Sicher beraten bei Hautwucherungen |
28.09.2017 13:54 Uhr |
Von Caroline Wendt, Düsseldorf / Über die Behandlungsmöglichkeiten von Warzen berichtete Dr. Günter Hagenhoff, Apotheker und geschäftsführender Gesellschafter der medipharm GmbH, auf einem Vortrag in der Pharma-World der Expopharm.
Warzen kommen häufig vor – beinahe jeder zweite Bundesbürger kennt sie aus eigener Erfahrung. »Die zumeist harmlosen Hautwucherungen verschwinden irgendwann wieder von alleine, trotzdem dürfen PTA und Apotheker Kunden mit einer Warze nicht einfach mit dem Hinweis auf die hohe Selbstheilungsquote nach Hause schicken«, betonte Hagenhoff. Denn die Patienten haben einen hohen Leidensdruck und erwarten schnelle Hilfe, weil Warzen als hässlich und peinlich empfunden werden, so der Apotheker.
Zahlreiche praxisrelevante Vorträge, viel Publikum – ein Blick in die Pharma-World
Foto: PZ/Müller
Die meisten Warzen entstehen durch eine Infektion mit humanen Papillomaviren (HPV), wie beispielsweise die echte Warze oder die Dornwarze. Das Virus dringt durch kleine Hautverletzungen ein und steigert im Zellkern der Hautzelle die Zellproliferation. Aufgrund dessen wuchert die Haut im betroffenen Areal. Meistens wissen Patienten nicht, wo sie sich angesteckt haben, denn die Inkubationszeit beträgt bis zu sechs Wochen, erklärte der Referent. Besonders anfällig sind Kinder, Immunsupprimierte und Patienten mit einer gestörten Hautbarriere. Doch auch Raucher gehören zu den Risikopatienten: Die durch das Rauchen verminderte Durchblutung auch in den Fingern macht diese anfälliger, so Hagenhoff.
Nicht jede Warze eignet sich für die Selbstmedikation. Feigwarzen und Alterswarzen sollten von einem Arzt behandelt werden. Auch wenn Kinder unter vier Jahren eine Warze haben, rät der Apotheker von der Selbstmedikation ab. Warzen, die bluten, sehr groß sind oder schmerzen gehören genauso in ärztliche Behandlung wie Warzen im Gesicht oder an anderen empfindlichen Hautstellen.
Wirksame Wege
»Alle Produkte, die es zur Warzenbehandlung gibt, sind beratungsbedürftig«, betonte Hagenhoff in seinem Vortrag. Auch wenn ein Kunde mit einem grünen Rezept vom Arzt kommt, besteht meist noch Erklärungsbedarf. Drei Wirkprinzipien lassen sich unterscheiden: die Keratolytika, die Ätzmittel und die Kryotherapeutika. Keratolytika, wie Salicylsäure (beispielsweise in Verrucid®) oder Salicylsäure in Kombination mit Milchsäure (zum Beispiel in Clabin® plus) müssen zwei- bis viermal täglich aufgetragen werden. Vor jeder neuen Anwendung sollte der Patient die Filmreste des vorherigen Auftragens entfernen. Bevor der Patient ein salicylsäurehaltiges Pflaster einsetzt (zum Beispiel Guttaplast®), sollte er die betroffene Stelle baden, damit die Haut aufweicht. Danach kann er das zugeschnittene Pflaster mit einem Streifen Fixierpflaster befestigen. Sowohl bei der Anwendung von Keratoyltika als auch bei den Ätzmitteln ist es wichtig, die umliegende Haut mit Hilfe einer Fettcreme zu schützen.
Eine Ausnahme bildet hierbei die Ameisensäure (zum Beispiel in Endwarts®). Sie zieht so schnell ein, dass es keines Hautschutzes bedarf. Doch müssen PTA und Apotheker hier erklären, dass dieses Ätzmittel keinen Flüssigkeitsfilm hinterlässt und auch wenn der Patient nichts vom Präparat auf der Haut sieht, eine einmal wöchentliche Anwendung genügt.
Auch Ätzmittel, die Monochloressigsäure enthalten (zum Beispiel in Acetocaustin®), kommen nur einmal in der Woche zum Einsatz, Präparate mit Trichloressigsäure (wie in Wartner®) hingegen über einen Zeitraum von vier Tagen ein- bis zweimal pro Tag. Um Dellwarzen zu behandeln, ist Kaliumhydroxid (in Infectodell®) zugelassen und wird zweimal täglich aufgetragen.
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die Warze mit Hilfe eines Kryotherapeutikums zu vereisen. Durch die Behandlung mit dem Kältemittel sterben die Zellen der Warze ab. Je nach Größe reicht eine einmalige Behandlung von 20 bis 40 Sekunden aus, die Warze fällt dann binnen zehn bis 14 Tagen ab. Bei Präparaten mit Einmal-Applikatoren (wie Wartner®) muss nach dem Tränken des Schwämmchens mit dem Kältemittel eine Wartezeit von 20 Sekunden eingehalten werden. Bei geschlossenen Systemen mit Metallspitze (zum Beispiel Wortie®) ist diese Wartezeit auf zwei Sekunden verkürzt. Zur Entfernung von Stielwarzen steht zurzeit nur ein Präparat in der Selbstmedikation zur Verfügung (Wortie® spezial). Hier wird die Warze zunächst mit einem Fixierring stabilisiert, bevor sie vereist wird.
Zu welchem Präparat PTA und Apotheker in der Beratung greifen, hängt vom Patienten ab, so Hagenhoff. »Ein Patient, der hoch-compliant ist, kann natürlich alles bekommen«, doch rät er bei vergesslichen Patienten eher zu einer Therapie, die einmal pro Woche oder gar einmalig zur Anwendung kommt. /
Infektiöse Warzen | |
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Durch humane Papillomaviren (HPV) | |
Echte Warze | stecknadel- bis erbsengroß, meistens an Händen und Extremitäten |
Dornwarze | wie ein Dorn in die Tiefe, in der Fußsohle |
Mosaikwarze | breit, oberflächlich, flach; auf der Fußsohle; Sonderform der Dornwarze |
Flachwarze | weich, klein, in Gruppen bis zu 100 Stück, häufig im Gesicht, an Nacken, Schultern, Armen |
Pinselwarze | fadenförmige Wucherung, im Gesicht |
Feigwarze | im Genitalbereich |
Durch Pockenviren | |
Dellwarzen | rötliche Knötchen mit Delle in der Mitte; überall am Körper möglich |
Nicht-infektiöse Warzen | |
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Stielwarzen (Fibrom) | harmlose Hautanhängsel; am Hals, in Achselhöhlen, Leistengegend |
Alterswarze (seberrhoische Keratose) | blumenkohlartig, talgig, speckig, dunkel pigmentiert (CAVE: Verwechslung mit Melanom); überall am Körper möglich |