Bereits resistente Bakterien gefunden |
Zu den Enterobakterien gehören beispielsweise Escherichia coli, Klebsiellen oder Proteus (Symbolbild). / Foto: Adobe Stock/rost9
Wissenschaftler haben in Deutschland Bakterien entdeckt, die gegen eine vielversprechende Wirkstoffkombination von Reserve-Antibiotika (Aztreonam/Azibactam) resistent sind. »Das ist besorgniserregend, denn diese Wirkstoffkombination wird hier noch nicht klinisch eingesetzt«, sagte Trinad Chakraborty, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie der Universität Gießen.
Eigentlich sei die Kombination ein Hoffnungsträger, um gefährliche antibiotikaresistente Krankenhauskeime zu behandeln. Diese Erwartung könne möglicherweise nicht erfüllt werden, hieß es. Die Wissenschaftler der Universität Gießen und des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) in Braunschweig präsentieren ihre Ergebnisse im Fachjournal »Antimicrobial Agents and Chemotherapy«.
Konkret geht es um Enterobakterien. Dazu zählen Krankenhauskeime, die schwere Infektionen im Darm und in den Harnwegen verursachen können. Laut den Wissenschaftlern steigt die Gefahr, sich mit diesen Erregern zu infizieren, da sie zunehmend widerstandsfähig gegen eine Gruppe von Antibiotika sind, die sogenannten Carbapeneme. Diese gelten als entscheidende Reserve für Notfälle, wenn andere Antibiotika nicht mehr anschlagen.
Um Enterobakterien dennoch behandeln zu können, setzen Forscher auf eine neue, in Deutschland bisher nicht eingesetzte Kombination aus zwei antimikrobiellen Substanzen – dem älteren Antibiotikum Aztreonam und dem neueren Hemmstoff Avibactam. Die Kombination soll die Resistenz gegen Carbapeneme ausgleichen und die Bakterien wieder angreifbar machen.
Nun fanden die Forscher im Rahmen einer Überwachungsstudie zu hochresistenten Erregern in Hessen mithilfe einer Genomanalyse Bakterien, denen die Aztreonam-Avibactam-Kombination bereits nichts mehr anhaben kann. Es ist den Angaben zufolge das erste Mal, dass solche resistenten Erreger auch in Deutschland nachgewiesen wurden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht in wachsenden Resistenzen eine große Gefahr.