Babys Haut im Stress |
Bei der Windeldermatitis ist die Haut stark entzündet und kann wunde Stellen mit Knötchen und Bläschen zeigen. / Foto: Getty Images/Radius Images
Eine Windeldermatitis ist weniger ein Fall mangelnder Hygiene, sondern in erster Linie dem feuchtwarmen Klima unter der luftdicht abschließenden Windel geschuldet. Es entstehen annähernd okklusive Bedingungen, wenn die Windel nicht häufig genug gewechselt wird. Unter der Schutzhaube setzt sich dann eine Kettenreaktion in Gang, die für das Baby schmerzhaft werden kann und es unleidlich werden lässt.
Aus dem Harnstoff im Urin entsteht Ammoniak – weshalb die Windeldermatitis auch als Dermatitis ammoniacalis bezeichnet wird. Der alkalische Urin erhöht das Irritationspotenzial des Fäzes. Das Stratum corneum mazeriert, die Barrierefunktion und somit die Reizschwelle der Haut wird herabgesetzt. Der erhöhte pH-Wert aktiviert überdies die Aktivität von im Stuhl enthaltenen lipolytischen und proteolytischen Enzymen, die aufgrund der geschädigten Keratinozyten die eigentliche Entzündung auslösen. In diesem gereizten Zustand ist die Haut besonders empfänglich für zusätzliche Infektionen mit Bakterien (Superinfektion) oder Candida albicans (Windelsoor).
Häufiges Windelwechseln und eine schonende Reinigung sind die wichtigsten Maßnahmen, um einer Windeldermatitis vorzubeugen. Hat der Nachwuchs sein großes Geschäft erledigt, sind die Windeln sofort zu wechseln. Beim Frischmachen sollten sich die Eltern die Zeit nehmen, den Nachwuchs ausgiebig strampeln zu lassen. So kann reichlich Luft an die Haut kommen. Reste von Stuhl und zuvor applizierten Pflege- oder Schutzpräparaten müssen vollständig entfernt werden. Dazu eignen sich ein lauwarmer, weicher Waschlappen – Seife ist nicht nötig – oder ein in Wasser getauchtes fusselfreies Baby-Wattepad. Feuchttücher sind zwar praktisch, enthalten aber häufig austrocknenden Alkohol oder reizend wirkende Duftstoffe. Sie sollten daher nur unterwegs zum Einsatz kommen.
Ein Pflegetipp für den bereits geröteten Po: Waschlappen oder Wattepad vor Verwendung in abgekochtem und erkaltetem schwarzen Tee tränken. Die enthaltenen Gerbstoffe wirken adstringierend und fördern die Wundheilung. Nach der Reinigung ist die Haut im Windelbereich vorsichtig trockenzutupfen, auf keinen Fall zu reiben.
Pflege und Wundschutzcremes schützen die empfindliche Haut in der Windelregion vor den aggressiven Effekten des Ammoniaks und der aus dem Kot stammenden hautschädigenden Enzyme, dürfen aber die transepidermale Wasserabgabe nicht völlig blockieren. In der Regel handelt es sich um W/O-Emulsionen oder Pasten.
Als Grundlage dienen hochgereinigtes Wollfett, pflanzliche Öle, Paraffinöl und Bienenwachse. Als pflegende Inhaltsstoffe kommen Dexpanthenol (wie in Bepanthen®), Calendula (wie Weleda Babycreme) oder Zinkoxid zum Einsatz. Zinkhaltige Hautcremes sorgen dafür, dass Feuchtigkeit von den betroffenen Hautstellen ferngehalten wird, vermitteln also einen gewissen Barriereeffekt. Zusätze wie Lebertran und Harnstoff (wie Mirfulan®, Desitin® Salbe) helfen, den Juckreiz zu stillen und unterstützen die Bildung neuer Hautzellen. Lebertran macht die Salbe geschmeidig und sorgt dafür, dass Krusten aufweichen. Harnstoff bindet die Feuchtigkeit der Haut und hält sie elastisch. Für unterwegs gibt es Pflegesprays, zum Beispiel Desitin® Salbenspray oder Mirfulan® Spray N. Von Pudern raten Pädiater und Dermatologen heute ab, da sie nur wenig Feuchtigkeit aufnehmen können, jedoch durch Verklumpen die Haut aufscheuern könnten.
Hat sich die Haut in der Windelregion bereits mit Keimen infiziert oder sind die Symptome noch einer Windeldermatitis zuzurechnen? Die Beantwortung dieser Frage ist entscheidend für die Therapiemaßnahme. Folgende Auflistung hilft dabei.
Das spricht für eine Windeldermatitis:
Das spricht für einen Windelsoor:
Antimykotika-haltige Salben wären bei einer bloßen Windeldermatitis eine unnötige Übertherapie. Erst wenn der konkrete Verdacht einer Pilzinfektion, also eines Windelsoors, besteht, sollten Antimykotika wie Nystatin (wie Multilind® Heilsalbe, Candio Hermal®) oder Miconazol (wie InfectoSoor® Zinksalbe) zum Einsatz kommen. Das ist der Fall, wenn die Rötung nicht mehr scharf begrenzt ist und sich Knötchen in der Umgebung, gelbe Krusten oder Bläschen bilden, die auch mit weißen Schuppen überzogen sein können.
Anwendungshinweise: Die genannten Präparate können bis zu fünfmal täglich auf die erkrankten Hautstellen aufgetragen werden. Hat sich der Hautzustand normalisiert, ist dennoch mit dem Antimykotikum weiter zu behandeln, um der Gefahr eines Rezidivs vorzubeugen.
Zeigen sich die genannten Soor-Symptome, sollten PTA und Apotheker die Eltern zum Kinderarzt schicken. Das Risiko für eine Pilzinfektion erhöht sich, wenn das Kind zuvor mit einem Antibiotikum oder Glucocorticoid behandelt wurde oder einen Mundsoor hatte.
Bessert sich der Windelsoor nicht oder ist auch der Mund betroffen, erweitern Ärzte die Therapie mit Nystatin-haltigen Tropfen, Saft oder Suspension zur oralen Einnahme. Das Pilzmittel wirkt nur lokal im Magen-Darm-Trakt und wird nicht resorbiert. Auch eine Infektion mit Bakterien, etwa mit Staphylokokken, ist möglich. Dann kommt eventuell eine antibiotische Creme und je nach Ausprägung auch ein orales Antibiotikum zur Anwendung. Bei viralen Infekten wie der Hand-Mund-Fuß-Krankheit, die auch zu typischen Pusteln im Windelbereich führen kann, ist nur eine symptomatische Therapie möglich.