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After Sun

Nach der Sonne kommt die Pflege

20.06.2016  10:28 Uhr

Von Elke Wolf / Die meisten Menschen denken im Sommer zwar an einen geeigneten Sonnenschutz, doch die Hautpflege nach dem Sonnenbad wird vernachlässigt. Dabei braucht gesunde Bräune beides. Es empfiehlt sich, Kunden bereits zu Beginn des Sommers oder beim Beratungsgespräch vor dem Urlaub auf After-Sun-Präparate aufmerksam zu machen. Was macht diese aus und wie wirken sie?

Sonne bedeutet Stress für die Haut. Die hohe Energie der UV-Strahlung wird in den verschiedenen Hautschichten absorbiert und zum Großteil in Wärme umgewandelt, verstärkt durch die eigentlichen Wärmestrahlen aus dem Infrarot-Bereich. In der Folge weiten sich die Blutgefäße, die Haut fühlt sich warm, zum Teil auch heiß an und wirkt rötlich, ohne dass es bereits zu einem Erythem gekommen wäre. Auch leichte Entzündungsreaktionen laufen ab.

 

Die Durchwärmung betrifft alle Hautschichten. Der transepidermale Wasserverlust nimmt zu, die Haut verliert vermehrt wichtige Feuchthaltefaktoren, wie Harnstoff, Lactate, freie Carbonsäuren und Aminosäuren sowie Pyrrolidon­carbonsäure-­Substanzen, die den Wassergehalt der oberen Hautschichten regeln und die Haut geschmeidig halten. Untersuchungen zeigen, dass im Sommer besonders die Haut älterer Personen und von Frauen Feuchtigkeit verliert.

 

Fett und Feuchtigkeit

After-Sun-Zubereitungen haben die Aufgabe, den Feuchtigkeitsverlust der Haut auszugleichen und den Hydrolipidmantel auf der Oberfläche wiederherzustellen. Ihre Grundlagen sind daher stark wasserhaltige Öl-in-Wasser-Emulsionen (Lotionen), Liposomen- Zubereitungen oder Hydrodispersionsgele, die der Haut neben Fett und Feuchtigkeit auch Feuchthaltesubstanzen wie Harnstoff, Glycerin, Hyaluronsäure oder Natriumlactat zuführen. Der Lipidgehalt darf allerdings nicht zu gering sein, damit die zugeführte Feuchtigkeit nicht sofort wieder verdunstet. Die Grundlage zieht rasch ein und hinterlässt keine Fettschicht, unter der sich Wärme staut. Der oft hohe Wassergehalt der Grundlagen hat eine angenehme Kühlwirkung, die durch geringe Mengen an Alkohol oder Zusätze wie Menthol verstärkt wird.

 

Was für wen?

Personen mit Mallorca-Akne sollten auch nach dem Sonnen keine Fette und Emulgatoren auf die Haut aufbringen, da auf der Haut verbliebene Reste auch noch am nächsten Tag im Zusammenspiel mit UV-A-Strahlung die gefürchteten Hautreaktionen auslösen können. Geeignet sind triglycerid- und emulgatorfreie Hydrogele oder Hydrodispersionsgele, die als Lipidkomponente gesättigte Kohlenwasserstoffe oder Silikonöle enthalten. Emulsionen enthalten dagegen rückfettende Inhaltsstoffe, die dem Austrocknen und Schuppen der Haut entgegenwirken. Menschen mit sehr trockener Haut oder Atopiker sollten am besten Lotionen verwenden.

Haut regenerieren

Um eine leicht entzündete Haut zu beruhigen und Wundheilungsprozesse anzustoßen, enthalten Après-Zubereitungen entzündungshemmende Wirkstoffe, etwa Allantoin, Azulen, Bisabolol, Hamamelisextrakt, Ringelblumenextrakt, Glycyrrhyzin oder Gerbstoffe (zum Beispiel Eucerin® After Sun Lotion, Dr. Hauschka® After Sun Lotion, Roche Posay Posthelios® Après-Soleil, Ultrasun After Sun Cooling & Hydrating). Auch Aloe-vera-Extrakt hat entzündungshemmende Eigenschaften. Es fördert nicht nur die Wundheilung, sondern spendet auch Feuchtigkeit und pflegt. Wer es homöopathisch mag: Der ethanolische Frischpflanzenauszug aus Arnica montana zusammen mit der Urtinktur des Krautes der Kleinen Brennnessel (Combudoron® Gel) lindert den Hitzeschmerz und reguliert Entzündungen.

 

Neben den pflanzlichen Wirkstoffen finden sich Vitaminkombinationen und Enzyme in After-Sun-Präparaten. Am bekanntesten dürfte das Provitamin Panthenol, also Dexpanthenol, sein (wie in Daylong® after sun Gel, Bepanthol® Körperlotion, Ultrasun After Sun Cooling & Hydrating). Da es die Zellteilungsrate in der Haut zu erhöhen vermag, wird die Regeneration angetrieben. Zudem besitzt es ein gutes Feuchthaltevermögen und bewahrt die Haut vor dem Austrocknen.

