Bei Rückenschmerzen nicht schonen |
Die meisten Patienten mit Rückenschmerzen klagen über Beschwerden an der Lendenwirbelsäule. / Foto: Shutterstock/TB studio
Kreuzschmerzen kennt fast jeder. Laut Leitlinie bekommen bis zu 85 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal im Leben Kreuzschmerzen. Ob ein dumpfes Ziehen im Kreuz oder ein plötzlich einschießender Hexenschuss: Nicht spezifische Kreuzschmerzen können sich auf vielerlei Weise äußern. Gemeinsam ist vielen Betroffenen der Wunsch nach rascher Schmerzlinderung, Schonung und Ruhe. Wichtig ist jedoch zu verstehen, dass auch ein plötzlich einsetzender Schmerz meist eine längere Vorgeschichte hat, in der verschiedene Faktoren eine Rolle spielen. Dazu gehören Bewegungsmangel, Fehlbelastungen, aber auch seelische Belastungen oder Mobbing am Arbeitsplatz. Da Schonung muskuläre Dysbalancen und Verspannungen meist eher verstärkt als bessert, gilt Bewegung als wichtigste Maßnahme bei nicht spezifischem Kreuzschmerz.
Bei akutem Kreuzschmerz (Dauer unter vier Wochen) können Analgetika die Betroffenen dabei unterstützen, ihre Tagesaktivitäten rascher wiederaufzunehmen. Für die Selbstmedikation stehen nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Diclofenac, Ibuprofen und Naproxen zur Verfügung. NSAR sollten dabei in der niedrigsten wirksamen Dosierung und so kurzzeitig wie möglich angewendet werden. Die Leitlinie empfiehlt folgende Tages-Höchstdosen:
Eine Empfehlung für einen bestimmten Wirkstoff gibt die Leitlinie nicht. Bei der Auswahl spielen das Nebenwirkungsprofil, aber auch mögliche Wechselwirkungen mit einer Dauermedikation und bestehende Grunderkrankungen eine Rolle. So sollte etwa bei Patienten mit einem Risiko für Magenbeschwerden vorbeugend ein Magenschutz erwogen werden.
Eine Absage erteilt die Leitlinie topisch anzuwendenden NSAR, also Cremes oder Pflastern mit diesen Wirkstoffen. Auch Paracetamol sollte aufgrund fehlender Evidenz bei nicht spezifischem Kreuzschmerz nicht mehr zum Einsatz kommen. Dasselbe gilt für Teufelskralle und Beinwell-haltige Cremes. Bei chronischem, nicht spezifischem Kreuzschmerz kann jedoch Weidenrinde in Kombination mit aktivierenden Maßnahmen versucht werden.
Capsaicin-haltige Zubereitungen, die bei der Anwendung zu einer Mehrdurchblutung und einem Wärmegefühl führen, empfinden viele Patienten als wohltuend. Sie können – ebenfalls in Kombination mit aktivierenden Maßnahmen – bei Kreuzschmerzen eingesetzt werden, jedoch bei empfindlicher Haut zu Nebenwirkungen wie Hautrötungen führen. Bei empfindlicher Haut eignen sich Wärmetherapien, etwa durch Pflaster oder Wärmflaschen, häufig besser. Sie fördern ebenfalls die Durchblutung und lockern eine verspannte Muskulatur, die Anwendung kann jedoch bei unerwünschten Wirkungen rasch beendet werden. Die Evidenz ist auch hier begrenzt, doch spricht der Leitlinie zufolge nichts gegen einen Therapieversuch.
Doch nicht immer sollten Patienten ihre Beschwerden im Rahmen einer Selbstmedikation behandeln. Äußern sie außer den Kreuzschmerzen etwa auch Taubheitsgefühle oder Lähmungserscheinungen, oder haben sie zusätzlich Probleme beim Wasserlassen oder Stuhlgang, sollte von einer Selbstmedikation abgeraten und ein rascher Arztbesuch empfohlen werden.