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Risiko-Berechnung bei Brustkrebs

13.10.2017  14:47 Uhr

Von Caroline Wendt / Wissenschaftler des Deutschen Krebsforsch­ungszentrums (DKFZ) hoffen, durch ein individuelles Bewer­tungsverfahren in Zukunft die Häufigkeit der Mammo­grafie-Unter­suchungen anpassen zu können. Frauen mit geringem Brustkrebsrisiko würden dann in größeren Ab­ständen zur Mammografie eingeladen, Frauen mit hohem Risiko dagegen eng­maschiger kontrolliert.

In Deutschland haben Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jahren im Rahmen des Mammographie-Screening-Programms alle zwei Jahre die Möglichkeit, ihre Brust untersuchen zu lassen. Dieses Intervall könnte mit einem personalisierten Bewertungsverfahren individuell angepasst werden, berichtet das DKFZ in einer Pressemitteilung zum Brustkrebsmonat Oktober. Bei Risiko­patientinnen würden auf der einen Seite Tumoren dann womöglich früher erkannt, auf der anderen Seite könnten so auch unnötige Untersuchungen und falsch positive Befunde vermieden sowie Kosten eingespart werden.

Wissenschaftler am DKFZ beschäftigen sich damit, wie sich das indivi­duelle Brustkrebsrisiko möglichst genau ermitteln lässt. US-ameri­kanische Rechenmodelle beziehen zur Vorhersage verschiedene Parameter mit ein: In welchem Alter fand die erste Regel­blutung statt? Wann kam das erste Kind zu Welt und wann sind die Wechseljahre eingetreten? Auch ist von Bedeut­ung, ob die Frauen hormonell verhütet haben oder wie hoch ihr Body-Mass-Index ist. Auch die Anzahl direkter Krebsfälle in der Verwandtschaft wird als Risikofaktor einbe­zogen. Dr. Annika Hüsing vom DKFZ hat gezeigt, dass diese Modelle noch genauere Vorhersagen treffen, wenn auch die Konzentration der Geschlechtshormone Estradiol und Testosteron gemessen und bei der Berechnung berücksichtigt wird.

Die Vorhersage-Modelle sind nicht für Frauen konzipiert, die aufgrund einer Mutation der sogenannten Brustkrebsgene BRCA1 und BRCA2 ein außerordentlich hohes Erkrankungs­risiko haben. Daneben gibt es jedoch noch eine Vielzahl kleinster Gen­varianten, die zwar jede für sich nur einen minimalen Einfluss hat, sich aber zusammen auf das Brustkrebsrisiko auswirken können. Diese genetischen Risikoprofile müssen ebenfalls in die Modelle mit einbezogen werden.

Wichtig ist außerdem, die US-­Modelle an deutsche Verhältnisse anzupassen­. »Bei uns sind die Frauen älter, wenn sie ihr erstes Kind zur Welt bringen, und sie haben auch insgesamt weniger Kinder als Frauen in den USA. Außerdem wird die Verschreibung von Hormontherapien anders gehandhabt«, erklärte Hüsing. Die Heraus­forderung sei nun, all die verschiedenen Faktoren zusammenführen. /