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Entwarnung

Chronische Nierenschäden nach Covid-Infektion

Ärzte vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf um Dr. med. Christian Schmidt-Lauber konnten mittels einer eigenen Studie beunruhigende Befunde einer amerikanischen Analyse relativieren. Letztere implizierte ein signifikant häufigeres Voranschreiten einer meist bereits bestehenden Niereninsuffizienz in der Post-Covid-Phase, die vom Schweregrad der Erkrankung abhängig war.
Wiebke Gaaz
23.11.2022  08:30 Uhr

Schmidt-Lauber bemängelte in seinem Vortrag auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie das Design der amerikanischen Studie, das zu gravierenden Verzerrungen führe. Denn erfasst wurden ausschließlich multimorbide Patienten, die nicht den Bevölkerungsquerschnitt repräsentierten. Dies sei aber unbedingte Voraussetzung, um zu klären, ob die Covid-Infektion per se die Niere dauerhaft schädigt.

In ihrer eigenen Studie konnten die Mediziner aus einer Gesamtstichprobe von 15.000 Hamburger Bürgern 443 Covid-Fälle identifizieren und die Nierenfunktion überprüfen. Stationär behandelt wurden 7,2 Prozent, keiner wurde intensivpflichtig, das Durchschnittsalter lag bei 56 Jahren. Entscheidend für die Aussagekraft der Studie ist der Einsatz eines neu eingeführten renalen Parameters, des Dickkopf-3-Proteins (DKK-3) im Urin. Es wird von fibrotisch vernarbtem Nierengewebe abgesondert. Dessen Konzentration im Urin korreliert mit der Ausprägung einer Fibrose. Gemessen wurde im Mittel circa acht Monate nach der Infektion. Die Hamburger Analyse erbrachte keinen Hinweis auf eine durch die Covid-Erkrankung induzierte Niereninsuffizienz, denn DKK-3 zeigte keine signifikante Veränderung bei den Betroffenen. Schmidt-Lauber verwies aber auf eine durchschnittliche Reduzierung der Glomerulären Filtrationsrate um 2 ml/min/1,73 m² nach der Infektion, die er als beschleunigten Alterungsprozess der Niere aufgrund der Erkrankung interpretierte.

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