Bei Juckreiz leidet auch die Seele |
Eine allgemeingültige, einheitliche Behandlung gibt es bei chronischem Juckreiz nicht. Es ist stets ein individueller Therapieplan erforderlich. / Foto: Getty Images/Teeramet Thanomkiat / EyeEm
Der Juck-Kratz-Zirkel könne zum Teufelskreis werden, der zu Entzündungen, Blutungen, Krusten und Narben und wiederum zu oft noch verstärktem Juckreiz führt. Die Krankheitslast könne sich in Schlafstörungen, Ängsten, Niedergeschlagenheit, niedrigem Selbstwertgefühl und dem Erleben von Stigmatisierung äußern. Betroffene, so Ständer, neigten zunehmend zum sozialen Rückzug. Oftmals seien auch Depressionen oder sogar Suizidalität zu beobachten.
Als Leitsymptom, so die Dermatologin weiter, könne chronischer Juckreiz nicht nur bei Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Schuppenflechte auftreten, sondern unter anderem auch Symptom eines Diabetes mellitus, eines chronischen Nierenleidens, einer Eisenmangelanämie oder einer HIV- beziehungsweise Herpes-zoster-Infektion sein. So oder so: »Pruritus ist eine interdisziplinäre diagnostische und therapeutische Herausforderung.« Stets sei es angezeigt, das Symptom Juckreiz auch unabhängig von der Grunderkrankung in den Blick zu nehmen.
Ständer verweist auf die nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse überarbeiteten S2k-Leitlinie »Diagnostik und Therapie des chronischen Pruritus«. Darin werden Behandlungsempfehlungen zu bestimmten Pruritusformen und –graden aufgezeigt, die aus UV-phototherapeutischen sowie medikamentösen und hier sowohl lokalen als auch systemischen Behandlungsmaßnahmen bestehen.
»Es gibt keine allgemeingültige, einheitliche Therapie von chronischem Juckreiz, da es eine hohe Diversität der möglichen zugrundeliegenden Ursachen und der unterschiedlichen Patientenkollektive gibt«, unterstreicht die Leiterin des »Kompetenzzentrums Chronischer Pruritus« am Universitätsklinikum Münster. Die Leitlinie, zu deren federführenden Autoren und Autorinnen Ständer gehört, rät zur Erstellung eines stets individuellen Therapieplans bei Berücksichtigung unter anderem des Alters, bestehender (Vor)Erkrankungen und Medikationen, der Schwere und Dauer der Symptomatik sowie den Einschränkungen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität.