Das Winterschutzprogramm |
30.10.2018 12:14 Uhr |
Von Annette Immel-Sehr / Frostiger Wind draußen, Heizungsluft drinnen, dazu der häufige Wechsel zwischen rein und raus – die Umweltbedingungen in der kalten Jahreszeit verlangen der Haut einiges ab. Oft fühlt sie sich dann gespannt an, zeigt sich rau und rissig. Mit einer angepassten, gezielten Hautpflege lassen sich solche Probleme jedoch verhindern beziehungsweise beheben.
Warum fühlen sich viele Menschen im Winter nicht mehr so richtig wohl in ihrer Haut? Zum einen ist es die Kälte, die der Haut zusetzt. Um zu verhindern, dass Wärme verlorengeht und der Mensch auskühlt, ziehen sich die feinen Blutgefäße in der Haut zusammen. In der Folge ist die Haut weniger durchblutet und schlechter mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt, ihr Stoffwechsel läuft auf Sparflamme. Unter anderem zeigt sich das auch in einer geringen Produktion von Hautfett. Sinkt das Thermometer unter acht Grad, stellen die Talgdrüsen ihre Arbeit sogar ganz ein. Damit wird der Fettfilm auf der Haut dünner und kann sie nicht mehr so gut vor Verdunstung von Feuchtigkeit schützen. Dieser fehlende Schutz macht sich in gut beheizten Räumen besonders bemerkbar. Denn warme Luft kann mehr Wasser aufnehmen als kalte. Sie entzieht der Haut somit fast ungebremst Feuchtigkeit. Und je länger der Winter dauert, desto sensibler reagiert die Haut. Sie spannt und juckt. Oft werden auch die Schleimhäute in Mund und Nase trocken.
Bei klirrender Kälte schützen wasserarme bzw. wasserfreie Produkte die Haut.
Foto: iStock/chabybucko
Unbedeckte Körperteile wie Hände und Gesicht sind besonders beansprucht. Aber auch Partien, die ohnehin schon zu Trockenheit neigen, wie Ellenbogen und Unterschenkel, beginnen im Winter häufig zu schuppen. An stark verhornten, trockenen Stellen kann die Haut – ohne direkte Einwirkung von außen – plötzlich aufbrechen. Vor allem an den Füßen oder Händen entstehen so feine Risse und Furchen. Diese sogenannten Schrunden können eine Tiefe von mehr als einem Zentimeter erreichen, manchmal bluten sie sogar. Schrunden schmerzen nicht nur, sondern dienen Bakterien und Pilzen auch als Eintrittspforte.
Richtig pflegen
Die Haut braucht in den kalten Herbst- und Wintermonaten eine andere Pflege als an heißen Sommertagen – nämlich mehr Fett und mehr Feuchtigkeit. Ziel ist es, die Hautbarriere zu stärken, damit sie die Feuchtigkeit besser halten kann. Leichte O/W-Zubereitungen genügen im Winter meist nicht mehr. Stattdessen ist eine festere W/O-Konsistenz empfehlenswert. Oft reicht es schon, die Nachtcreme nun auch am Tag zu benutzen. Wenn das nicht genügt, hilft für den Herbst und Winter der Wechsel auf eine fettreichere Kosmetikserie. Kunden, die weiterhin eine leichte Grundlage wünschen, können auf Lipid-haltige Gele ausweichen. Nicht nur das Gesicht, sondern auch Hals und Dekolleté müssen sorgsam eingecremt werden, damit sie nicht gereizt auf Schals und Rollkragen reagieren. Nur bei sehr fettiger Haut kann die Pflege ganzjährig unverändert bleiben.
Um die Hautbarriere zu stärken, eignen sich Natürlicher Feuchthaltefaktor (Natural Moisturizing Factor, NMF) wie Harnstoff, Elastin, Glycerin, Milchsäure, Hyaluronsäure, Glykol und Kollagen. NMF können Wasser in der obersten Hornschicht binden und so die Haut geschmeidiger machen. Dieser Effekt ist jedoch nur von begrenzter Dauer. Als Lipidkomponenten haben sich beispielsweise Sheabutter oder Nachtkerzen-, Traubenkern- sowie Borretschöl bewährt. Ideal zur Pflege größerer Flächen sind Körperöle, beispielsweise mit Oliven- oder Mandelöl. Auch Aloe vera, Dexpanthenol und Vitamin E wirken wohltuend bei trockener gereizter Haut.
Wer seiner Gesichtshaut noch mehr Feuchtigkeit zuführen möchte, kann ihr zweimal in der Woche eine Feuchtigkeitsmaske gönnen. Alkoholhaltige Gesichtswasser sowie raue Peelings sollten dagegen bis zum Frühjahr besser im Schrank bleiben, da sie die Haut weiter austrocknen.
