Bei Osteoporose Stabilität schaffen |
Estrogene hemmen ebenfalls den Abbau der Knochen. Eine Hormontherapie (HT) in Tablettenform oder als Pflaster bei Frauen nach den Wechseljahren ist jedoch umstritten. Estrogene, die bei Frauen mit Gebärmutter obligatorisch mit einem Gestagen kombiniert werden müssen, kommen gemäß der S3-Leitlinie nur dann infrage, wenn andere Medikamente kontraindiziert sind oder Unverträglichkeiten gegenüber den anderen Osteoporose-Therapeutika vorliegen. Der Arzt nimmt in diesen Fällen eine sorgfältige individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung gemeinsam mit der Patientin vor. Während der HT sind engmaschige Kontrollen auf mögliche estrogenabhängige gutartige / bösartige Tumoren etwa der Brust erforderlich.
Die positiven Effekte von Estrogen auf die Knochen lassen sich auch mit dem Selektiven-Estrogen-Rezeptor-Modulator (SERM) Raloxifen erzielen. Der Wirkstoff wirkt agonistisch auf den Knochenstoffwechsel, nicht aber auf andere Strukturen wie Uterus- und Brustgewebe. Die unerwünschten Estrogenwirkungen in der Gebärmutter und im Brustgewebe werden dadurch umgangen. »Patientinnen profitieren bei der Einnahme von einem niedrigeren Brustkrebsrisiko«, sagt Kurth. Ein Nachteil ist jedoch, dass Raloxifen die klimakterischen Beschwerden nicht reduzieren, aber das Thromboserisiko erhöhen kann. Der SERM ist sowohl zur Vorbeugung als auch zur Behandlung einer postmenopausalen Osteoporose zugelassen. Frauen nehmen dazu einmal täglich 60 mg Raloxifen jeweils zur gleichen Zeit unabhängig von den Mahlzeiten ein.
Zu den Osteoanabolika zählt auch Romosozumab. Der monoklonale Antikörper ist seit März 2020 zur Behandlung bei postmenopausalen Frauen mit manifester Osteoporose und deutlich erhöhtem Frakturrisiko auf dem Markt verfügbar. Er richtet sich gegen das Glykoprotein Sklerostin, das sowohl an der Regulation der Osteoblasten als auch an der der Osteoklasten beteiligt ist. Romosozumab wirkt somit gleichzeitig osteoanabol und antiresorptiv. Die Anwendung ist auf ein Jahr begrenzt. Die empfohlene Dosis beträgt einmal monatlich 210 mg Romosozumab (als zwei subkutane Injektionen von je 105 mg) über einen Zeitraum von 12 Monaten.
Wirkstoffgruppe | Arzneistoffe und Handelsnamen | Applikationsweg | Hinweise zur Anwendung |
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Bisphosphonate | Alendronat Fosamax® Fosavance® Tevanate® | oral | einmal 10 mg tägl. oder einmal 70 mg wöchentl. immer am gleichen Wochentag, 30 min vor der ersten Mahlzeit unzerkaut in aufrechter Position mit Leitungswasser einnehmen, danach für 30 min nicht hinlegen |
Risedronat Actonel® | oral | einmal 5 mg tägl. oder einmal 35 mg wöchentl. immer am gleichen Wochentag 30 min vor der ersten Mahlzeit unzerkaut in aufrechter Position mit Leitungswasser einnehmen, danach für 30 min nicht hinlegen | |
Zoledronat Aclasta® Zometa® | i.v. | 5 mg einmal jährlich | |
Ibandronat Ascendra® Bondronat® Bonviva® | oral | 150 mg einmal monatli. am selben Datum eines jeden Monats, nach nüchterner Nachtruhe von mind. 6 h und mind. 1 h vor der ersten Mahlzeit, danach für 1 h nicht hinlegen | |
Ibandronat Ascendra® Bondronat® Bonviva® | i.v. | 3 mg alle drei Monate | |
selektive Estrogenrezeptor-Modulatoren (SERMs) | Raloxifen Evista® Optruma® | oral | einmal täglich 60 mg unabhängig von den Mahlzeiten |
RANK-L-Inhibitoren | Denosumab Prolia® | s.c. | 60 mg halbjährl., Injektion in Oberschenkel, Bauchregion oder Oberarm |
Sklerostin-Inhibitoren | Romosozumab Evenity® | s.c | einmal monatl. 210 mg als zwei subkutane Injektionen von je 105 mg über einen Zeitraum von 12 Monaten |