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Windeldermatitis

Pflege für den wunden Po

10.10.2016  10:45 Uhr

Von Elke Wolf / Kinder- und Hautärzte sind sich einig: Eine Dermatitis, bei der die Haut im Windelbereich stark entzündet, geschwollen und mit kleinen Bläschen bedeckt ist, ließe sich in den meisten Fällen verhindern. PTA und Apotheker können helfen, wenn Babys Schmerzen und Eltern Unsicherheit plagen.

Die Windeldermatitis gehört zu den häufigsten Hautproblemen, die der Kinderarzt zu sehen bekommt. Schätzungen gehen davon aus, dass mehr als ein Drittel aller Säuglinge die Läsionen in der Windelregion gleich mehrmals davonträgt. Die Gründe für das häufige Auftreten liegen nahe: Werden Windeln nicht oft genug gewechselt, ist die Haut unter feucht-warmen und okklusiven Bedingungen lange einer Mischung aus Urin und Stuhl ausgesetzt.

 

Aus dem Harnstoff im Urin entsteht Ammoniak – weshalb die Windeldermatitis auch als Dermatitis ammoniacalis bezeichnet wird. Der alkalische Urin erhöht das Irritationspotenzial des Fäzes. Das Stratum corneum mazeriert, und die Haut wird gegenüber mechanischen sowie chemischen Reizen an­fälliger. Zudem fördert ein erhöhter pH-Wert die Aktivität der im Stuhl enthaltenen Proteasen und Lipasen, die aufgrund der geschädigten Keratino­zyten die eigentliche Entzündung auslösen. In diesem Zustand haben Bakterien (Superinfektion) oder Candida albicans (Windelsoor) leichtes Spiel und können das Beschwerdebild verschlechtern.

Luft und Heilsalbe

Das Frischmachen sollten Eltern nutzen, um den Nachwuchs mal ausgiebig ohne Windel strampeln zu lassen. So kommt reichlich Luft an die Haut. Für die Reinigung genügt lauwarmes, ­klares Wasser. Alkoholische oder andere entfettende Zusätze sind strikt zu meiden. Zur Pflege kommen Wund- und Heilsalben zum Einsatz, die entzündungshemmend, adstringierend und sekretionsbindend wirken. Sie sollten eine weiche Konsistenz haben, damit sie schmerzfrei aufgetragen und später leicht entfernt werden können.

Pflege und Feuchtigkeit

Die üblichen Wundschutzcremes enthalten pflegende Inhaltsstoffe wie Dexpanthenol (wie in Bepanthen®), ­Calendula (wie Weleda Babycreme) oder Zinkoxid. Zinkhaltige Hautcremes sorgen dafür, dass Feuchtigkeit von den betroffenen Hautstellen ferngehalten wird, vermitteln also einen gewissen Barriereeffekt. Zusätze wie Lebertran und Harnstoff (wie Mirfulan®, Desitin® Salbe) helfen, den Juckreiz zu stillen und unterstützen die Bildung neuer Hautzellen. Lebertran macht die Salbe geschmeidig und sorgt dafür, dass Krusten aufweichen. Harnstoff bindet die Feuchtigkeit der Haut und hält sie elastisch. Für unterwegs bieten sich Pflegesprays an, zum Beispiel Desitin® Salbenspray oder Mirfulan® Spray N.

 

Puder sind dagegen obsolet, weil sie in feuchtem Milieu klumpen und damit die Haut aufscheuern können. Ungeeignet sind auch hydrophobe Salben wie Vaseline oder Melkfett, da sie die Haut zu sehr abdichten und sie sich darunter nur schlecht regeneriert.

Sonderfall Windelsoor

Mit der richtigen Pflege sollte die Entzündung in wenigen Tagen abgeklungen sein. Achtung: Antimykotika-haltige Salben werden bei einer Windeldermatitis zwar auch öfters abgegeben, sind aber eine unnötige Übertherapie. Erst wenn der konkrete Verdacht einer Pilzinfektion besteht, sollten Antimykotika wie Nystatin (wie Multilind® Heilsalbe, Candio Hermal®) oder Miconazol (wie InfectoSoor® Zinksalbe) zum Einsatz kommen – dann nämlich, wenn die Entzündung hart­näckig bleibt oder sich über der flächigen Rötung weißliche Schuppen, ­ge­rötete Papeln oder offene Stellen ­zeigen. Die genannten Präparate können bis zu fünfmal täglich auf die ­erkrankten Hautstellen aufgetragen werden. Hat sich der Hautzustand ­normalisiert, ist dennoch mit dem Antimykotikum weiter zu behandeln, um der Gefahr eines Rezidivs vorzubeugen.

Zeigen sich diese Soor-Symptome, sollten PTA oder Apotheker die Eltern zum Kinderarzt schicken. Das Risiko für eine Pilzinfektion erhöht sich, wenn das Kind zuvor mit einem Antibiotikum behandelt wurde oder einen Mundsoor hatte. Studien zeigen, dass der früh­zeitige Einsatz zinkhaltiger Präparate eine Pilzinfektion meist verhindern kann. Bei Bakterieninfektionen wird der Kinderarzt ein Antibiotikum verordnen, bei hartnäckigen Infektionen ist eine systemische Therapie nötig. ­Bei starken Entzündungen kommen Glucocorticoid-Salben zum Einsatz. /

Pflegetipps für Eltern

Mit diesen Basis-Pflegemaßnahmen lässt sich eine Windeldermatitis meist vermeiden:

  • Windeln sofort nach dem Stuhlgang wechseln.
  • Den Po mit lauwarmem, klarem Wasser reinigen und abtrocknen. Eventuell föhnen. Auf Puder, Feuchttücher und Seifen mit Duftstoffen oder Alkohol verzichten.
  • Das Baby so oft wie möglich nackt strampeln und krabbeln lassen, um Luft an den Po zu lassen.
  • (Sitz-)Bäder mit Abkochungen aus Schwarztee oder Gerbstoffen (wie Tannolact®) beruhigen angegriffene Haut. Vorsicht bei Schafgarbe und Kamille: Als Korbblütler verfügen sie
    über ein gewisses Allergiepotenzial.
  • Zink-haltige Hautcremes halten Feuchtigkeit von den betroffenen Hautstellen fern.
  • Ein paar Tropfen Muttermilch lindern Hautreizungen.
  • Bei einer Pilzinfektion helfen Antimykotika-haltige Zubereitungen. Fettende Salben sind bei Pilzbefall nicht zu verwenden.
  • Eltern sollten luftundurchlässige Plastikwindeln vermeiden und luftdurchlässige Wegwerfwindeln wählen.
  • Auf saure, scharfe und stark gewürzte Gerichte verzichten.
  • Säuglinge sollten möglichst vier bis sechs Monate gestillt werden. Gestillte Kinder erkranken seltener an Windeldermatitis als ungestillte.
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