Behandlung bei chronischer Obstipation |
Steht ein Medikament im Verdacht, die Verdauungsprobleme zu verursachen, kann der Arzt möglicherweise ein anderes Präparat verschreiben oder die Dosis anpassen. Bei einer Opioid-induzierten Obstipation können ärztlich verordnete periphere Opioid-Antagonisten wie Naloxon in oraler Applikation helfen. Sie blockieren die periphere Opioid-Wirkung am Darm, ohne die zentral schmerzlindernden Effekte zu beeinträchtigen. Ist es sinnvoll, vorbeugend gleich mit der ersten Verschreibung die Mittel oder andere Laxanzien zu verordnen? Davon rät der Experte ab: »Nicht jeder Patient entwickelt unter einer Opioid-Therapie Verstopfung. Eine vorbeugende Verschreibung ist daher nicht sinnvoll. Stattdessen sollte der Arzt nach Beschwerden beim Stuhlgang fragen und dann bei Bedarf Laxanzien oder periphere Opioid-Antagonisten verschreiben.«
Patienten, die wegen einer Dauerbehandlung Bedenken haben, fühlen sich beruhigt, wenn sie erfahren, dass bei bestimmungsgemäßer Anwendung ein längerer Gebrauch von Laxanzien nicht gefährlich ist. Es treten weder Gewöhnungseffekte und Dosissteigerungen noch Kaliumverluste oder sonstige gravierende Nebenwirkungen auf. Die Mittel verbessern das Wohlbefinden und können im schlimmsten Fall vor ernsten Komplikationen wie einem Darmverschluss schützen. Allerdings sollte man sie nicht täglich oder prophylaktisch, sondern bedarfsgerecht anwenden.
Wichtig ist auch, gegenüber verunsicherten Patienten mit Mythen aufzuräumen: »Man muss nicht jeden Tag Stuhlgang haben«, sagt Müller-Lissner. »Ein Toilettengang alle drei Tage reicht für die meisten Menschen völlig aus. Eine Gefahr, sich mit im Darm befindlichen Stuhl selbst zu vergiften, besteht nicht.«
Stress, eine ballaststoffarme Ernährung, Flüssigkeits- oder Bewegungsmangel, krankheitsbedingte Bettruhe oder auch eine Reise können die Stuhlentleerung erschweren. Während der Schwangerschaft kann der hohe Progesteron-Spiegel eine Obstipation herbeiführen.
Wie bei chronischer Verstopfung sind bei leichten Beschwerden Ballaststoffe angezeigt, es folgen andere Mittel gemäß einem Stufenplanschema. Schnelle Hilfe bieten Klistiere oder Zäpfchen, die bereits nach kurzer Zeit die Defäkation auslösen.
Eine Ernährung, reich an Ballaststoffen, aber arm an Weißmehlprodukten, Süßigkeiten und Fleisch, tut der Verdauung gut. Wenig Stress, körperliche Aktivität und ein geregelter Tagesablauf sind empfehlenswert. Helfen kann auch, vor dem Toilettengang für zehn bis 15 Minuten die Bauchdecke zu massieren, um die Darmbewegungen anzuregen. Einige Betroffene machen gute Erfahrungen mit einem Toilettenhocker. In der Hockposition ist der Darm entspannt und kann sich leichter entleeren. Ein weiterer Tipp: Den Stuhldrang nicht unterdrücken und den Toilettengang nicht aufschieben. Verzögert man die Darmentleerung, kann sich der Darm verhärten.
Genau hinsehen sollte die PTA, wenn gesunde Menschen häufig größere Mengen Laxanzien kaufen. Vor allem junge Frauen wenden die Mittel mitunter missbräuchlich an und erhoffen sich dadurch eine schnelle Gewichtsabnahme. Das klappt aber nur scheinbar, tatsächlich verliert der Körper hauptsächlich Wasser. Eine echte Gewichtsabnahme im Sinne eines Verlusts an Fettmasse findet nicht statt. Zu befürchten sind jedoch Elektrolyt- und im schlimmsten Fall Nierenfunktionsstörungen.
Wer nicht an chronischer Verstopfung leidet und Laxanzien anwendet, sollte darauf achten, die Mittel nicht gewohnheitsmäßig zu nutzen. Es ist stets eine möglichst niedrige Dosierung zu wählen und im Zweifelsfall Rücksprache mit dem Arzt zu halten. Das gilt vor allem dann, wenn sich Stuhlgewohnheiten akut verändern, die Ursachen unklar sind und begleitend Beschwerden wie starke Bauchschmerzen, Teerstuhl oder Übelkeit und Erbrechen auftreten.