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Haltbarkeit bewerten

Creme mit Harnstoff

Die Abschätzung der Haltbarkeit freier Rezepturarzneimittel ist nicht immer einfach. PTA Gabi Galenik soll aufgrund einer ärztlichen Verordnung auf grünem Rezept die abgebildete Creme herstellen. Sie macht sich sogleich an die Plausibilitätsprüfung.
Andreas Melhorn
05.04.2023  09:00 Uhr

Man kann sich bei der Abschätzung der Haltbarkeit an standardisierten Rezepturformeln oder Herstellerinformationen orientieren. Tabellen mit Standardfristen unterscheiden zwischen Darreichungsformen, Packmitteln und Konservierung, müssen aber hinterfragt werden. Kapitel I.4.2.1. »Festlegung der Aufbrauchfrist nach pharmazeutischer Qualität« des DAC/NRF liefert eine entsprechende Tabelle und ein Fließdiagramm, wie damit zu verfahren ist.

Gabi fällt sofort auf, dass der Creme kein Konservierungsmittel zugesetzt wird. Prinzipiell handelt es sich um eine kleine Menge an Creme, es wäre also vermutlich unproblematisch, die Haltbarkeit für alle Fälle niedrig anzusetzen, dennoch muss geprüft werden, ob ein Konservierungsmittel notwendig ist. Gabi muss außerdem prüfen, ob es sich um eine hydrophile oder eine lipophile Creme handelt, denn daraus ergeben sich unterschiedliche Haltbarkeiten. Doch zunächst wirft Gabi einen Blick auf die Stoffe im Einzelnen. Sie sucht sich im DAC/NRF eine Harnstoff-Creme heraus, um dort noch einmal über dessen Wirkung nachzulesen.

Bei der »Hydrophilen Harnstoff-Creme 5 %/10 %« (NRF 11.71.) wird sie fündig. Harnstoff wird häufig verordnet. Er ist ein natürlicher Feuchthaltefaktor in der Haut und kann dementsprechend bei trockener Haut eingesetzt werden. Abhängig von der Grundlage zeigt er unterschiedliche Wirkung. In hydrophilen Cremes verarbeitet, zeigt er eine schnelle Wirkung in den oberen Hautschichten. Aus lipophilen Cremes penetriert er die Haut langsam und gleichmäßig und erzielt eine gute Tiefenwirkung. Wird er bei Hautkrankheiten eingesetzt, die die Barrierefunktion der Haut herabsetzen, kann er den Hautzustand verbessern. In hohen Konzentrationen wirkt Harnstoff unter anderem keratolytisch. Harnstoff löst sich sehr leicht in Wasser, in Fetten und Ölen ist er aber praktisch unlöslich. In hohen Konzentrationen wird Harnstoff suspendiert in wasserfreien Grundlagen verarbeitet und wirkt keratolytisch. In den meisten Fällen wird er allerdings gelöst. Aus diesem Grund werden der Creme 6 Gramm Wasser zugesetzt. Der Harnstoff löst sich darin und kann anschließend in die Creme eingerührt werden.

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