Ayurvedisch essen nach den Doshas |
Süß, sauer, salzig, scharf, bitter und herb: Diese sechs Geschmacksrichtungen sollten laut ayurvedischer Ernährungslehre am besten mit Hilfe von Gewürzen in den täglichen Speiseplan integriert werden. / Foto: Adobe Stock/Marco
Der ayurvedische Speiseplan wird nicht an strenge Richtlinien, sondern an die eigenen Bedürfnisse angepasst. Dafür braucht es keine eigenständigen Rezepte. Ayurvedisch Kochen kann jeder erlernen und in seinen Alltag integrieren. Wer nach dem ayurvedischen Prinzip seine Gesundheit stärken möchte, sollte aber ein paar Basics verinnerlichen.
Die Verdauung ist ein zentrales Thema im Ayurveda. So ist beispielsweise die richtige Nahrungsmenge wichtig, damit die Verdauung störungsfrei läuft. Um diese für sich auszuloten, stellt man sich das Magenvolumen in vier Teilen vor: Die feste Nahrung darf zwei Teile einnehmen und die flüssige wie Suppen und Getränke einen. Das vierte Viertel bleibt frei. Eine gute Idee ist es daher, beim Essen in sich hineinzuhorchen und nicht bis zur vollständigen Sättigung zu essen.
Zwischenmahlzeiten belasten laut ayurvedischer Lehre den Stoffwechsel und die Verdauung. Nur wer sehr viel Energie verbrennt, der kann auch am Vormittag und Nachmittag einen gesunden, kleinen Snack zwischen den Hauptmahlzeiten einnehmen. Ansonsten gilt: Morgens ist das Frühstück leicht, da die Verdauung noch nicht voll in Fahrt ist. Mittags darf es eine volle Hauptmahlzeit sein, denn die Verdauungskraft ist auf dem Höhepunkt. Abends steht etwa drei Stunden vor dem Schlafengehen eine leichte, warme Mahlzeit auf dem Plan. Käse, Joghurt und säuerliche Speisen sind dann tabu, da sie nach ayurvedischer Philosophie die »Transportkanäle« beeinträchtigen.
Ein- bis anderthalb Stunden vor und nach dem Essen sollte nicht getrunken werden, damit das »Verdauungsfeuer« (Agni) nicht erlischt. Verdauungsfördernde Tees bilden die Ausnahme. Als verdauungsunterstützend gilt es ebenso, zu den Mahlzeiten schluckweise ein Glas warmes Wasser zu trinken. Zur Flüssigkeitsversorgung werden bevorzugt stilles Mineralwasser, warmes Leitungswasser, Ingwerwasser oder Kräuter- und Gewürztees empfohlen. Ein Glas warmes Wasser regt zudem als Morgenritual die Verdauung an.
Gekochte, warme Speisen aktivieren den Stoffwechsel und erleichtern die Verdauung, da der Körper die Nährstoffe einfacher aufspalten und verwerten kann. Wer mindestens mittags und abends warme und selbst zubereitete Gerichte isst, der entlastet seinen Organismus. Tagsüber können kleine Mengen Rohkost ergänzt werden, sie bilden aber eher die Ausnahme. Abends dann besser nur leicht verdauliche Speisen.
Nach der Erfahrungsheilkunde wird in der ayurvedischen Ernährung großer Wert darauf gelegt, Nahrungsmittel richtig zu kombinieren. Einige Zusammenstellungen werden gemieden, da sie die Transportfunktionen behindern, das Blut »verunreinigen« und Auslöser von Krankheiten sein können. So soll beispielsweise Milch nie gleichzeitig mit Saurem, Salzigem, Fleisch, Fisch und Blattgemüse verzehrt werden. Mit Honig, Ghee (geklärte Butter) und Butter verträgt sich Milch hingegen gut. Ebenfalls keine gesunde Kombination sind frische Früchte mit gekochten Speisen und saure Früchte mit Joghurt und Käse.
Neben Frische, Regionalität und Saisonalität sollte ein Augenmerk auf die Qualität der Lebensmittel gelegt werden – sie sollten also Bioware sein oder aus dem Eigenanbau stammen, ohne Belastung mit Schadstoffen und Co. Der Theorie zufolge werden somit die körpereigenen Entgiftungsfunktionen entlastet.
Wer in Ruhe isst und die Nahrung gut durchkaut, der erleichtert seine Verdauungsorgane. Auch die richtige Umgebung sorgt für ein höheres Wohlbefinden. Die Aufmerksamkeit sollte ganz auf das Essen fokussiert sein: nebenbei Lesen, Fernsehen und im Smartphone Surfen reduzieren den Genuss und stören die Verdauung. Achtsamkeit wirkt sich eben positiv auf Körper, Geist und Seele aus!
