Corona-Impfstoff in greifbarer Nähe |
Für das Vakzin, das das deutsche Unternehmen BioNTech entwickelt hat, soll kommende Woche in den USA die Zulassung beantragt werden. In der EU läuft der Zulassungsprozess bereits seit Oktober. / Foto: Getty Images/Geber86
Als erste westliche Hersteller veröffentlichten das Biotechnologie-Unternehmen Biontech und der Pharmakonzern Pfizer nun diese vielversprechenden Ergebnisse: Ihr Impfstoff BNT162b2 im Projekt »Lightspeed« (Lichtgeschwindigkeit) biete einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor Covid-19 – und das ohne bislang registrierte schwere Nebenwirkungen. Mehr als 43.500 Menschen hätten in der Phase-3-Studie mindestens eine von zwei Impfungen bekommen.
Bereits in der kommenden Woche planen die Unternehmen, eine Zulassung in den USA zu beantragen. In Europa prüft die europäische Zulassungsbehörde EMA den Impfstoff bereits seit Anfang Oktober in einem sogenannten Rolling-Review-Verfahren, bei dem die Studienergebnisse nicht gebündelt, sondern nach und nach an die Behörde geschickt werden, um Zeit zu sparen. Der Covid-19-Impfstoff von Biontech wäre der erste mRNA-Impfstoff überhaupt, der zugelassen wird.
Biontech und Pfizer rechnen damit, noch in diesem Jahr weltweit bis zu 50 Millionen Impfstoff-Dosen bereitzustellen. Im kommenden Jahr sollen es demnach bis zu 1,3 Milliarden Dosen sein. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) machte indes deutlich, dass bis die Bevölkerung im großen Stil geimpft werden könne, noch Monate vergehen könnten. Deutschland solle jedoch mit als erstes mit dem Impfstoff beliefert werden, wenn ein deutsches Unternehmen einen Impfstoff entwickele.
Mit der Frage, wer zuerst gegen Covid-19 geimpft werden sollte, hat sich die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut (RKI) befasst. Dabei musste sie die bislang noch nicht dagewesene Situation berücksichtigen, dass der Impfstoff noch nicht zugelassen und hinsichtlich der voraussichtlich knappen Impfstoff-Ressourcen eine Priorisierung erforderlich ist. Die STIKO hat daher zusammen mit dem Deutschen Ethikrat und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina ethische Rahmenbedingungen erarbeitet, nach denen eine solche Priorisierung erfolgen kann.
Aus dem entsprechenden Positionspapier ergibt sich, dass nach Zulassung eines Impfstoffs in Deutschland folgende Gruppen zuerst geimpft werden: Ältere, Menschen mit Vorerkrankungen, Mitarbeiter in Krankenhäusern und Pflegeheimen, Mitarbeiter von Gesundheitsämtern und Sicherheitsbehörden, Polizisten, Feuerwehrleute, Lehrer und Erzieher.
Auch Menschen, die etwa in Heimen für Obdachlose oder Asylbewerber sehr beengt untergebracht seien, sollten dazuzählen, wie die Ethikrat-Vorsitzende Alena Buyx erläuterte. Noch seien genaue Feststellungen zur Priorisierung nicht getroffen, also nicht alle bevorzugten Gruppen genau identifiziert. Der Vorsitzende der STIKO, Thomas Mertens, sagte, bis spätestens Ende des Jahres sollten die Empfehlungen konkreter sein. Die Priorisierung müsse dann von den Verantwortungsträgern der Politik festgesetzt werden.
Im Rahmen der nationalen Impfstrategieplant die Bundesregierung gemeinsam mit den Bundesländern rund 60 Impfzentren. Dort soll geimpft werden und auch die notwendige durchgehende Kühlung des Impfstoffs bei minus 60 bis minus 80° C gewährleistet sein. Es sind jedoch auch mobile Impftrupps vorgesehen. Bewohner von Altenheimen sollen beispielsweise nicht in Omnibussen zu einem Impfzentrum gebracht werden müssen.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.