PTA-Forum online
Ambrosiapollen

Aggressive Eindringlinge

14.07.2017  12:09 Uhr

Von Barbara Erbe / Ursprünglich in Amerika heimisch, hat sich die Ambrosia-Pflanze in den vergangenen 15 Jahren zunehmend auch in Deutschland angesiedelt. Ihre Pollen sind im Vergleich zu denen hiesiger Arten hochallergen. Wer Ambrosiapflanzen beseitigt, sollte Handschuhe und Mundschutz tragen.

Fast jeder vierte Deutsche leide an einer­ Pollenallergie, berichtet Sonja Lämmel vom Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB). »Von ihnen wiederum reagieren 10 bis 15 Prozent allergisch auf Ambrosia.« Die Pollen von Ambrosia artemisiifolia beziehungsweise Ambrosia elatior, auch Beifuß-Ambrosie, Beifußblättrige Ambrosie oder Aufrechtes Traubenkraut genannt, sind so winzig, dass sie bis in die hintersten Verästelungen der Bronchien vordringen. Deshalb reichten bereits fünf bis zehn Pollen pro Kubikmeter Luft aus, um Heuschnupfen-Symptome wie Fließschnupfen oder Bindehautentzündung bis hin zu allergischem Asthma bronchiale oder allergische Hautreaktionen auszulösen, erläutert Lämmel.

Auch können durch Kreuz­allergien Beschwerden beim Essen bestimmter Lebensmittel, beispielsweise Sellerie oder Karotten, auftreten oder auch von Bananen oder Melonen. Zum Vergleich: Bei Gräsern verursachen erst 50 Pollen in der gleichen Menge Luft vergleichbare allergische Beschwerden.

Aus fernen Feldern

Die Beifußblättrige Ambrosie ist eine einjährige Pflanze. Sie gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae) und stammt ursprünglich aus Nordamerika. Seit einigen Jahrzehnten breitet sie sich aber auch in Europa aus. »In Deutschland ist sie vor allem im süddeutschen Raum sowie in Teilen Ostdeutschlands zu finden«, berichtet Dr. Uwe Starfinger, der am Julius Kühn-Institut (JKI), dem Bundesforschungs­institut für Kulturpflanzen, das Aktionsprogramm zur Bekämpfung von Ambrosia koordiniert. »Die Pflanze verbrei­tet sich ausschließlich über ihre Samen, die 40 Jahre keimfähig bleiben können.« Eingeschleppt und verbreitet werden diese vor allem durch Vogel­futter oder Saatgut für Sonnenblumenfelder, das aus warmen Regionen stammt. Denn gerade in Sonnenblumenfeldern, beispielsweise in Ungarn, Rumänien, Frankreich oder Italien, gedeiht die Ambrosie als Unkraut besonders gut. In Deutschland wächst sie vor allem am Rand von Fernstraßen und Baustellen, erklärt der Biologe. »Denn in dicht von heimischen Pflanzen bewachsener Umgebung kann sich der Lichtkeimer schlecht durchsetzen.« Auch über die Profile von Autoreifen gelangen unerwünschte Samen ins Land.

In der Schweiz wurde die Ambrosie bereits 2006 zum bekämpfungspflichtigen Unkraut erklärt. Das bedeutet, dass nicht nur Gärtner oder Landwirte Ambrosia-Bewuchs melden müssen, sondern jeder Bürger. Auch hierzulande weisen die Behörden inzwischen verstärkt auf das Thema hin und fordern aufmerksame Beobachter auf, größere Ambrosiabestände bei Meldestellen in den Bundesländern zu melden.

Vor dem Blühen entfernen

Die Hauptblütezeit der Ambrosia liegt zwischen Mitte August bis Ende Septem­ber – und damit recht spät im Jahr. Es kommt daher nochmals zu einer­ Pollenbelastung, obwohl die Heuschnupfe­nzeit eigentlich schon vorbei ist. Die Pflanzen werden bis zu 180 cm hoch, sind oft buschig verzweigt und haben behaarte Stängel (bei älteren Pflanzen rotbraun). Ihre Blätter sind doppelt fiederschnittig und an Ober- und Unterseite grün, ihre Blüten sind grüngelblich und wachsen in traubigen Ständen am Ende des Sprosses. Bis circa Ende Mai sind die Pflanzen nur um die 15 cm hoch und wachsen nur langsam. Im Juni und Juli aber geht es ganz schnell, sodass die Ambrosia zu ihrer Hauptblütezeit schließlich ihre volle Größe erreicht hat.

Der DAAB rät, Pflanzen – beispielsweise im Garten – möglichst vor der einsetzenden Blüte mitsamt der Wurzel­ zu entfernen und in einem Plastik­sack in der Restmülltonne zu entsorgen. Kompostieren ist in diesem Fall kontraproduktiv, denn mit dem Kompost würden letztlich auch wieder die Samen weiter verteilt. »Fassen Sie die Pflanzen am besten mit Handschuhen an, und falls sie schon blühen am besten auch mit Feinstaubmaske«, rät Lämmel. Allergiker sollten diese Arbeit unbedingt an andere delegieren.

Starfinger empfiehlt, Gärten regelmäßig zu kontrollieren und Ambrosia­pflanzen besonders in Bereichen, in denen Vogelfutter verwendet wurde, zu entfernen. Um neuen Sprösslingen keine Chance zu geben, sollten offene Bodenflächen nach Möglichkeit sofort wieder begrünt werden. Wer gerne Vögel­ füttert, sollte unbedingt auf ambrosiafreies Vogelfutter achten und Vogel­futterreste vorsichtshalber niemals in freier Umgebung entsorgen.

Eine wichtige Voraussetzung dafür, die Ambrosia zu entsorgen, ist, dass man sie auch erkennt. Dabei hilft das JKI-Faltblatt, das unter www.julius-kuehn.de/faltblaetter-und-broschueren zum Download bereitsteht – Stichwort »Beifuß-Ambrosie«. Hilfreich ist auch der DAAB-Ratgeber »Allergien im Garten«, den Apotheken für ihre Kundschaft kostenfrei auch in größerer Stückzahl unter www.daab.de beziehungsweise info@daab.de beziehen können. /