer von der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf Ende November auf einem Symposium anlässlich des Deutschen Zahnärztetages in Erfurt vor.
Die Stopp-Studie wurde von GlaxoSmithKline Consumer Healthcare unterstützt.