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Wenn die Kollegen mehr verdienen

Das passende Gehalt verhandeln

Wer als Mitarbeitender in einer Apotheke erfährt, dass er deutlich weniger verdient als andere Kolleginnen und Kollegen mit vergleichbarer Ausbildung und Tätigkeit, ist verständlicherweise verärgert und enttäuscht. Mit der richtigen Vorgehensweise kann es gelingen, in einem gut vorbereiteten Gespräch mit Chefin oder Chef eine angemessene Gehaltsanpassung zu erreichen.
Andreas Nagel
04.01.2022  09:00 Uhr
Das passende Gehalt verhandeln

Über Geld spricht man nicht ‒ dieser Grundsatz ist in Deutschland weit verbreitet. Mit Aussagen über die Höhe des Gehalts halten sich viele Arbeitnehmer daher zurück. In vielen Unternehmen ist es zudem unerwünscht, dass Kollegen miteinander über die Höhe ihres Gehalts sprechen, weil sich der Gesprächspartner mit dem niedrigeren Gehalt nach derartigen Vergleichen oft ungerecht behandelt fühlt. Beispiel: Wer ein Gehalt von 2500 Euro bezieht und erfährt, dass die übrigen Kollegen nur 2300 Euro erhalten, ist mit seinem Gehalt vermutlich sehr zufrieden. Wenn alle anderen Kollegen hingegen 2700 Euro erhalten würden, wäre man mit dem Gehalt trotz unveränderter Höhe von 2500 Euro plötzlich äußerst unzufrieden.

Zufriedenheit entsteht also nicht nur durch die absolute Höhe des Gehalts, sondern auch durch den Vergleich mit den Gehältern anderer Mitarbeiter. Vielleicht kennen Sie die Redewendung: »Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit«. Wer nach einem Gehaltsvergleich mit Neid und Ärger reagiert, schadet allerdings nur dem eigenen Wohlbefinden. Nutzen Sie höhere Gehälter von Kollegen eher als Motivation, diesen Gehaltsvorsprung möglichst schnell aufzuholen. Betrachten Sie höhere Gehälter als Beweis, dass es für Ihr eigenes Gehalt offenbar noch Spielraum nach oben gibt.

Gehalt analysieren

Überprüfen Sie zunächst die Angemessenheit Ihres derzeitigen Gehalts durch eine gründliche Recherche. Die wichtigsten Einflussfaktoren auf das Gehalt sind in den meisten Fällen der Standort und die Größe der Apotheke sowie Ihre Ausbildung, Ihre Berufserfahrung und eventuelle Zusatzqualifikationen. Ermitteln Sie die Höhe der üblichen Gehälter, indem Sie die Jobbörsen der regionalen Apothekerkammern und Apothekerverbände sowie Internet-Jobbörsen und Stellenanzeigen in Fachzeitschriften prüfen. So erhalten Sie einen Eindruck davon, was regional »üblich« ist und ob überwiegend tariflich oder übertariflich gezahlt wird.

Fragen Sie sich bei angeblich höheren Gehältern von Kollegen, ob die Aussagen und Informationen über die Gehaltshöhe wirklich glaubwürdig sind und ob Sie diese Informationen in einem späteren Gehaltsgespräch verwenden wollen. Vielleicht ist es Ihren Kollegen unangenehm, wenn eine im Vertrauen gegebene Informationen zum Gehalt für ein Gespräch mit ihrem gemeinsamen Chef genutzt wird. Verwenden Sie Ihre Informationen in diesem Fall nur zur Festlegung Ihres persönlichen Gehaltsziels.

Analysieren Sie auch, ob Ihre eigene Tätigkeit mit der Tätigkeit der besser verdienenden Kollegen wirklich vergleichbar ist. Beziehen Sie in diesen Vergleich nicht nur die fachliche Qualifikation und die Berufserfahrung ein, sondern auch Spezialkenntnisse, absolvierte Fortbildungen, die bisherige Arbeitsleistung und die Übernahme von Sonderaufgaben. So erkennen Sie, ob es nachvollziehbare Gründe für unterschiedlich hohe Gehälter gibt.

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