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Chronischer Lidrandentzündung

Bei Blepharitis lebenslange Lidrandpflege nötig

Ständige Lidrandentzündungen (Blepharitis) können unterschiedliche Ursachen haben. Eine davon: die Dysfunktion der sogenannten Meibom-Drüsen, die sich am Rand der oberen und unteren Lidkanten befinden. Die höchst unangenehme Erkrankung ist nicht heilbar. Zur lebenslangen Therapie gehört eine konsequente Lidrandpflege.
Isabel Weinert
13.05.2022  08:30 Uhr

Meibom-Drüsen produzieren normalerweise einen öligen Film für die Augenoberfläche. Diese Flüssigkeit bildet die äußerste Schicht des Tränenfilms, der die Augen benetzt. Darunter befindet sich eine wässrige Phase sowie eine vor Erregern schützende Schicht. Der Ölfilm der Meibom-Drüsen verhindert, dass die wässrigen Schichten des Tränenfilms austrocknen. Ist diese Ölschicht nicht intakt, weil die Meibom-Drüsen nicht richtig arbeiten, spricht man von einer Meibom-Drüsen-Dysfunktion, abgekürzt MDD. Für die Betroffenen stellen die dauernden Entzündungen, Verklebungen und oft notwendigen medizinischen Behandlungen je nach Ausprägung der Beschwerden eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität dar. Neben den Symptomen der Erkrankung kann auch die veränderte Optik eines entzündeten Augenlids Patienten beeinträchtigen. Ganz wichtig: Diese Lidrandentzündungen sind nicht ansteckend.

Durch die poröse äußerste Schicht des Tränenfilms reibt das Augenlid stets direkt auf dem Augapfel, der mit Reizungen reagiert und verstärkt durchblutet wird. Die Bindehaut färbt sich rot. Mit der Zeit entsteht ein optisch nach Eiter aussehender gelblich-weißer Schleim aus abgelagerten Fettresten der öligen Schicht. Daraus resultieren stets wieder aufflackernde Lidrandentzündungen. Verschließt sich eine Drüse am Lidrand, staut sich darin Sekret. Häufig müssen die so entstehenden Einschlüsse von spezialisierten Medizinern operativ entfernt werden. Die Haut um die Ablagerung herum kann sich auch nach außen stülpen, aufplatzen und bluten. Die Dauertherapie einer chronischen MDD ist eine konsequente Lidrandpflege. Sie kann die Symptome in vielen Fällen erheblich bessern. Diese Pflege sollte stets vor dem Einsatz eventuell verordneter Augentropfen oder –salben stattfinden.  Der tägliche Pflegefahrplan bei MDD sieht wie folgt aus:

  • Die Drüsen reinigen
    Wärmebehandlung: Kontaktlinsen werden vorab entfernt. Man legt auf das betroffene Auge für circa zehn Minuten einen feucht warmen Umschlag, der eine Temperatur zwischen 38 Grad Celsius und 45 Grad Celsius haben muss. Sobald er auskühlt, muss er erneuert werden. Mithilfe dieser Maßnahme verflüssigt sich das zähe und verdickte Sekret in den Meibom-Drüsen. Als Umschläge eignen sich eine Wärme-Gel-Maske mit untergelegten feuchtwarmen Wattepads, ein feucht-warmer Waschlappen, eine Wärmebrille oder auch eine Rotlichtlampe, die in einem Abstand von 30 cm zum Gesicht für zehn Minuten darauf strahlt.

    Lidmassage: Es folgt eine Lidmassage, um die verflüssigten Sekrete aus den verstopften Drüsen auszustreichen. Dabei massiert man das Oberlid mit einem Finger mehrfach von oben nach unten und das Unterlid von unten nach oben, jeweils zum Lidspalt hin und vom äußeren zum inneren Lidwinkel. Diese Prozedere sollte man in den ersten vier Wochen zweimal täglich ausführen. Eventuell kann es im Anschluss nach Absprache mit dem Augenarzt abhängig von der Symptomatik auf einmal täglich reduziert werden. Reicht diese Frequenz nicht aus, kann der Arzt über eine alternative Lidrandpflege entscheiden oder der Patient nimmt die Pflege wieder zweimal täglich auf.

  • Saubere Lidhaut
    Dieser Reinigungsschritt dient der Entfernung der gelösten Sekrete, Ablagerungen und Keime. Hierzu streicht man mit einem in Reinigungsflüssigkeit (idealerweise ohne Tenside) getränkten Wattepad, einem Wattestäbchen beziehungsweise mit gebrauchsfertigen Reinigungstüchern am Oberlid sanft von oben nach unten, beim Unterlid von unten nach oben, jeweils zum Lidspalt hin und danach horizontal vom äußeren zum inneren Lidwinkel. Anschließend wird mit klarem Wasser gespült. Die für die Lidpflege geeigneten Präparate dürfen Betroffene nicht nach eigener Wahl einsetzen. Es braucht immer einen Arzt, der entscheidet, welche Mittel zum individuellen Fall passen. Denn das Fett aus den Meibom-Drüsen ist wasserabweisend, lässt sich also nicht mit jedem Mittel gut von der Lidhaut entfernen.

  • Tränenfilm ergänzen
    Tränenersatzmittel ergänzen den instabilen Tränenfilm. Die Betroffenen sollen sie selbstständig anwenden. Anfangs ist häufiges Tropfen angesagt, mitunter mehrmals stündlich. Doch auch, wenn eine Lidrandentzündung abgeheilt ist, gehört das Benetzen, wenn auch in geringerer Frequenz, weiterhin in das Pflegeprogramm. Häufiger und verständlicherweise lassen Patienten mit der Pflege nach, wenn sich die Beschwerden bessern. Das führt jedoch zu Rückschlägen. Konsequenz in der Lidrandpflege zahlt sich hingegen aus, kann allerdings Entzündungen auch nicht vollständig verhindern.

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