 

Wegen seiner Radikalfänger-Eigenschaften wird Vitamin E oder seine Derivate eingesetzt. Kaum ein Präparat kommt heute ohne dieses Vitamin aus (wie Avène® Repair Emulsion, Eucerin® After Sun Lotion). Doch zunehmend werden auch pflanzliche Antioxidan­zien verarbeitet. Es sind überwiegend Polyphenole, zu denen die Flavonoide wie Alpha-Glucosyl-Rutin gehören. Es wird aus dem Pagodenbaum gewonnen und ist beispielsweise in Eucerin® Sonnen Allergie Schutz after Sun Creme-Gel enthalten. Neben einzelnen Polyphenolen werden zunehmend auch polyphenolische Pflanzenextrakte wie Traubenextrakte (wie Juka d’Or® Vital Tonic) oder Grüntee-Extrakte (wie AyDo® After Sun Gel) eingesetzt.

 

Aber Vorsicht: Der Einsatz von Pflanzenextrakten oder anderen Naturstoffen ist nicht ganz unproblematisch. Der Kunde sollte die Verträglichkeit vor der großflächigen Anwendung an einer kleinen Hautstelle testen. Einige Inhaltsstoffe, besonders die Furanocumarine, können zum Beispiel photosensibilisierend wirken. Deshalb sind aufgereinigte, eindeutige charakterisierte Wirkstoffe Gesamtextrakten vorzuziehen.

 

Radikalfänger-Eigenschaften zeigen aber auch manche Enzyme, zum Beispiel die Superoxiddismutase (SOD) oder die Endonuclease. Beide sind etwa in After-sun-Präparaten wie in Ultrasun After Sun beziehungsweise Daylong® Night Repair enthalten.

 

Schäden kompensieren

Pflege nach der Sonne ist auch durch ein weiteres Wirkprinzip möglich. Die Einwirkung von UV-Strahlen schädigt die DNA. Die Hautzellen sind nur in begrenztem Maße dazu fähig, diese Schäden zu reparieren. Das DNA-Reparaturenzym Photolyase (INCI-Name: Plankton Extrakt), das normalerweise nicht in der menschlichen Haut vorkommt, ermöglicht es, Schäden zu verhindern, nachdem die Veränderung an der DNA bereits stattgefunden hat. Dazu bedient man sich eines Prinzips, das sich Wissenschaftler aus der Pflanzenwelt abgeschaut haben. Blaualgen (Anacystis nidulans), die knapp unter der Wasseroberfläche leben und daher dem Sonnenlicht ungeschützt ausgesetzt sind, produzieren diese Photolyasen, um sich vor sonnenbedingten Zellschäden zu schützen.

Before After Sun

 

Before After Sun

Nach einem langen Tag am Strand oder im Freibad steht erst die Reinigung der Haut auf dem Programm. So müssen die Reste von Sonnenschutzmitteln, allen voran Mikropigmente, sowie Schweiß, Chlor und Sand von Körper und Gesicht entfernt werden. Das können hautfreundliche, milde Syndets, die lipidlösliche Bestandteile wie Fett, Öle oder Talg emulgieren, am besten. Für das Gesicht ist eine Reinigungsmilch meist als O/W-Emulsion und für den Körper ein Duschgel oder Duschöl zu empfehlen.

 

Nach einem Bad in salzhaltigem Meerwasser ist Duschen ohnehin Pflicht. Da die Haut von der Sonne bereits gereizt ist, auf Peelings oder Bürstenmassagen verzichten. Vielmehr sollte die Haut nach der Dusche nur trocken getupft werden. Après-Präparate trägt man dann am besten auf die noch leicht feuchte Haut auf.

Werden Photolyasen in Form topisch applizierbarer Zubereitungen nach dem Sonnenbad auf die Haut aufgetragen, wird der Photoreaktivierungsprozess durch gewöhnliches Tageslicht in Gang gesetzt. Studien zeigen, dass sich so rund 45 Prozent der durch UV-B-Strahlung induzierten Pyrimidindimere, die ein Maß für die entstandenen DNA-Schäden sind, reduzieren lassen. Das Enzym ist in der Lage, Cyclobutan-Pyrimidin-Dimere zu erkennen, die unter UV-B-Einwirkung in der DNA der Zellkerne entstehen. Die Photolyase wird unter dem Einfluss von Strahlen von 300 bis 500 nm aktiviert, bindet sich an die Dimere im DNA-Strang und wandelt diese wieder in Monomere um. Die Präparate Ladival® Akut Beruhigungs-Fluid und -Spray verfolgen diesen photoprotektiven Ansatz. Die Photolyase ist darin in Liposomen eingebettet, die eine Stabilisierung der aktiven Enzyme und deren Penetration durch die Hautbarriere gewährleistet.

 

Photolyase-haltige Zubereitungen stellen als »aktive After-Sun-Präparate eine sinnvolle Ergänzung zu den ­prophylaktisch anzuwendenden Sonnenschutzprodukten dar, sie können sie allerdings nicht ersetzen. Sie sind kein Freibrief für Sonnenbäder ohne Grenzen. /

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