Wichtige Hinweise |
11.12.2017 12:09 Uhr |
PTA-Forum / Wer ein Schmerzmittel braucht, sollte sich Zeit für ein Beratungsgespräch in der Apotheke nehmen. Das rät die Apothekerkammer Niedersachsen in einer Pressemitteilung. PTA und Apotheker können dann ermitteln, welches Analgetikum am besten zum Schmerz, zur gesundheitlichen Konstitution und zur restlichen Medikation des Patienten passt.
Wie beratungsbedürftig auch nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel sind, erläutert die Apothekerkammer am Beispiel Acetylsalicylsäure (ASS). Anders als andere Mittel wirkt ASS nicht nur schmerzstillend und entzündungshemmend, sondern verdünnt zusätzlich das Blut. Diese blutverdünnende Wirkung setzt bereits nach wenigen Minuten ein und hält über etwa eine Woche an. »Vor ärztlichen Eingriffen, zum Beispiel beim Zahnarzt, sollten Patienten den behandelnden Arzt informieren, in welcher Dosis sie zu welchem Zeitpunkt ASS eingenommen haben«, rät die Apothekerkammer. Für den Alltag sei es gut zu wissen, dass auch kleine Schnittverletzungen im Haushalt unter Umständen stärker bluten als gewohnt und sich schneller blaue Flecke bilden.
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Patienten, die mit Ibuprofen behandelt werden, sollten nicht zusätzlich ASS als Schmerzmittel einnehmen, warnen die niedersächsischen Apotheker. Wenn sich die Kombination nicht vermeiden lässt, sollte der Patient zuerst ASS und dann im Abstand von mindestens zwei Stunden Ibuprofen einnehmen. In der Selbstmedikation soll ASS bei Schmerzen nicht länger als vier Tage am Stück eingenommen werden. »Bestehen die Schmerzen länger, muss die Ursache von einem Arzt abgeklärt werden«, betont die Apothekerkammer. Als Alternative stehen zur Behandlung in der Selbstmedikation zudem Paracetamol, Diclofenac und Naproxen zur Verfügung, bei Migräne zudem die spezifisch wirksamen Triptane. Auch hier müssen Kontraindikationen, Interaktionen und Nebenwirkungen abgewogen werden. Bei Kindern unter zwölf Jahren ist ASS kontraindiziert.
Für alle Schmerzmittel gilt, dass eine Gewöhnung einsetzen kann und die Schmerzschwelle sinkt. »Das heißt, Reize, die für gesunde Menschen harmlos sind, können bei den Betroffenen zu Schmerzempfindungen führen«, erklärt die Kammer. Wenn dies mit weiteren Analgetikagaben bekämpft wird, kann ein Teufelskreis entstehen.
Denn werden bei Kopfschmerzen zu viele und zu häufig Schmerzmittel eingesetzt, kann das zu einem sekundären Kopfschmerz führen, einem sogenannten Medikamenten-Übergebrauchs-Kopfschmerz (MÜK). Ein Übergebrauch besteht, wenn Triptane, Ergotamine, Opioide oder Kombinationsanalgetika an mehr als zehn Tagen pro Monat beziehungsweise einfache Analgetika an mehr als 15 Tagen pro Monat eingenommen werden. Wie ein MÜK entsteht, verstehen Mediziner noch nicht genau. Der Übergebrauch scheint die Mechanismen, die dem primären Kopfschmerz zugrundeliegen, zu verstärken. Störungen im serotonergen und im Endocannabinoid-System scheinen dabei eine wichtige Rolle bei der Entstehung des MÜK zu spielen.
Setzen die Patienten die Schmerzmittel ab, können Entzugssymptome auftreten. Beim Absetzen von Triptanen halten diese für durchschnittlich vier Tage an, bei nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR) etwa neun Tage. Typisch ist, dass nach Absetzen der Medikamente die Kopfschmerzen verstärkt auftreten, zusätzlich können Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Tachykardie, Schlafstörungen, Unruhe oder Angst hinzukommen. Oft ist auch kein Entzug nötig; bei einem Teil der Patienten reicht eine Aufklärung über die Zusammenhänge zwischen Übergebrauch und Kopfschmerz aus. /