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Selbstmedikation

Bei Kopfschmerzen auf Warnsignale achten

Etwa 90 Prozent aller Kopfschmerzen liegt eine Migräne, ein Spannungskopfschmerz oder eine Kombination aus beiden zugrunde. In aller Regel können die Beschwerden in Eigenregie behandelt werden. Im Vorfeld gilt es jedoch immer, die »Red Flags« abzufragen. 
Christiane Berg
29.04.2021  11:00 Uhr
Bei Kopfschmerzen auf Warnsignale achten

»Diese primären Kopfschmerzen, die nicht als Folge anderer Erkrankungen, sondern als eigenständige Syndrome auftreten, sind aus medizinischer Sicht nicht gefährlich, auch wenn sie die Lebensqualität der Betroffenen teilweise erheblich beeinträchtigen. Grundsätzlich können sie in der Selbstmedikation therapiert werden«, sagte Claudia Jehn, Apothekerin aus Hamburg, bei einer Veranstaltung von Sanofi-Aventis.

Gemäß der evidenzbasierten Empfehlungen unter anderem der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) haben sich als Mittel der Wahl bei Spannungskopfschmerz Ibuprofen, ASS, Paracetamol und Diclofenac – gegebenenfalls als Fixkombination mit Coffein – bewährt. Bei Migräne kommen neben Acetylsalicylsäure, Ibuprofen und Paracetamol mit oder ohne Coffein zudem rezeptfreie Triptane wie Naratriptan zum Einsatz.

Stets müsse der Patient in der Apotheke Instruktionen zu den jeweiligen Dosierungen und optimalen Einnahmezeitpunkten sowie zur Minderung beziehungsweise Meidung von Neben- und Wechselwirkungen erhalten, so die Referentin mit Verweis auch auf die Leitlinie der Bundesapothekerkammer zur »Information und Beratung des Patienten bei der Abgabe von Arzneimitteln in der Selbstmedikation«. Der gezielten pharmazeutischen Auskunft und Erläuterung komme hier große Bedeutung zu.

Ursachenforschung

Wann und wie oft treten die Schmerzen auf? Liegen Grunderkrankungen vor? Werden weitere Medikamente eingenommen? Wie ist es um den Lebensstil bestellt? Zur Abgrenzung der diversen Kopfschmerzarten und somit Identifizierung der Art und Ursache der Beschwerden müsse das pharmazeutische Personal den Patienten detailliert befragen. »Nur so lässt sich unter den für die Selbstmedikation relevanten Wirkstoffen das geeignete Schmerzmittel finden«, unterstrich die Referentin.

Häufig bestehe ein Zusammenhang zwischen Kopfschmerzen und Verspannungen in der Nacken- und Schultermuskulatur. Deshalb könne es Jehn zufolge hilfreich sein, den Patienten auf die Bedeutung stressreduzierender beziehungsweise bewegungstherapeutischer Maßnahmen zu verweisen. Zur Senkung der den Schmerz verstärkenden körperlichen Grundanspannung und Steigerung der Selbstheilungskräfte hätten sich Entspannungsverfahren, autogenes Training sowie spezifische Atem- und Meditationstechniken bewährt.

Jehn verwies auf zahlreiche Warnhinweise, also »Red Flags«, die die ärztliche Konsultation unumgänglich machen. Dazu zählen Kopfschmerzen, die täglich oder fast täglich, nach einem Sturz, in Begleitung von hohem Fieber oder gemeinsam mit weiteren Beeinträchtigungen wie zum Beispiel Orientierungsverlust, Sprachproblemen, Gleichgewichtsstörungen und/oder Schwindel auftreten. Besondere Aufmerksamkeit sei auch bei neu auftretenden Kopfschmerzen im Alter über 40 Jahren sowie ungewöhnlicher Dauer, Heftigkeit und Stärke angezeigt. Kinder mit Kopfschmerzen gehören laut Jehn immer in die Hand eines Arztes.

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