PTA-Forum online
Auf Medikamente und Ernährung achten

Chronische Nierenschwäche aufhalten

Leiden oft nicht bekannt

Ein Problem besteht darin, dass viele Patenten nichts von ihrer eingeschränkten Nierenfunktion wissen oder die Möglichkeit einer Nierenschwäche aus Angst verdrängen. Äußerlich kann das Apothekenteam einen Nierenkranken auch nicht erkennen. Aber es gibt Hinweise: »Im Alter lässt die Nierenfunktion nach. Je älter Patienten sind, desto schwächer wird also die Nierenfunktion sein«, erklärt Internistin Stracke. »Auch bei bestimmten, regelmäßig eingenommenen Medikamenten oder Grunderkrankungen lässt sich vermuten, dass die Nierenleistung beeinträchtigt ist.« Zu diesen Medikamenten gehören höher dosierte Schleifendiuretika (etwa über 80 mg/Tag Furosemid) oder Schleifendiuretika kombiniert mit Thiaziden, ebenso Phosphatbinder wie Calciumacetat oder Sevelamer, Calcitriol oder spezielle Multivitaminpräparate für Menschen mit Nierenfunktionsstörungen. Zudem gehen Krankheiten wie Diabetes mellitus und Bluthochdruck mit einem hohen Risiko für Beeinträchtigungen der Nieren einher. Einen Hinweis auf mögliche Grunderkrankungen geben der PTA die ärztlich verschriebenen Arzneimittel.

GFR-Stadium GFR (ml/min/1.73 m2) Bezeichnung
G1 ≥90 normal oder hoch*.
G2 60-89 leichtgradig eingeschränkt
G3a 45-59 leicht- bis mäßiggradig eingeschränkt
G3b 30-44 mäßig- bis hochgradig eingeschränkt
G4 15-29 hochgradig eingeschränkt
G5 <15 terminale Niereninsuffizienz
Tabelle 2: GFR-Stadien der chronischen Nierenerkrankung * im Vergleich zu jungen Erwachsenen Quelle: DEGAM-Leitlinie

Achtung Selbstmedikation

Einige gängige Medikamente sind für Nierenkranke nicht geeignet. Beispiel Schmerzmittel: Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen und Diclofenac sind als nierenschädigend bekannt. Sie verschlechtern die Durchblutung des Organs und senken die GFR. Ist die Niere bereits vorbelastet, können die Schäden irreversibel sein und sehr schnell auftreten. Weniger kritisch ist die topische Anwendung. Für die systemische Einnahme wäre Paracetamol eine Alternative. Den Wirkstoff baut vor allem die Leber ab. Weitere mögliche Optionen wie Metamizol, Opioide und Gabapentin müssen Ärzte verschreiben.

Häufig fragen Patienten in der Apotheke auch nach Nahrungsergänzungsmitteln. »Zur Osteoporose-Prophylaxe sollte man besser reines Vitamin D3 empfehlen als Präparate mit Calcium«, erklärt die Expertin. Der Grund: »Bei einer Nierenfunktionsstörung ist die renale Ausscheidung von Calcium reduziert. Es sammelt sich vermehrt an. Das kann eine Calcifizierung der Blutgefäße auslösen und damit Arteriosklerose begünstigen.« Vitamin D3 hingegen verbessert die Aufnahme von vorhandenem Calcium in die Knochen. Die zusätzliche Einnahme von Calcium sollte nur erfolgen, wenn der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin dies empfiehlt und regelmäßig die Serumspiegel kontrolliert.

Auch nach Magnesium fragen viele Patienten in der Apotheke. Hier gibt es Hinweise, dass die Supplementierung günstig sein könnte. Liegt bei Nierenkranken ein Magnesiummangel vor, so steigt womöglich ihr Mortalitätsrisiko, und die Nierenfunktion lässt weiter nach. Ausreichend Daten für eine starke Empfehlung fehlen jedoch noch. Die Rücksprache mit dem Arzt ist daher auch hier ratsam.

Mehr von Avoxa