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Halsschmerzen

Für jeden das passende Mittel

11.11.2014  09:37 Uhr

Von Eva-Maria Hierl / Akute Halsschmerzen sind oft die ersten Symptome einer Erkältung. Suchen Betroffene Rat in der Apotheke, steht PTA und Apotheker eine Reihe verschiedener Präparate zur Verfügung, die die Beschwerden rasch lindern.

Fast immer treten bei einer Erkältung oder einem grippalen Infekt Halsschmerzen, Heiserkeit und/oder starke Schluckbeschwerden auf. Zusammen mit Schnupfen, Husten sowie Kopf-und Gliederschmerzen tragen sie zu einem ausgeprägten Krankheitsgefühl bei. Ursache der erkältungsbedingten Halsschmerzen sind typischerweise Rhino- oder Coronaviren, die die Rachenschleimhaut besiedeln. Sie haben in der kalten Jahreszeit Hochkonjunktur, wenn die Rachenschleimhaut starken Temperaturschwankungen und trockener Luft ausgesetzt ist.

Viral bedingte Halsentzündungen werden symptomatisch behandelt. Dabei helfen alle Maßnahmen, die die Schmerzen lindern und die Entzündung bekämpfen. So können Betroffene die Schleimhaut lokal behandeln, bei stärkeren Beschwerden kann auch eine entzündungshemmende Schmerztherapie notwendig sein.

Lösung, Spray oder Lutschtabletten?

Da es viele rezeptfreie Rachentherapeutika gibt, ist es nicht einfach den Überblick zu behalten. Kunden haben die Wahl zwischen Gurgellösungen, Rachensprays und Lutschtabletten. Viele bevorzugen Lutschtabletten, die einfach anzuwenden sind und sich nach und nach im Mund auflösen. Sie regen den Speichelfluss an und befeuchten die trockenen Schleimhäute dauerhaft. Die Wirkstoffe gelangen so bei jedem Schluckvorgang auf die entzündete, schmerzende Rachenpartie. Lutschtabletten und auch Sprays wirken in tieferen Rachenregionen besser als Gurgellösungen.

Für Patienten, die hingegen nicht permanent Tabletten lutschen möchten, sind Sprays oder Gurgellösungen eine gute Wahl. Letztere kann die PTA empfehlen, wenn der Patient über Schmerzen gerade im vorderen Rachenbereich klagt oder einen leicht reizbaren Magen hat. Auch in der Schwangerschaft können Gurgellösungen die bessere Wahl sein, denn die Wirkstofflösung wirkt lokal und wird danach wieder komplett ausgespuckt. Allerdings ist anzumerken, dass PTA oder Apotheker Frauen in der Schwangerschaft bei Erkältungen und Halsschmerzen grundsätzlich einen Arztbesuch empfehlen sollten.

Tipps bei Halsentzündungen

  • Die Schleimhäute feucht halten: ausreichend trinken (z.B. Salbeitee) und Bonbons lutschen, um den Speichelfluss zu stimulieren
  • Gurgeln: PTA können dem Kunden zu Salbeiblättertee raten, der erst nach zehn Minuten abgeseiht wird. Salbei wirkt entzündungshemmend, antibakteriell und virustatisch.
  • Warm halten: Den Hals einpacken, etwa mit einem Tuch oder Schal. Das schützt auch vor kalter Zugluft.
  • Ein ansteigendes Fußbad einlassen: die Füße in warmes Wasser stellen, alle zwei Minuten etwas heißes Wasser nachgießen, so dass die Temperatur langsam ansteigt. Das Wasser sollte immer angenehm warm sein. Nach 15 Minuten warme Strümpfe anziehen und nachruhen.
  • Ab in die Badewanne: Der gesamte Körper wird durchwärmt, ein Badezusatz beispielsweise mit Eukalyptus- oder Fichtennadelextrakten setzt die ätherischen Öle mit dem Wasserdampf frei (Vorsicht bei Al­lergikern und Asthmatikern).

Buntes Spektrum

Bei der Auswahl des Wirkstoffs haben PTA hat die Wahl zwischen lokalanästhetischen, antiseptischen, entzündungshemmenden, schleimlösenden, antibiotischen oder adstringierenden Wirkstoffen. Lokalanästhetika wie Benzocain, Lidocain und Ambroxol helfen dem Patienten besonders schnell, da sie Schmerzen sofort lindern. Ambroxol, das auch als Hustenlöser ­eingesetzt wird, wirkt zusätzlich schleimlösend. Antiseptisch wirken Rachentherapeutika mit Dequaliniumchlorid, Chlorhexidin oder Benzalkoniumchlorid. Aluminiumchlorid wirkt vor allem adstringierend. In den vergangenen Jahren haben Präparate mit Flurbiprofen die Auswahl erweitert. Dabei handelt es sich um ein nichtsteroidales Antirheumatikum mit schmerzstillender und entzündungshemmender Wirkung. Einige Präparate enthalten lokal wirksame Antibiotika wie Tyrothricin oder Fusafungin. Sie sollen einer bakteriellen Superinfektion der Schleimhaut beispielsweise mit Streptokokken und/oder Staphylokokken vorbeugen.

