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Viren

Das bringen Atemschutzmasken

In China sind sie teilweise vorgeschrieben, in Deutschland schon in Teilen ausverkauft: Atemschutzmasken. Sie sollen vor Infektionen schützen, doch wie sinnvoll ist das Tragen der Masken?
Carolin Lang
31.01.2020  17:00 Uhr

Nicht nur in China greifen mehr und mehr Menschen aus Angst vor dem neuen Coronavirus zur Schutzmaske – in Frankreich ist laut der Nachrichtenagentur dpa der Verkauf von Schutzmasken in Apotheken im Januar deutlich gestiegen. Und auch hierzulande lässt die Sorge vor einer Einschleppung des Erregers die Verkaufszahlen steigen. »In vielen Apotheken bundesweit werden die Masken verstärkt nachgefragt«, sagte Ursula Sellerberg von der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände gegenüber dpa. Aus einigen Teilen Deutschlands wird mittlerweile berichtet, dass die Produkte in Apotheken ausverkauft sind.

Das Tragen von Schutzmasken soll vor einer Tröpfcheninfektion mit den Viren schützen. Bei dieser Form der Infektion werden Krankheitserreger, die in kleinen Speicheltröpfchen in der Luft vorliegen, durch Einatmen dieser Tröpfchen aufgenommen. Die Tröpfchen haben dabei je nach Größe eine unterschiedliche Reichweite. Partikel mit einem Durchmesser von 5 µm oder mehr sinken rasch zu Boden und haben somit nur eine Verbreitungsreichweite von rund einem Meter. Tröpfchen mit einem Durchmesser von weniger als 5µm können über längere Zeit in der Luft schweben und sich somit über eine größere Distanz verbreiten.

Vom SARS-Virus, das dem neuen Erreger stark ähnelt, ist bekannt, dass es hauptsächlich durch Tröpfcheninfektion auf kürzere Distanz übertragen wurde. Aufgrund der großen Ähnlichkeit zu dem neuen Coronavirus ist hier vom gleichen Infektionsweg auszugehen.

Schutzmasken sollen die infektiösen Tropfen abfangen. Doch Maske ist nicht gleich Maske: Es gibt eine Vielzahl von Produkten, die mehr oder minder gut vor einer Virusinfektion schützen. Generell können Atemschutzmasken in Voll-, Halb- und Viertelmasken eingeteilt werden, je nachdem, welche Teile des Gesichts durch die Maske verdeckt werden. Die Vollmasken reichen über das gesamte Gesicht, Halbmasken über Mund, Nase und Kinn und lassen somit die Augenpartie frei. Die Viertelmasken bedecken nur Nase und Mund.

Mund-Nasen-Schutz der Chirurgen

Der aus dem Operationssaal bekannte Mund-Nasen-Schutz (MNS) ist keine klassische Atemschutzmaske, die per Definition dem Schutz des Trägers dient. Der MNS hingegen soll vor allem die Verbreitung von Tröpfchen in die Umgebung durch den Träger verhindern. Er soll im Operationssaal also den Patienten schützen. Da ein MNS nicht dicht anliegt, schützt er den Tragenden nicht komplett selbst vor einer Tröpfcheninfektion. Mund und Nase des Trägers können durch die Maske aber vor Berührungen durch kontaminierte Hände geschützt werden.

Zum eigenen Schutz vor einer Tröpfcheninfektion dienen hingegen die Partikel-filternden Halbmasken (filtering face piece, FFP), die ganz oder teilweise aus nicht auswechselbarem Filtermaterial bestehen. Denn diese reduzieren infektiöse Aerosole in der eingeatmeten Luft. Die zu den Halbmasken gehörenden Atemschutzfilter werden nach der Europäischen Norm DIN EN 149 geprüft. Dabei wird auf die sogenannte Gesamtleckage geprüft, die sich aus Filterdurchlass und Undichtigkeit zwischen der Dichtlinie der Maske und dem Gesicht des Trägers zusammensetzt. Je nachdem wie dicht die Masken sind, wird zwischen den Klassen FFP1, FFP2 und FFP3 unterschieden. Für die FFP-Masken gibt es im Gegensatz zum MNS keine mikrobiologische Prüfung. Allerdings geht man davon aus, dass die verwendeten Prüfsubstanzen auch das Abscheideverhalten von Viren, Bakterien und Pilzen mit einschließen. Bei FFP1 darf die Gesamtleckage maximal 22 Prozent, bei FFP2 maximal 8 Prozent und bei FFP3 maximal 2 Prozent betragen. 

Korrekter Sitz ist wichtig

Grundsätzlich ist eine korrekte Anwendung der Masken Voraussetzung für deren Wirksamkeit. Die oben angegebenen Werte können nur erreicht werden, wenn die Maske dicht am Gesicht anliegt. Das kann den Atemwiderstand leicht erhöhen. Teilweise verfügen die FFPs über ein Ausatemventil, das den Widerstand verringern und somit für eine geringere Belastung beim Tragen sorgen soll. Ob die Maske dicht sitzt, kann überprüft werden, indem man das Ausatemventil verschließt und mit leichtem Ausatmen einen Überdruck erzeugt, der dann bestehen bleiben sollte. Barthaare können die Schutzwirkung negativ beeinträchtigen.

»In der Regel stellt das Tragen einer gut angepassten FFP2- Maske aber einen geeigneten Schutz vor infektiösen Aerosolen, einschließlich Viren dar, da davon ausgegangen werden kann, dass diese an kleinste Tröpfchen oder Tröpfchenkerne gebunden sind«, heißt es in einer Empfehlung zur »Infektionsprävention im Rahmen der Pflege und Behandlung von Patienten mit übertragbaren Krankheiten« der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert-Koch-Institut (RKI).

Keine generelle Empfehlung für Schutzmasken

Für die allgemeine Bevölkerung spricht das RKI keine Empfehlungen zum Tragen von Schutzmasken aus, lediglich für das Pflegepersonal in Krankenhäusern, medizinischen Einrichtungen und Heimen. In Bezug auf den Influenzavirus empfiehlt das Institut zum Beispiel, als präventive Maßnahme beim Betreten des Zimmers eines Influenza-Patienten einen MNS als Teil der Schutzausrüstung zu tragen. Bei Tätigkeiten direkt am Patienten, solle dieser ebenfalls einen MNS tragen. Tut er dies nicht, empfehle es sich, dass das Personal eine FFP2-Maske trage. Im Umgang mit Coronavirus-infizierten Patienten empfiehlt das RKI dem Pflegepersonal, neben anderen Präventionsmaßnahmen, mindestens eine FFP2-Maske als Atemschutz zu tragen. Der Patient soll zudem einen mehrlagigen MNS tragen.

Infektionsexperten halten das Tragen von Atemschutzmasken in Deutschland derzeit für unnötig. »Persönlicher Schutz ist im Augenblick vollkommen unsinnig«, sagte der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie, Professor Dr. Bernd Salzberger vom Universitätsklinikum Regensburg, gegenüber dpa. Die Gesundheitsbehörden kümmerten sich »hervorragend«, darauf könnten sich die Bürger verlassen. Auch er bestätigt, dass der MNS nicht zum Schutz vor Ansteckungen gemacht ist: »Der Schutz vor einer Infektion von außen ist sehr, sehr schlecht damit«, so Salzberger. Zum Schutz vor Viren empfehlen Experten gewöhnliche Hygienemaßnahmen: regelmäßiges Händewaschen, Desinfektionsmittel und Abstand zu Erkrankten von mindestens einem Meter.

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