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Stufenplan

Behandlung bei chronischer Obstipation

Arzneimittel als Auslöser

Tritt in zeitlichem Zusammenhang mit neu verordneten Medikamenten eine Obstipation auf, lohnt es, den Medikationsplan zu überprüfen. Der Klassiker unter den eine Verstopfung begünstigenden Arzneimitteln sind Opioide. Bei ihnen ist Obstipation eine der häufigsten Nebenwirkungen. Die Opioid-induzierte Obstipation tritt zu Beginn der Opioid-Therapie auf und hält in der Regel über die gesamte Behandlungsdauer an. Bekannt dafür, die Darmtätigkeit zu beeinträchtigen, sind auch Psychopharmaka wie trizyklische Antidepressiva oder Neuroleptika. Anticholinergika oder manche Antihypertensiva können ebenfalls die Darmtätigkeit verlangsamen und Probleme mit dem Stuhlgang auslösen.

Am besten ansprechen

Bei Parkinson-Patienten, aber auch bei Menschen, die Opioide einnehmen, hilft es den Betroffenen, wenn PTA die Themen Darmentleerung und Obstipation proaktiv ansprechen und eine Beratung zu medikamentösen Lösungen anbieten.

Um ein passendes Abführmittel zu finden, sind die individuellen Bedürfnisse des Patienten zu beachten. Ziel ist es, eine zuverlässige Wirkung mit einem definierten Wirkeintritt sowie eine physiologische Stuhlkonsistenz sicherzustellen, zudem sollte das Mittel gut verträglich und dosierbar sein.

Gemäß dem Stufenplankonzept der S2k-Leitlinie Chronische Obstipation sollte die Therapie bei leichten Beschwerden mit Ballaststoffen wie Leinsamen oder Flohsamenschalen (zum Beispiel Mucofalk®, Agiocur®, Linusit® Gold Leinsamen) begonnen werden. Sie vergrößern das Stuhlvolumen und sorgen so für einen Dehnungsreiz im Enddarm. Wichtig ist, während der Anwendung ausreichend zu trinken. Bei Patienten mit einer verzögerten Darmpassage reicht die Wirkung jedoch oft nicht aus. Ballaststoffe können zudem unangenehme Nebenwirkungen wie Blähungen oder abdominelle Krämpfe auslösen.

Mittel der Wahl für eine langfristige Therapie sind daher osmotisch aktive Präparate. Macrogole wie Movicol® oder Dulcolax Balance® binden über osmotische Effekte Flüssigkeit im Darmlumen und reduzieren die Rückresorption. Das Stuhlvolumen nimmt zu und ein Defäkationsreiz wird ausgelöst. Die Pulver werden in Wasser aufgelöst und unabhängig von den Mahlzeiten ein- bis dreimal täglich eingenommen. Es gibt sie aromafrei und in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Die Wirkung tritt nach einem bis zwei Tagen ein. Ähnlich wirken Zuckeralkohole wie Lactulose (etwa Bifiteral®). Da allerdings Darmbakterien die Zuckeralkohole abbauen, geht die Anwendung mit einer meist störenden Gasbildung, Flatulenz und mit Meteorismus einher.

Eine Alternative zu den Osmolaxanzien sind die darmstimulierenden Abführmittel Natriumpicosulfat (wie Laxoberal®) und Bisacodyl (zum Beispiel Dulcolax®). Bei Bisacodyl sollte die PTA darauf hinweisen, dass der Patient zur Aufnahme von Milch oder Antacida einen zeitlichen Abstand von mindestens einer Stunde einhalten soll. Sonst kann sich der Schutzüberzug des Abführmittels bereits im Magen zersetzen und die Magenschleimhaut reizen. Bisacodyl wirkt etwa sechs bis acht Stunden nach Einnahme, Natriumpicosulfat zehn bis zwölf Stunden. Um morgens zur Toilette gehen zu können, sollten Patienten die Mittel daher abends anwenden. Ein Vorteil von Natriumpicosulfat: Der Wirkstoff ist auch in flüssiger Form verfügbar. Die Tropfen eignen sich besonders für Patienten, die Schwierigkeiten haben, feste Arzneimittel zu schlucken oder die eine flexible Dosierung brauchen.

Salinische Laxanzien wie Glaubersalz (Na2SO4) oder Bittersalz (MgSO4) sollten bei chronischer Obstipation zurückhaltend eingesetzt werden. Sie sind zwar wirksam, können aber langfristig unerwünschte Wirkungen wie eine Störung des Elektrolythaushalts mit sich bringen. Wünschen Patienten eine rektale Entleerungshilfe, kann die PTA Bisacodyl-Zäpfchen (wie in Dulcolax® Zäpfchen), Glycerol-Suppositorien (Glycilax® Zäpfchen) oder CO2 freisetzende Zäpfchen (Lecicarbon®) empfehlen. Verschafft eine Monotherapie dem Patienten nicht ausreichend Erleichterung, können Präparate mit unterschiedlichen Wirkprinzipien kombiniert werden, etwa Bisacodyl und Macrogole.

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