Rät die PTA dem Kunden zu Lutschtabletten, sollte sie ihm auch die optimale Anwendung mit auf den Weg geben. Damit die Pastillen ihre Wirkung voll entfalten können, sollten sie nicht wie ein Bonbon gelutscht oder gar zerkaut, sondern in der Backentasche »verstaut« werden. Dort löst sich die Pastille langsam auf und die Wirkstoffe gelangen mit jedem Mal Schlucken auf die gereizte Schleimhaut in Mund und Rachen. Enthalten die Lutschtabletten ein Lokalanästhetikum, sollten PTA oder Apotheker dem Kunden raten, nicht direkt nach der Anwendung zu essen, um Bissverletzungen der Zunge oder Backe zu vermeiden.

Natürliche Medizin

Auch Kunden, die lieber ein pflanzliches Medikament einnehmen möchten, kann die PTA wirksame Präparate empfehlen: Schleimstoffdrogen wie Eibisch oder Isländisch Moos legen sich schützend über die Rachenschleimhaut, verringern so die Schleimhautreizungen und sorgen dafür, dass Schluckbeschwerden zurückgehen. Pastillen mit ätherischen Ölen aus Thymian oder Fenchel wirken antimikrobiell und schleimlösend und Salbeiextrakte helfen durch ihren antientzündlichen Charakter. Primelwurzel lindert als Saponindroge die Beschwerden durch ihre schleimlösenden und antibakteriellen Eigenschaften.

Gegen das Trockenheitsgefühl im Mund- und Rachenbereich und den dadurch entstehenden Hustenreiz helfen Lutschtabletten mit Hyaluronsäure. Die Substanz ist Bestandteil der intrazellulären Kittsubstanz und kommt unter anderem in der Mund- und Rachenschleimhaut und im Bindegewebe vor. Hyaluronsäure kann große Mengen Wasser binden und so intensiv und lang anhaltend befeuchten. Auch Dexpanthenol ist in Form von Lutschtabletten erhältlich. Der Wirkstoff befeuchtet den Mund- und Rachenraum und ist gerade bei sehr trockener Schleimhaut empfehlenswert.

Viele Kunden äußern in der Apotheke immer wieder den Wunsch nach homöopathischen beziehungsweise anthroposophischen Behandlungsalternativen. Diese Präferenz kann die PTA aufgreifen, um solche Präparate alleine oder als Ergänzung zu anderen Halsschmerzmitteln zu empfehlen. Für die Lokaltherapie eignen sich beispielweise Mund- und Rachensprays mit Sonnenhut, Ringelblume und Salbei oder homöopathische Komplexmittel mit Komponenten wie Apis (Honigbiene) und Belladonna (Tollkirsche).

Zucker und ätherische Öle

Viele Rachentherapeutika werden mittlerweile auch in einer zuckerfreien Variante angeboten. Das hat mehrere Vorteile: Die Pastillen sind zahnfreundlich, trotz stundenlangem Kontakt mit dem Zahnschmelz. Für Diabetiker sind sie ebenfalls besser geeignet, da keine Broteinheiten angerechnet werden müssen. Auch für Asthmatiker gelten spezielle Anforderungen: Für diese Kunden sollte die PTA nur Präparate auswählen, die keine ätherischen Öle enthalten, auch nicht versteckt als Hilfsstoff. Diese können bei entsprechend empfindlichen Patienten die Bronchien reizen und im Extremfall sogar einen Asthmaanfall auslösen. /

Interview mit Professor Dr. Johannes Zenk, Chefarzt der Klinik für Hals-Nasen-Ohr

PTA-Forum: Welche Therapie empfehlen Sie Patienten mit erkältungsbedingten Halsschmerzen?

Zenk: Da es sich bei diesen Beschwerden oft um eine viral bedingte Entzündung der Schleimhäute handelt, ist zunächst eine symptomatische Therapie indiziert, also Maßnahmen, die die Beschwerden lindern. Dazu gehört Gurgeln, beispielsweise mit Salbeitee oder verdünnter Myrrhentinktur, und Lutschen von Halsschmerztabletten oder auch von Salbeibonbons, die die Schleimhaut befeuchten. Auch Inhalationen helfen der gereizten, trockenen Rachenschleimhaut. Bei stärkeren Beschwerden kann Ibuprofen eingenommen werden. Bei länger andauernden oder sehr starken Beschwerden mit Fieber kann eine Superinfektion mit Bakterien vorliegen, die unbedingt HNO-ärztlich abgeklärt und behandelt werden sollte.

PTA-Forum: Welche Ursachen können sich hinter länger andauernden Beschwerden im Rachenraum verbergen?

Zenk: Wenn sich der Kunde in der Apotheke darüber beklagt, dass er immer einen trockenen Mund und eine trockene, gereizte Rachenschleimhaut hat, atmet er womöglich nicht durch die Nase ein, sondern durch den Mund. Das kann nachts beim Schnarchen sein, also ohne dass der Patient dies bemerkt, oder durch eine behinderte Nasenatmung, etwa bei Polypen. Dadurch fehlt das natürliche Anwärmen, Reinigen und Befeuchten der Einatemluft wodurch die Seitenstränge gereizt werden und die Rachenhinterwand austrocknet.

PTA-Forum: Gibt es noch weitere Ursachen für chronische Beschwerden?

Zenk: Mitunter sind Reizungen im Rachenraum durch inhalative Corticosteroide bedingt, die Bestandteil vieler Asthmasprays sind. Sie können der Grund sein für ständige Heiserkeit oder auch für einen Pilzbefall, welcher mit Antimykotika behandelt werden muss. Daneben gibt es viele weitere Erkrankungen, unter anderem auch Tumoren, die immer einer ärztlichen Abklärung bedürfen. Dies sollte bei Beschwerden, die länger als drei bis vier Wochen anhalten, dringend angeraten werden. /

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