Blutgerinnung nach Covid-19 längere Zeit gestört |
Christina Hohmann-Jeddi |
22.09.2022 14:00 Uhr |
Durch die nach der Covid-19-Infektion gestörte Blutgerinnung könnte es zu mehr Fällen von Schlaganfällen, Herzinfarkt oder tiefen Venenthrombosen gekommen sein. / Foto: Getty Images/Science Photo Library
Schon früh in der Corona-Pandemie fiel auf, dass SARS-CoV-2-Infektionen akut die Blutgerinnung stören und die Herz-Kreislauf-Gesundheit beeinträchtigen können. Doch wie lange diese Probleme anhalten war unklar. Daher hat Rochelle Knight von der University of Bristol zusammen mit Kolleginnen und Kollegen von der Universitäten Cambridge, Edinburgh und Swansea das Auftreten von arteriellen und venösen Thrombosen nach Covid-19-Diagnose untersucht und mit der Inzidenz von nicht infizierten Personen verglichen. Das Team konnte dabei auf Datensätze von etwa 48 Millionen Menschen in England und Wales vom 1. Januar bis 7. Dezember 2020 zurückgreifen. Zu diesem Zeitpunkt waren noch keine Covid-19-Impfstoffe verabreicht worden. Die Ergebnisse der Analyse stellt das Team nun im Fachjournal »Circulation« vor.
Demnach traten in einer Nachbeobachtungszeit von 41,6 Millionen Personenjahren mehr als 260.000 arterielle und 59.000 venöse Thrombosen auf. Dabei lag das Risiko für eine arterielle Thrombose in der ersten Woche nach Covid-19-Diagnose um den Faktor 21,7 und für eine venöse Thrombose um den Faktor 33,2 höher als in der Gruppe ohne Diagnose. Die Risiken sanken im Laufe der Zeit ab und waren in den Wochen 27 bis 49 nach Covid-19-Diagnose noch um den Faktor 1,3 beziehungsweise 1,8 erhöht.
Auf die Bevölkerung von England und Wales hochgerechnet könnten somit durch Coronainfektionen 10.700 zusätzliche Ereignisse von Schlaganfall, Herzinfarkt oder tiefen Venenthrombose aufgetreten sein, rechnen die Autoren vor. Die Ergebnisse ihrer Analyse belegten den Nutzen von einem Blutgerinnungsmanagement bei Risikopatienten und von der Vermeidung schwerer Covid-19-Erkrankungen durch konsequente Schutzimpfungen.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.