Schwerpunktthema Atemwegsinfekte |
12.09.2016 11:28 Uhr |
Von Maria Pues / Akute Atemwegsinfektionen sind immer noch ein häufiger Anlass für den Einsatz eines Antibiotikums. Oft ist dies nicht notwendig. Doch wie kann man das entscheiden? Und was lindert die akuten Beschwerden? Entscheidungshilfen geben verschiedene Vorträge auf der Pharma-World der Expopharm in München sowie eine aktuelle Studie.
Die Vorträge zum Themenbereich akute Infekte der oberen Atemwege und Husten stellen einen Schwerpunkt auf der diesjährigen Pharma-World der Expopharm vom 12. bis zum 15. Oktober in München dar. In der Behandlung steht der Wunsch nach Beseitigung der wichtigsten Symptome im Vordergrund. Denn auch wenn es sich um selbstlimitierende Erkrankungen handelt, beeinträchtigen die Beschwerden die Patienten mitunter erheblich: Eine verstopfte Nase behindert die Atmung, ein Druckgefühl in den Nasennebenhöhlen oder im Bereich des Gesichts/der Stirn macht sich breit, allgemeine Abgeschlagenheit und Krankheitsgefühl rauben die Energie, manchmal tritt auch Fieber auf.
Zahlreiche Vorträge
Zur Linderung der Beschwerden können Analgetika, lokal oder systemisch wirkende abschwellende Vasokonstringenzien sowie verschiedene pflanzliche Arzneimittel zum Einsatz kommen. Doch wann empfiehlt sich welches Arzneimittel? Eine kritische Bewertung nicht nur im Hinblick auf deren Wirksamkeit, sondern auch vor dem Hintergrund ihres Risikoprofils nimmt Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz, Frankfurt am Main, vor.
Deutlich häufiger als Erwachsene – nämlich jährlich bis zu zwölf Mal – erkranken Kleinkinder und Kinder an akuten Atemwegsinfekten. Anlass für die Gabe eines Antibiotikums ist dabei häufig die Befürchtung, dass auf einen anfänglich viralen Infekt eine bakterielle Besiedelung aufsattelt und zu Komplikationen führt. Ob die Behandlung mit einem Antibiotikum erforderlich ist, wird jedoch angesichts möglicher Nebenwirkungen und nicht zuletzt vor dem Hintergrund sich immer weiter ausbreitender Resistenzen zunehmend kritisch hinterfragt. Studien – wie die unten genannte – untersuchen, was für und was gegen einen Antibiotikaeinsatz sprechen kann. Besonders pflanzliche Arzneimittel können eine sinnvolle Option darstellen, und zwar sowohl als Zusatzmedikation als auch als sekretolytische Therapie, wenn Antibiotika nicht erforderlich sind. Welche Möglichkeiten es gibt, beleuchtet Professor Dr. J. Peter Guggenbichler aus Innsbruck.
Wann empfiehlt man welches Arzneimittel? Die Vorträge bei der Expopharm geben Entscheidungshilfen .
Foto: Shutterstock/racorn
Was zudem bei Husten nachweislich hilft, erläutert Dr. Mario Wurglics, Frankfurt am Main. Zwar gibt es für diesen Anwendungsbereich eine breite Palette an chemisch-synthetisch definierten und pflanzlichen Arzneimitteln, doch nicht für alle ist die Wirksamkeit gleichermaßen gut nachgewiesen.
Dass isolierte pflanzliche Inhaltsstoffe in der Therapie von Atemwegserkrankungen mehr als eine isolierte Wirkung entfalten, erläutert Professor Dr. Uwe J. Juergens, Bonn, am Beispiel des Monoterpens 1,8-Cineol, das vor allem für seine schleimlösende Wirkung bekannt ist. Darüber hinaus beeinflusst es auch entzündliche Prozesse positiv, die eine vermehrte Schleimproduktion zur Folge haben. Studien zufolge unterstützt es die antientzündliche Wirkung von inhalativen Steroiden bei Patienten mit Asthma oder chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD).
Eine aktuelle Studie
Sieben Kriterien, wann bei Kindern mit akuter Atemwegsinfektion mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Krankenhauseinweisung erforderlich wird, wenn man auf eine frühzeitige Antibiotika-Behandlung verzichtet, ermittelten Wissenschaftler von der Universität Bristol. Diese Kriterien haben die Experten unter dem Begriff STARWAVe zusammengefasst (siehe Kasten). Sie können einen Anhaltspunkt liefern, wann ein frühzeitiger Antibiotikaeinsatz sinnvoll sein kann. Über 8000 Kinder zwischen 3 Monaten und 16 Jahren waren in die Erhebung eingeschlossen. Bei nur einem Kriterium war demnach kein Antibiotika-Einsatz erforderlich. Das Risiko für eine Klinikeinweisung stieg mit der Anzahl der bei einem Kind vorhandenen Kriterien. Ab vier Kriterien war das Risiko deutlich erhöht. Zwar liefert die Methode keine 100-prozentige Trefferquote, jedoch wertvolle Anhaltspunkte, wann mit Komplikationen zu rechnen ist. /
Was für einen Antibiotika-Einsatz sprechen kann:
Short: kurze Krankheitsdauer von weniger als drei Tagen
Temperature: hohe Temperatur über 37,8 °C
Age: Alter unter zwei Jahren
Respiratory: Atemnot
Wheeze: Keuchen
Asthma: Asthma
Vomiting: mittelschweres bis schweres Erbrechen in den letzten 24 Stunden