Fixkombination bei Mukoviszidose |
10.12.2018 12:22 Uhr |
Von Sven Siebenand / Seit Dezember gibt es mit dem Präparat Symkevi® Filmtabletten von der Firma Vertex Pharmaceuticals eine neue Therapieoption bei cystischer Fibrose. Durch die neue Kombinationstherapie können in der Praxis nun mehr Patienten kausal behandelt werden.
Die cystische Fibrose (CF) ist eine genetisch bedingte, lebensverkürzende Krankheit, von der in Deutschland etwa 6000 Menschen betroffen sind. Ursache der auch als Mukoviszidose bezeichneten Erkrankung ist ein defektes oder fehlendes CFTR (Cystic Fibrosis Transmembrane Conductance Regulator)-Protein als Folge von Mutationen im CFTR-Gen. Bislang kennen Wissenschaftler etwa 2000 Mutationen des CFTR-Gens. Nur diejenigen Kinder erkranken an Mucoviszidose, die von beiden Eltern ein defektes CFTR-Gen geerbt haben.
Dickflüssige Sekrete
Aufgrund des defekten oder fehlenden CFTR-Proteins ist der Salz- und Wasseraustausch in den Zellen einer Reihe von Organen mangelhaft. Die cystische Fibrose beeinträchtigt Zellen, die Schleim und Verdauungssäfte produzieren. Infolgedessen werden diese Sekrete dickflüssig und führen zu Verstopfungen. Die Anreicherung dickflüssiger und klebriger Sekrete in der Lunge führt zu Entzündungen und Infektionen.
Das neue Präparat wird bei Patienten ab einem Alter von zwölf Jahren angewendet, welche die F508del-Mutation von beiden Elternteilen geerbt haben und daher die Mutation in beiden Kopien des CFTR-Gens aufweisen. Es wird zudem bei Patienten angewendet, welche die F508del-Mutation nur von einem Elternteil geerbt haben und ferner eine weitere Mutation im CFTR-Gen aufweisen. Für das erstgenannte Patientenkollektiv bedeutet dies, dass das Produktportfolio ausgeweitet wird. Denn auch das Präparat Orkambi® darf bei Patienten mit homozygoter F508del-Mutation zum Einsatz kommen. Im zweiten zugelassenen Anwendungsgebiet standen bisher nur symptomatische Therapien zur Verfügung.
Während Orkambi die beiden Wirkstoffe Lumacaftor und Ivacaftor enthält, sind in Symkevi Ivacaftor und der Neuling Tezacaftor kombiniert. Tezacaftor erhöht die Anzahl reifer CFTR-Proteine auf der Zelloberfläche, unter anderem, indem es am Transportdefekt ansetzt. Wie bei Lumacaftor spricht man von einem CFTR-Korrektor. Ivacaftor ist dagegen ein sogenannter CFTR-Potenziator, der die Funktion des CFTR-Proteins verbessert, nachdem es die Zelloberfläche erreicht hat. Die Kombination aus einem CFTR-Korrektor und einem CFTR-Potenziator ist sinnvoll.
Die Inhalationstherapie, beispielsweise mit schleimlösenden Medikamenten, gehört für viele Patienen mit cystischer Fibrose zum Alltag.
Foto: Shutterstock/ Katarzyna Bialasiewicz Photographee
Mit fetthaltiger Mahlzeit
Symkevi wird immer mit dem IvacaftorMonopräparat Kalydeco® kombiniert: Morgens nehmen die Patienten eine Tablette Symkevi und abends eine Tablette Kalydeco. Die Gabe sollte jeweils im Abstand von zwölf Stunden erfolgen. PTA und Apotheker können den Hinweis geben, die Tabletten mit einer fetthaltigen Mahlzeit einzunehmen. Auf Speisen und Getränke, die Grapefruit oder Pomeranzen enthalten, ist während der Behandlung zu verzichten. Patienten dürfen die Tabletten weder kauen noch zerbrechen oder auflösen.
Das Einnahmeschema von Symkevi und Kalydeco ist anzupassen, wenn die Patienten zusätzlich einen mäßigen oder starken CYP3A-Inhibitor einnehmen. Die Fachinformationen geben entsprechende Hinweise für Dosierungsempfehlungen. Die gleichzeitige Anwendung mit starken CYP3A-Induktoren wird nicht empfohlen, da dies die Bioverfügbarkeit von Ivacaftor und Tezacaftor reduzieren kann, was wiederum einen Wirksamkeitsverlust bedingen kann. Ferner muss die Dosis unter Umständen bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion verändert werden. Auch hierzu finden sich Informationen in den Fachinformationen. Bei stark eingeschränkter Nierenfunktion sollte die Kombination aus Symkevi und Kalydeco nur mit Vorsicht erfolgen.
Sehr häufige Nebenwirkungen von Symkevi sind Kopfschmerzen und Entzündungen der Nase und des Rachens. Häufig wurden Schwindel, Übelkeit und verstopfte Nasennebenhöhlen beobachtet. Vorsichtshalber sollten Schwangere das neue Medikament nicht erhalten. Bei Stillenden ist zu entscheiden, ob die Frau das Stillen beendet oder auf die Behandlung mit Symkevi verzichtet beziehungsweise die Therapie unterbricht. /