Bei Mittelohrentzündung nicht gleich Antibiotika |
Bei einer Mittelohrentzündung bildet sich ein Erguss hinter dem Trommelfell. Dieser bedingt eine Hörminderung. Das Rauschen der Muschel wird die Kleine dann nicht hören können. / Foto: Getty Images/
DEBOVE SOPHIE
Plötzlich klagen Betroffene über starke Ohrenschmerzen, die Körpertemperatur steigt – bei diesen Symptomen ist bei kleinen Kindern gleich an eine akute Mittelohrentzündung (akute Otitis media) zu denken. Weitere mögliche Beschwerden sind Hörminderung, Druckgefühl im Ohr, ein allgemeines Krankheitsgefühl sowie uncharakteristische Begleitsymptome wie Bauchschmerzen und Übelkeit. Der Krankheit geht oft eine Erkältung oder ein anderer viraler oder bakterieller Infekt voran. Selten tritt die Ohrenentzündung im Zusammenhang mit Scharlach, Masern oder der echten Grippe auf.
Dass es hauptsächlich kleine Patienten sind, die von einer akuten Otitis media geplagt werden, hat vor allem anatomische Gründe: Die meisten Mittelohrentzündungen gehen von der Ohrtrompete aus, sind also tubogen bedingt. Die Ohrtrompete, auch Eustachische Röhre genannt, ist bei kleinen Kindern kürzer als bei Erwachsenen und verläuft horizontal. / Foto: PZ Grafik
Auch Erwachsene können eine Mittelohrentzündung bekommen, allerdings viel seltener. »Kleine Kinder sind dafür besonders anfällig, da bei ihnen die Verbindung zwischen Mittelohr und Nasen-Rachen-Raum, mit Fachbegriff Ohrtrompete oder Eustachische Röhre, noch kurz ist und Erreger somit leichter ins Ohr vordringen können«, sagt Dr. Frank Waldfahrer, Oberarzt an der Hals-Nasen-Ohren-Klinik, Kopf- und Halschirurgie am Universitätsklinikum Erlangen, im Gespräch mit PTA-Forum. Er weist daraufhin: »Keime, die eine Mittelohrentzündung auslösen, dringen nicht von außen ins Ohr ein. Hier versperrt ihnen als Barriere das Trommelfell den Weg. Tatsächlich gelangen sie aus dem Rachenraum bis in die Ohren.« Ein weiterer Grund für die erhöhte Anfälligkeit des Nachwuchses sei das noch nicht ganz ausgereifte Immunsystem.
Am häufigsten erkranken daher auch Kinder im ersten und zweiten Lebensjahr an einer akuten Mittelohrentzündung. Mehr als zwei Drittel der Kinder haben bis zum Abschluss des dritten Lebensjahres mindestens eine, etwa die Hälfte dieser Kinder drei oder mehr Episoden erlebt. Zu den Risikofaktoren gehören unter anderem Kindergartenbetreuung, Passivrauchen, mehrere Geschwister, ein niedriger sozialer Status, der Gebrauch von Schnullern sowie das männliche Geschlecht.