Nach der Ayurveda-Lehre hat jeder Mensch eine angeborene »Prakriti«. Dies ist die ihm von der Natur gegebene physische und psychische Konstitution – mit allen Stärken und Schwächen. Diese wird definiert durch ein spezifisches Verhältnis aus den drei sogenannten Dosha-Grundtypen. Doshas sind Kräfte, die das gesunde Gleichgewicht zwischen Körper und Geist regeln. Sie haben einen großen Einfluss auf die individuelle Verträglichkeit von Lebensmitteln und die Gesundheit. Je nach Alter, Lebensphasen, Jahres- und Tageszeit und hormonellen Schwankungen variieren sie. Krankheiten entstehen nach der ayurvedischen Philosophie durch ein anhaltendes Ungleichgewicht der Doshas.
Wer gesundheitliche Beschwerden hat und sich gezielt nach der Lehre des Ayurveda ernähren möchte, der sollte zuerst seinen Konstitutionstyp bestimmen (lassen). Dies gelingt entweder mithilfe eines guten Ratgebers oder Ayurveda-Experten. Mit Art und Menge der Nahrungsmittel und Gewürze kann man dann gezielt sein Dosha stärken. Das hält nicht nur gesund, sondern trägt auch zur Heilung bei – im Sinne von »Ernährung als Medizin«.
In der ayurvedischen Ernährungslehre existieren sechs Geschmacksrichtungen, die ebenfalls den fünf Elementen zugeordnet sind: süß (Erde, Wasser), sauer (Erde, Feuer), salzig (Wasser, Feuer), scharf (Feuer, Luft), bitter (Luft, Raum) und herb beziehungsweise adstringierend (Luft, Erde). Als besonders gesund und ausgewogen gilt im Ayurveda eine Mahlzeit, wenn sie alle sechs Geschmacksrichtungen vereint.
Diese Geschmacksrichtungen haben einen großen Einfluss auf die Dosha-Balance und die Gesundheit, denn sie wirken unterschiedlich auf den Körper. So soll beispielsweise »Süßes« wie Früchte, Kürbis, Süßkartoffeln und Honig und stärkehaltige Lebensmittel wie Getreide den Körper beruhigen, stärken und stabilisieren.
»Scharfes« wie Chili, Ingwer, Senf und Kresse stimuliert hingegen den Körper, stillt Schmerzen und treibt den Schweiß. Aus diesem Grund enthalten anregende ayurvedische Teemischungen oder die »Golden Milk«, auch Kurkuma-Latte genannt, Gewürze wie Ingwer, schwarzen Pfeffer, Zimt, Kardamom und Kurkuma. »Bittere« Lebensmittel wie Löwenzahn, Kurkuma und Spinat sollen das Blut reinigen und entgiften und damit den gesamten Körper stärken.
Eine große Rolle in der ayurvedischen Küche spielen die Gewürze. Für die Inder sind Gewürze göttliche Nahrung. Sie besitzen nach ihrer Heilslehre große Kräfte, die gesund machen und Heilung bringen. Als die zehn Königsgewürze der ayurvedischen Küche werden Nelken, Kurkuma, Ingwer, Kardamom, Koriander, Kreuzkümmel, Muskat, Pfeffer, Safran und Zimt bezeichnet.
Im Ayurveda werden Vata-Typen eher süße, saure und salzige Nahrungsmittel empfohlen. Pitta-Typen profitieren von einer Tendenz zu süßen, bitteren und herben Speisen, Kapha hingegen von scharfem, bitterem und herbem Geschmack. Mit einer individuell auf den Dosha-Typ abgestimmten Gewürzmischung (Churna) kann die Gesundheit noch intensiver gestärkt werden. Ein im Ayurveda häufig verwendetes Churna ist Triphala, was so viel bedeutet wie »aus drei Früchten bestehend«. Es besteht zu gleichen Teilen aus den Pflanzen Amalaki, Bibhitaki und Haritaki. Diese Mischung soll die drei Doshas harmonisieren und die Verdauung verbessern.
Neben dem Geschmack ist auch die Zubereitung der Speisen zu überdenken. So sollten beispielsweise Vata-Typen drei warme, gekochte Speisen pro Tag bevorzugen. Selbst ein Apfel wird dadurch besser verdaut. Vor allem Dosha-Mischtypen wird angeraten, bei gesundheitlichen Beschwerden einen Experten aufzusuchen. Dieser wird erkennen, welche »Kräfte« aus dem Gleichgewicht sind und kann dann noch zielgerichteter Ernährungsempfehlungen aussprechen.
Schon seit Jahrhunderten wird tägliches Ölziehen (Gandusha) im Ayurveda praktiziert. Seine entgiftende Wirkung soll nicht nur vor Mundgeruch, Zahnfleischentzündungen, Plaques und Karies schützen, sondern auch vor Organerkrankungen bewahren können. Die Theorie, die dahintersteckt: Der Mund ist die Eintrittspforte für Bakterien, Viren und andere Keime in den Körper. Durch das Ölziehen gelangen diese erst gar nicht so weit.
Zum Ölziehen wird ein Esslöffel eines qualitativ hochwertigen Pflanzenöls (wie Oliven- oder Rapsöl, in Indien traditionell Sesamöl) im Mund umgespült. Dabei das Öl durch die Zahnzwischenräume ziehen und saugen. Nach etwa 15 bis 20 Minuten das Öl in ein Papiertuch spucken und dieses wegwerfen. Abschließend den Mund mit warmem Wasser ausspülen und die Zähne putzen.