Starkes Selbstbewusstsein |
08.09.2017 11:54 Uhr |
Von Andreas Nagel / Selbstbewusstsein bedeutet, sich seiner selbst bewusst zu sein. Selbstbewusste Menschen kennen ihre Stärken und akzeptieren ihre Schwächen – auch wenn es Verbesserungspotenzial gibt. Ein starkes Selbstbewusstsein ist immer eine wichtige Voraussetzung für Erfolg im Berufs- und Privatleben.
Ein geringes Selbstbewusstsein entsteht oft in der Kindheit, wenn Eltern oder Lehrer Kinder ständig auf Fehler und Schwächen aufmerksam machen. »Lass das lieber andere machen!« »Das lernst du nie!« »Du machst alles falsch!« »Aus dir wird nie etwas!« »Du hast zwei linke Hände!« Unerwünschtes Verhalten wird zusätzlich oft durch Abweisung bestraft. Wer dann noch in der Schule etwa wegen seines Aussehens oder seiner Unsportlichkeit verspottet wird, entwickelt sicherlich kein positives Selbstbild.
Vielleicht hatten auch die eigenen Eltern ein geringes Selbstbewusstsein und haben vorgelebt, dass andere Menschen wichtiger und wertvoller sind. Kinder lernen: Andere sind okay – ich bin es nicht. Aus dieser Erkenntnis entsteht meist der »innere Kritiker«. Diese innere Stimme versucht ständig, das eigene Selbstwertgefühl anzugreifen und sagt auch im Erwachsenenalter: »Das schaffst du nicht!« »Du bist zu dick!« »Du bist nicht klug genug!« »Du bist nicht attraktiv genug!« »Die anderen sind schöner, intelligenter, sympathischer und liebenswerter als du!«
Die meisten Menschen übernehmen negative Aussagen ihrer Eltern und Lehrer – ohne zu fragen, ob diese Meinungen richtig oder falsch sind. In einem fördernden und unterstützenden Umfeld hätten viele Menschen vermutlich ein deutlich positiveres Selbstbild und ein stärkeres Selbstbewusstsein entwickelt.
Positives Bild
Wer mehr Selbstbewusstsein gewinnen möchte, muss die Stimme des inneren Kritikers durch eine positive Stimme ersetzen. Trennen Sie sich also bewusst von Ihrem inneren Kritiker. Setzen Sie ihn gedanklich vor die Tür: Vielleicht haben Sie ja auch schon einmal eine berufliche oder private Beziehung beendet, die Ihnen nicht gut getan hat. Genauso konsequent können Sie dem inneren Kritiker sagen: »Ich will dich nicht mehr wiedersehen!« Erklären Sie dann gedanklich dem Kind, das Sie damals waren, dass die damaligen, negativen Aussagen nicht wahr sind und dass es genauso liebenswert ist wie andere Menschen.
Erstellen Sie anschließend eine Liste mit Eigenschaften und Verhaltensweisen, die Sie an sich mögen und lesen Sie diese Liste morgens und abends einmal durch. Zum Beispiel: Ich kann besonders gut …! Ich mag an mir …! Heften Sie die Liste eventuell an eine Tür, um sich immer wieder daran zu erinnern. Erstellen Sie dann eine Liste mit Eigenschaften, die Sie weniger mögen und sagen Sie zu jeder Eigenschaft: »Ich habe Fehler und Schwächen wie jeder Mensch.« »Ich mag mich so wie ich bin, auch wenn ich manchmal eifersüchtig bin.«
Zu Anfang wird sich wahrscheinlich alles in Ihnen sträuben, wenn Sie so etwas sagen, und Sie werden das Gefühl haben, sich etwas einzureden oder sich selbst zu belügen. Diese Gefühle sind völlig normal. Erst wenn Sie sich diese Sätze immer wieder sagen, klingen sie glaubwürdig und die Störgefühle verschwinden. In der Psychologie gilt die Faustregel, dass neue Denk- und Verhaltensweisen 30 bis 90 Tage bewusst trainiert werden müssen, bevor sie zur Gewohnheit werden. Probieren Sie es einfach aus. Entscheiden Sie dabei auch, ob es Schwachpunkte gibt, an denen Sie arbeiten wollen oder ob Sie individuelle Schwächen als unabänderlich akzeptieren.
Erfolgstagebuch
Führen Sie zusätzlich ein Erfolgstagebuch. Notieren Sie in diesem Buch aus der Erinnerung zunächst alle Dinge, die Ihnen in der Vergangenheit gut gelungen sind und auf die Sie stolz sein können. Notieren Sie dann regelmäßig jeden Abend, was Ihnen am Tag gut gelungen ist. Das muss nicht unbedingt etwas völlig Außergewöhnliches sein, sondern einfach nur etwas Positives. Versuchen Sie, jeden Tag etwas zu finden, wofür Sie sich loben können. Das Erfolgstagebuch erinnert Sie immer wieder an Ihre positiven Eigenschaften und an Ihre guten Leistungen. Ergänzend können Sie hier auch inspirierende Zitate oder wichtige Erkenntnisse festhalten. Und wenn Sie einmal einen schlechten Tag haben, hellt sich Ihre Stimmung durch ein kurzes Blättern im Erfolgstagebuch garantiert sofort wieder auf.
Wirkung der Körpersprache
Wer sich minderwertig oder unterlegen fühlt, hat meist auch eine entsprechende Körperhaltung, etwa hängende Schultern, den Blick zum Boden gerichtet und eine leise Stimme. Selbstbewusste Menschen haben dagegen eine gerade Körperhaltung, einen geradeaus gerichteten Blick und eine feste Stimme. Stimmung und Körperhaltung passen in beiden Fällen zusammen. Machen Sie doch einmal eine Gegenprobe: Nehmen Sie bewusst die – übertriebene – Körperhaltung eines unsicheren Menschen ein (gebeugte Haltung, hängende Schultern, Blick zum Boden) und sagen Sie dann mit leiser, weinerlicher Stimme: »Ich bin eine echte Powerfrau – voller Energie und Selbstvertrauen!« Das passt nicht zusammen und klingt wenig glaubhaft, oder?
Stellen Sie sich dann wie eine Königin zum Porträt hin (aufrechte Haltung, stolzer und entschlossener Blick) und sagen mit fester, lauter Stimme: »Ich bin völlig niedergeschlagen, deprimiert und am Boden zerstört!« Auch das passt nicht zusammen. So wie unsere Stimmung die Körperhaltung beeinflusst, können wir auch umgekehrt durch unsere Körperhaltung unsere Stimmung beeinflussen. Wenn Sie bewusst eine selbstbewusste aufrechte Haltung einnehmen, werden Sie sich auch selbstbewusster fühlen. /
Mit den folgenden Maßnahmen können Sie Ihr Selbstbewusstsein verbessern. Wählen Sie die Ideen aus, die am besten zu Ihnen passen.