Chronischen Husten behandeln |
Bei der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) sind die Atemwege dauerhaft entzündet, die Bronchokonstriktion ist hier allerdings anders als beim Asthma irreversibel. Der Husten ist meistens morgens am stärksten ausgeprägt und bringt einen zähen, mitunter bräunlich gefärbten Auswurf hervor. Der Konsum von Tabakprodukten gilt als wichtigster Auslöser einer COPD. Eine Vorstufe ist die durch das Rauchen induzierte chronische Bronchitis ohne Bronchialobstruktion.
Der sogenannte Raucherhusten ist ein Indiz dafür, dass die Selbstreinigungsmechanismen des Respirationstrakts überlastet sind und die Giftstoffe aus dem Zigarettenrauch durch die mukoziliäre Clearance nur noch eingeschränkt aus den Atemwegen entfernt werden können. Beim Husten tritt brauner, zähflüssiger Schleim zutage. Das Sekret wird vor allem nachts gebildet, weshalb morgendliche Hustensalven für viele Betroffene zum Aufstehen dazu gehören. Neben der übermäßigen Schleimproduktion sind Entzündungsreaktionen an der Bronchialschleimhaut Ursache für den Husten. Für viele Raucher ist ihr chronischer Husten allerdings schon so normal geworden, dass sie ihn kaum noch als krankhaft wahrnehmen und nur selten ärztliche Hilfe aufsuchen.
Damit sich das Bronchialsystem erholen kann und der Husten verschwindet, ist ein Rauchstopp unabdingbar. Die PTA kann zu Nikotinersatzpräparaten beraten, die es als Kaugummis, Pflaster, Lutschtabletten und Sprays gibt. Wichtig ist der Hinweis, dass sich der Raucherhusten unmittelbar nach Tabakabstinenz verschlechtern kann, da Zigarettenrauch und E-Zigarettendampf die Hustenrezeptoren weniger empfindlich machen.
Langanhaltender Husten kann in Ausnahmefällen auch infektiös bedingt sein. »In China nennen sie den Keuchhusten den Husten der 100 Tage«, erzählt Mülleneisen. Anders als viele denken, sei Keuchhusten (Pertussis) auch keine reine Kinderkrankheit. Da bei vielen Jugendlichen und Erwachsenen der Impfschutz nachlässt, erkranken sie häufiger daran. Bei Erwachsenen kann die Pertussis atypisch verlaufen und sich mit einem hartnäckigen, trockenen und schmerzhaften Husten äußern, der wochenlang anhalten kann und dann langsam von selbst wieder abklingt. Antitussiva können Linderung verschaffen.
»Bei Patienten, die unter einem trockenen Reizhusten leiden, macht auch eine Medikamentenanalyse Sinn«, sagt der Experte. So sei bei verschiedenen Arzneimitteln bekannt, dass sie auch bei Gesunden die Sensitivität des Hustenreflexes steigern können. Am geläufigsten ist dieser Effekt wohl bei den ACE-Hemmern. Sie inhibieren die Kininase II, die auch für die Inaktivierung des Entzündungsmediators Bradykinin verantwortlich ist. Zudem behindern ACE-Hemmer den Abbau von Substanz P und Prostaglandinen in der Bronchialschleimhaut. Unterschiede im Bradykininrezeptor könnten erklären, warum nur manche Menschen unter der Medikation eine erniedrigte Hustenschwelle und einen ACE-Hemmer-Husten entwickeln.
Gruppe | Wirkstoffe (Beispiele) | Kommentar | |
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ACE-Hemmer | Benazapril, Captopril, Enalapril, Lisinopril, Quinapril, Ramipril | Hustenreiz infolge eines verminderten Abbaus von Bradykinin und einer erhöhten Verfügbarkeit von Substanz P und Prostaglandinen | |
Sartane | Valsartan, Losartan, Candesartan, Olmesartan, Telmisartan | Husten als gelegentliche Nebenwirkung beschrieben | |
Betablocker | Bisoprolol, Carvedilol, Metoprolol, Propranolol, Atenolol, Nebivolol | bei Husten als Asthma-Äquivalent, Bronchospasmen | |
Antiarrhythmika | Amiodaron | kann eine Alveolitis verursachen, also eine Entzündung in und um die winzigen Lungenbläschen (Alveolen) und kleinsten Atemwege (Bronchiolen) | |
Chemo- und Immuntherapien | Methotrexat, Bleomycin, Mitomycin C, Busulfan, Checkpoint Inhibitoren | pulmonale Toxizität unter anderem mit Symptomen wie Husten und Atemnot | |
Opioide | Fentanyl | Induktion von Husten nach intravenöser Applikation | |
Antibiotika | Nitrofurantoin | kann Lungenreaktionen auslösen, die sich durch Kurzatmigkeit, Atembeschwerden bis hin zur Atemnot, trockenen Husten, Schmerzen im Brustkorb, und Fieber bemerkbar machen können | |
Inhalationsanästhetika | Desfluran, Isofluran, Sevofluran | respiratorische Effekte wie Husten möglich |
Betroffenen kann es helfen, auf ein Antihypertensivum einer anderen Wirkstoffgruppe umzusteigen. »Oft verschreiben Ärzte dann Sartane«, berichtet Mülleneisen. »Doch auch diese können einen trockenen Reizhusten verursachen, wenn auch seltener als die ACE-Hemmer.« Betablocker als eine weitere Alternative bei Bluthochdruck können ebenfalls Husten auslösen, da sie zu einer Bronchokonstriktion führen können. Das bereitet vor allem Patienten mit überempfindlichen Atemwegen Probleme. Zu den lungenschädigenden Arzneimitteln gehören auch das Antibiotikum Nitrofurantoin und das Antiarrhythmikum Amiodaron sowie bestimmte Chemo- und Immuntherapeutika (s. Tabelle 2).
Bei etwa einem Fünftel der Patienten mit chronischem Husten wird keine eindeutige Ursache für den Husten festgestellt (chronischer idiopathischer Husten). Bei den Betroffenen ist der Hustenreflex hochsensitiv. Ihnen können möglicherweise logopädische Maßnahmen oder eine physiotherapeutische Atemtherapie helfen.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.