Problemhaut im Winter
Besonders wichtig ist die Hautpflege für Menschen, die ohnehin schon zu trockener Haut neigen, wie alte Menschen oder solche mit einer chronischen Hautkrankheit wie Neurodermitis oder Allergie. Sie benötigen noch reichhaltigere Zubereitungen, die sie auch häufiger anwenden sollten.
Menschen mit fettiger oder zu Akne neigender Haut greifen dagegen im Winter besser nicht zu fetthaltigeren Produkten. Sonst könnten vermehrt Pickel und Mitesser entstehen. Meist besteht auch gar kein Bedürfnis, mehr zu cremen, da die Haut sich gut anfühlt. Wenn sie im Winter doch einmal spannt – einfach die gewohnte Creme noch einmal auftragen.
Bei längerem Aufenthalt im Freien – etwa bei einer Fahrradtour oder beim Joggen – kann bei tiefen Temperaturen eine spezielle Kälteschutzcreme sinnvoll sein, um die Haut zu schützen. Zu diesen wasserarmen beziehungsweise wasserfreien Produkten zählen beispielsweise Excipial® Mandelölsalbe, Stokoderm® Frost und Weleda Calendula Wind- und Wetterbalsam.
In Zeitschriften und Blogs ist oft von sogenannten Cold Creams die Rede. »Cold Cream« klingt nach Winter und Kälte. Tatsächlich leitet sich der Name aber von dem Kältegefühl ab, das beim Auftragen auf der Haut entsteht. Eine Cold Cream ist allgemein eine Schutz- und Aufbausalbe mit Bienenwachs und Pflanzenölen zur Regeneration trockener Haut. In der Laienpresse und im Internet werden die Bezeichnungen Cold Cream und Kälteschutzcreme oft synonym verwendet.
Auf der Skipiste oder bei langen Spaziergängen im Schnee benötigt die Haut nicht nur Schutz vor Austrocknung, sondern auch vor UV-Strahlen. Spezielle Sonnenschutzcremes für den Winter bieten beides.
Gegen Risse an der Hornhaut der Fersen eignet sich eine Fußcreme mit hohem Harnstoffgehalt. Sie sollte täglich leicht einmassiert werden. Solche Schrundensalben können im Übrigen genauso an den Fingerkuppen angewendet werden, wenn hier feine tiefe Risse auftreten. Auch Dexpanthenol hat sich zur Behandlung von Schrunden bewährt. Menschen, die alljährlich mit diesen schmerzhaften Rissen zu tun haben, sollten frühzeitig mit der gezielten Pflege beginnen und nicht abwarten, bis das Problem wieder da ist.
Praktische Tipps zur Hautpflege im Winter, die PTA und Apotheker im Beratungsgespräch geben können, sind im unten stehenden Kasten zusammengestellt. Die Empfehlungen zum Duschen und Baden begründen darauf, dass heißes Wasser Lipide aus der Haut herauslöst.
Körperreinigung
Haare und Kopfhaut:
Hände und Nägel
Lippen
Nase
Feuchtes Klima
Dem Feuchtigkeitsverlust der Haut lässt sich nicht nur durch Hautpflege entgegenwirken, sondern auch von innen durch eine vermehrte Flüssigkeitszufuhr. Wer an gespannter Haut leidet, sollte auf sein Trinkverhalten achten. Mindestens 1,5 Liter Flüssigkeit sollte ein erwachsener Mensch täglich aufnehmen. Im Winter bieten sich auch leichte Suppen und Brühen an, um die Flüssigkeitszufuhr zu erhöhen.
Es macht zudem Sinn, die Luftfeuchtigkeit in beheizten Räumen gezielt zu erhöhen. Das tut nicht nur der Haut, sondern meist auch den Atemwegen gut. Dazu eignen sich elektrische Luftbefeuchter. Auch Zimmerpflanzen geben Feuchtigkeit an die Umwelt ab. Wer ein Hygrometer besitzt, kann den Feuchtigkeitsgehalt genau kontrollieren. Eine Luftfeuchtigkeit von 40 bis 60 Prozent gilt allgemein als empfehlenswert.
Da kalte Außenluft weniger Wasser mit sich führt als warme Raumluft, lässt sich die Luftfeuchtigkeit in Wohnräumen nicht durch häufiges Lüften erhöhen. Was dagegen hilft, ist das Absenken der Raumtemperatur. Denn wenn die Luft weniger Feuchtigkeit aufnehmen kann, »holt« sie sich auch weniger aus der Haut. Nebenbei lassen sich durch diese Maßnahme Heizkosten sparen und die Umwelt schonen. Es hat also viele Vorteile, das Thermostat etwas herunterzudrehen und einen dicken Pulli und warme Socken anzuziehen. /