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Covid-19 und Grippe im Vergleich

Coronavirus und Influenzaviren – bei der Diskussion um Maßnahmen gegen die Covid-19-Pandemie wird häufig die Grippe zum Vergleich herangezogen, an der allein in Deutschland in dieser Saison nach Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) bereits mehr als 200 Menschen gestorben sind. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nennt nun wichtige Gemeinsamkeiten und Unterschiede.
dpa/Katja Egermeier
10.03.2020  16:30 Uhr

Symptome und Übertragung

Ähnlich ist laut WHO die Ausprägung der Infektionskrankheiten: Sowohl Covid-19 als auch Influenza sind von einem Virus verursachte Atemwegserkrankungen, deren Verlauf sehr unterschiedlich sein kann – von symptomlos oder mild bis hin zu sehr schwer, mitunter sogar tödlich.

Beide Erreger werden vorwiegend über Tröpfchen etwa beim Sprechen oder Husten oder auch direkten Kontakt übertragen. Darum greifen bei beiden auch die gleichen Vorsichtsmaßnahmen: gute Handhygiene, in den Ellbogen oder ein Taschentuch husten, Kontakt zu Infizierten vermeiden.

Die Geschwindigkeit der Ausbreitung

Hier gibt es laut WHO Unterschiede: Influenza kann sich schneller verbreiten als Covid-19. Grund ist die kürzere Inkubationszeit der Grippe zwischen Ansteckung und der Ausbildung erster Symptome. Auch erfolgten bei Influenza die Ansteckungen in den Infektionsketten rascher aufeinander: Bei Covid-19 liege dieses Intervall bei etwa 5 bis 6 Tagen, bei Influenza bei 3 Tagen.

Hinzu komme, dass bei Influenza oft schon vor der Ausprägung von Symptomen weitere Menschen angesteckt würden. Bei Covid-19 seien zwar Übertragungen 24 bis 48 Stunden vor dem Auftreten von Symptomen bekannt, sie seien aber nach derzeitigem Kenntnisstand anders als bei der Grippe selten und spielten für die Weiterverbreitung kaum eine Rolle.

Die Ansteckungsrate

Ein weiteres wichtiges Kennzeichen ist die Ansteckungsrate. Das neue Coronavirus Sars-CoV-2 wird nach WHO-Daten von einem Infizierten im Mittel an zwei bis zweieinhalb weitere Menschen weitergegeben – und damit an mehr als bei Influenza. Wegen der unsicheren Datenlage und verschiedenen den Wert beeinflussenden Effekten sei ein Vergleich bei diesem Aspekt aber nur eingeschränkt möglich, heißt es von der WHO.

Covid-19 Influenza
Erreger Coronavirus SARS-CoV-2 Orthomyxoviren vom Typ A, B oder C
Übertragunsweg Tröpfcheninfektion, Schmierinfektion möglich Tröpfcheninfektion, Schmierinfektion möglich
Inkubationszeit 5 bis 6 Tage (Spannweite 1 bis 14 Tage) 1 bis 2 Tage
Symptome unspezifisch, vielfältig
häufigste Symptome: Fieber, Husten
(Stand März 2020)
häufigste Symtpome: Fieber, Husten, Halsschmerzen, Muskel- und/oder Kopfschmerzen,

weitere Symptome: allgemeine Schwäche, Schweißausbrüche, Rhinorrhö, selten auch Übelkeit/Erbrechen und Durchfall
Risikogruppen für schwere Verläufe - ältere Menschen
- Raucher
- Menschen mit bestimmten Vorerkankungen
(koronare Herzerkrankung, Asthma, chronische Bronchitis, chronische Lebererkankung, Diabetes mellitus, Krebserkrankung)
- Personen mit geschwächtem Immunsystem
- Kinder
- Schwangere
- ältere Menschen
- Menschen mit chronischen Erkrankungen
- Menschen mit geschwächtem Immunsystem
Krankheitsverlauf symptomlos bis schwere Pneumonien mit Lungenversagen und Tod,
14 Prozent schwere Verläufe,
6 Prozent kritische bis lebensbedrochliche Verläufe
plötzlicher Erkrankungsbeginn,
schwere Verläufe sind selten, wenn, dann meist mit pulmonale Komplikationen
Dauer der Ansteckungsfähigkeit noch keine zuverlässigen Daten vorhanden
(Stand März 2020)
im Schnitt 4 bis 5 Tage ab Auftreten der ersten Symptome
Behandlung noch keine spezifische Therapie vorhanden,
symptomatische Behandlung mit fiebersenkenden Mitteln, Therapie etwaiger bakterieller Zusatzinfektionen, unter Umständen mechanische Beatmung
(Stand März 2020)
antivirale Medikamente
Impfung mit einem Impfstoff wird erst in mehr als einem Jahr gerechnet (Stand März 2020) Schutzimpfung
Covid-19 und Grippe auf einen Blick

Coronavirus und Grippe bei Kindern

Erhebliche Unterschiede gibt es im Bezug auf Kinder: »Kinder sind bedeutsame Treiber für die Übertragung von Influenzaviren in der Gemeinschaft«, so die WHO. Für den Covid-19-Erreger zeigten erste Auswertungen, dass Kinder weniger betroffen sind als Erwachsene und nur selten deutliche Symptome entwickeln. Vorläufige Daten lassen demnach zudem annehmen, dass Kinder sich vor allem bei Erwachsenen ansteckenm, Erwachsene aber umgekehrt kaum bei Kindern.

Schwere Verläufe

Schwere bis lebensbedrohliche Verläufe gibt es nach bisherigen Auswertungen bei Covid-19 häufiger als bei der Grippe. Der WHO zufolge ist der Verlauf bei 15 Prozent der Infizierten so schwer, dass eine zusätzliche Versorgung mit Sauerstoff nötig wird. Bei 5 Prozent der Infizierten ist demnach künstliche Beatmung nötig. Auch die Todesrate liegt wohl höher als bei der normalen saisonalen Grippewelle – exakte Angaben lassen sich dazu aber derzeit kaum machen.

Risikogruppen

Bei Influenza gelten als besonders von schweren Verläufen betroffene Risikogruppen Kinder, Schwangere, Ältere sowie Menschen mit chronischen Krankheiten oder geschwächtem Immunsystem. Bei Covid-19 gehören Kinder und Schwangere nach derzeitigem Wissensstand nicht zu den Risikogruppen.

Behandlung und Vorsorge

Zu beachten ist auch der Unterschied bei den Möglichkeiten für Behandlung und Vorsorge. »Zwar gibt es bereits eine Reihe klinischer Tests von Medikamenten in China, und es sind mehr als 20 Impfstoffe gegen Covid-19 in der Entwicklung, bisher aber gibt es keine zugelassenen Impfstoffe oder Therapien für Covid-19«, so die WHO. Bei Influenza hingegen gebe es sowohl schützende Impfungen als auch zugelassene antivirale Medikamente.

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